Kapitel 211

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Leo zog Sascha hinter sich her. Ehe er sich versah, fand er sich im Bürotrakt der Agentur wieder und wurde auf das Besuchersofa im Büro seiner Tante gedrückt. Seine Cousine setzte sich neben ihn und starrte ihn aus funkelnden Augen an. Das bedeutete definitiv Ärger. Ein leises Klopfen an der Tür ertönte, ehe sie geöffnet wurde. Maja! Okay, sie war die sanfteste von seinen drei Kindheitsfreundinnen. Tessa war die Vorlaute mit der größten Klappe, Leo, die Entschlossene ohne Rücksicht auf Verluste und Maja, die Sanfte, die keinem Unrecht antun wollte. Okay, dann war sie vielleicht seine Rettung. Sascha schlug sich innerlich vor die Stirn. War er eigentlich ein erwachsener Mann oder eine Maus? „Ich habe uns Kakao und ein paar Plätzchen mitgebracht." Maja deutete auf das Tablett mit drei Tassen und einem großen Teller in der Hand. Na, prima! Wie lange sollte das denn hier dauern? „Super!" Leo griff sofort zu, als Maja alles auf dem Tisch abgestellt hatte. „Hier!" Sie drückte Sascha eine Tasse in die Hand. „Danke!" Okay, er war kein Mann, sondern eine Maus, so wie er piepste. Schnell schnappte er sich eins von den Plätzchen und stopfte es sich in den Mund. Dann konnte er wenigstens erst einmal nichts mehr sagen, während er gemütlich kaute. „So, und jetzt erzählst du uns, wo dein dämliches Problem mit meiner Schwester liegt." Leo hatte ihn scheinbar beobachtet und gewartet bis er alles heruntergeschluckt hatte. Toll! Was sollte er denn jetzt machen? Vielleicht sich erst einmal ein neues Plätzchen schnappen und beim Kauen überlegen. Seine Hand wanderte zum Teller. Vielleicht waren zwei Plätzchen besser als nur eins. „Ich hatte heute ein ziemlich straffes Training", entschuldigte er sich noch schnell und griff mit seiner zweiten Hand nach weiteren zwei Plätzchen. Leo schüttelte nur den Kopf und Maja rollte mit den Augen. Okay, vielleicht war das wirklich etwas jämmerlich, aber.....ja, was aber? Aber eigentlich hatte er keine Lust sich vor den beiden für irgendetwas zu rechtfertigen. Schließlich hatte er keinen Fehler gemacht, weil er sich die ganze Zeit gut unter Kontrolle hatte.....aber.....aber dieser beschissene Engländer. Der sollte hier jetzt eigentlich auf dem Sofa sitzen und von den beiden Mädels angegangen werden. „Tom!" Quetschte er sich sauer zusammen mit einer Fuhre Kekskrümeln heraus. „Mensch Saschi, kannst du nicht erst einmal herunterschlucken und hier nicht wie ein Krümelmonster durch die Gegend spucken!" Da kam bei Leo die Mutter durch und er fühlte sich gleich wieder wie ein kleiner zurechtgewiesener Junge. Super! Aber Recht hatte sie ja. „Was hat Tom denn mit deinem saudämlichen Verhalten gegenüber Delphie zu tun?" Leo schüttelte verständnislos den Kopf. Na, die war ja gut. „Hast du keine Augen im Kopf? Der baggert Delphie doch ständig an. Hast du nicht mitbekommen, wie lange die beiden im Keller verschwunden waren, um den Sekt zu holen? Der Typ hat sich da einfach bei ihr eingezeckt, dabei ist sie dafür viel zu jung. Und er ist viel zu alt für sie. Du solltest dir lieber mal ihn vornehmen, als mich hier zur Rede zu stellen", platzte es sauer aus ihm heraus. Diesmal ohne Kekskrümel. „Wow!" Hatte Maja das echt noch nicht bemerkt? „So wie du gerade abgehst, frisst dich das ja mächtig an." Ließ sie das etwa kalt? Sie war Toms Schwägerin und konnte das ja wohl trotzdem nicht gut heißen. Sascha bezweifelte, dass sie es gut finden würde, wenn er sich an Stella oder Luna machte. Also er würde bei Rosa platzen. Na ja, nicht nur bei Rosa. .... „Ich habe zwei Augen im Kopf", kam es von seiner Cousine Leo. Ja, und die funkelten schon wieder. Aber diesmal belustigt. „Und diese beiden Augen sehen da einen Kerl, der ziemlich eifersüchtig ist. Die Frage ist nur, warum." „Das habe ich doch gerade erklärt." Sprach er chinesisch oder wieso hatte sie ihn nicht verstanden? „Tom, dieser Pädophile hat sich an Delphie rangemacht." „Ho, ho, ho, jetzt aber mal ganz vorsichtig mit solchen Anschuldigungen." Diesmal war es Maja, die ihn irgendwie sauer anfunkelte. Okay, Tom war ihr Schwager. Trotzdem musste sie doch einsehen, dass..... „Bei einer fast Siebzehnjährigen kann man da ja wohl nicht von Pädophilie reden." Hatte Leo einen Knall? „Vielleicht nicht, wenn sie mit Benny zusammen wäre, der genauso alt wie sie ist...." „Ach und bei dem würde es dich nicht stören?" Leo schmunzelte ihn an. Das machte ihn so langsam wütend. „Natürlich nicht", verteidigte er sich schnell. Jetzt fing die auch noch an zu lachen! „Deshalb hast du ihn auch mit Blicken gevierteilt als er eben mit Fini gesprochen hat." „Das stimmt...." Sascha brach ab und verschluckte das doch gar nicht, weil es stimmte. Er hatte Benny böse Blicke zugeworfen und nicht besorgte, wie er es vorgehabt hatte. „Schön, dass du mir recht gibst. Dann können wir ja jetzt vernünftig reden." „Du bist total verschossen in Delphie", mischte sich Maja grinsend ein. „Sie ist ja auch total süß." Okay, leugnen half ja nichts. Er war sowieso schon durchschaut. „Und, was nützt es? Sie ist mit Tom zusammen." Dieser Satz brachte sofort dieses brennende Gefühl in seiner Brust zurück. „Wie kommst du denn auf den hohlen Ast?" „Na ja, ich habe sie ein paarmal zusammen gesehen. Und im Stadion saßen sie zusammen gekuschelt in der Kabine vor dem Auftritt. Auf meinem Platz!" Ja, das hatte Sascha noch den Rest gegeben. Es war ja fast so, als hätte seine Cousine den Platz extra ausgesucht, um mit ihrem Freund auf seinem Platz unter seinem stellvertretenden Foto rumzumachen. „Das war früher Papilis Platz", wurde er sofort von seiner Cousine korrigiert. Und was änderte das an der grundlegenden Tatsache? Vielleicht wusste Leo ja nicht wirklich, was im Leben ihrer Schwester abging. Er hatte das schließlich mit eigenen Augen gesehen.

Schuss und Treffer Tanz mit dem Ball Fortsetzung   Teil 15  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt