Kapitel 214

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„Pass mal auf, wie du von meinem Lieblingspulli sprichst." Tessa schaute Delphine mit zusammengekniffenen Augen an. „Dein Lieblingspulli? Willst du mich verarschen?" Also, dass die Schwangerschaftshormone zu ungeahnten und unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen führten, das hatte Delphine ja schon bei Leokardia mitbekommen. Aber, dass sie auch zu spontaner Intelligenzminderung führten, war ihr neu. „Wieso solltest du mir deinen Lieblingspulli anschleppen und als meinen verkaufen wollen, wenn du weißt, dass das deiner ist?" Hoffentlich war der Satz gerade nicht zu kompliziert formuliert, wenn es so eine Minderung wirklich gab. „Hattest du keinen Platz mehr in deinem eigenen Schrank, oder wie?" Tessa fing an zu lachen. Okay, diese Hormone führten scheinbar auch zu leichtem Wahnsinn. „Der war richtig gut. Könnte glatt von mir sein. Ich mag deine große Klappe echt. Früher habe ich dich immer für so eine total spaßbefreite Zicke gehalten." Okay, diese Hormone sorgten scheinbar auch für den Verlust der Gedanken- und Sprachausgabekontrolle. Obwohl, das könnte auch einfach nur Tessa sein. Die nahm ja selten ein Blatt vor den Mund. „Und weil ich dich so mag, erzähle ich dir jetzt mal, warum ich dir wirklich meinen Pullover gebracht habe. Saschi hat meinen Erpel bei dem Auswärtsspiel total verrückt gemacht, weil er wusste, dass Tom bei dir ist. Und deshalb sollte ich euch stören und die Lage sondieren. Mir ist als Vorwand aber nichts anderes als der Pulli eingefallen." Delphine traute ihren Ohren nicht. Das hieß ja, dass Sascha eifersüch......Blödsinn!  Sascha war nur um sie besorgt. Ja, wahrscheinlich war das nur der große Bruder in ihm. Aber immerhin erklärte das die Nummer mit dem Pulli. In Delphine breitet sich so etwas wie Erleichterung aus......wenn der Pulli nicht der Hexe gehörte, dann.....dann hatte das immer noch nichts zu bedeuten. Immerhin hatte sie sie in dem Café Händchen halten sehen und beim Auftritt. „Prima, dann wäre das ja geklärt! Da oben wartet nämlich garantiert eine Fuhre Plätzchen auf mich." Tessa drehte sich grinsend zur Tür. Diesmal hielt Phil seine Schwester und nicht Delphine am Arm fest. „Du bleibst noch schön hier, denn so wie Marshmallow schaut, ist hier noch gar nichts geklärt und ich brauche deine Unterstützung." „Okay, dann aber flott!" Tessa drehte sich wieder um. „Wo drückt der Schuh noch? Ich habe nämlich Hunger." „Wann hast du den nicht", rutschte es Delphine heraus. Ja, dass Tessa ein Fressroboter war, hatte sogar sie schon mitbekommen. Phil quittierte den Satz nur mit einem Lachen und klopfte ihr auf die Schulter. Um wirklich nicht unnötig Zeit zu verschleudern, zählte sie die Fragen auf, die ihr gerade durch den Kopf gegangen waren. „Also, das vor der Kabine kann ich klären. Eigentlich wollte Saschi zu dir, um dir den Beruhigungstee zu bringen, den er extra für dich besorgt hat." Was? Sascha hatte für sie auch Tee gekauft. Das war ja....das war ziemlich nett, aber.... „Nein, du brauchst gar nicht an großer Bruder zu denken." Phil schüttelte seinen Kopf. Wieso konnte der überhaupt ihre Gedanken lesen? „Ich habe meinen Schwestern noch nie einen Tee gekauft, geschweige denn eine Luxusthermoskanne." „Stimmt, hat er noch nie", nickte Tessa sofort zustimmend und biss von einem Schokoriegel ab, den sie aus ihrer Hosentasche gezaubert hatte. „Den Tee habe ich übrigens an die Kids verteilt, weil du ja schon von England Tom versorgt wurdest. Das hat Sascha übrigens mächtig angefressen", kam es schmatzend aus Tessas Mund. Okay, das erklärte dann vielleicht auch, warum er ihr nach der Vorstellung scheinbar aus dem Weg gegangen war. Enttäuschung führte zu so mancher komischen Reaktion. „Das Händchenhalten kann ich dir auch nicht erklären. Ich kann mir nur vorstellen, dass es von Nina ausging. Die ist wie so eine fette unangenehme Schmeißfliege, die du auch nicht mehr los wirst." Tessa zuckte mit den Schultern, während sich in Delphines Kopf alles wie ein Puzzle zusammensetzte. Vielleicht hatte sie da Sascha doch unrecht getan. „Dann sollte ich wohl das Insektenspray herausholen, um sie zu vertreiben. Obwohl..." Wozu? „Sascha ist ja immer noch mein Cousin. Also wozu die ganze Debatte. Das ist doch Familie und Inzest oder so." Manno, das war aber auch mal blöd! „Also das ist ja Quatsch. Eine Beziehung zwischen Cousin und Cousine ist sogar vom Gesetz her erlaubt", durchbrach Phil ihre negativen Gedanken. „Echt?" Das überraschte Delphine. Dann....dann stand ja ihr und Sascha nichts mehr im Weg.....und da waren die nächsten Gedanken. „Was ist aber, wenn wir mal Kinder haben wollen. Das ist doch garantiert verboten." Ja, Sascha würde irgendwann welche haben wollen und dann war Schluss mit lustig, weil das nicht ging. Und das war dann der Anfang vom Ende. Das wusste doch jeder. Nee, das konnten sie sich dann auch gleich von Anfang an ersparen. Wieder schüttelte Phil den Kopf. „Nö, selbst das ist erlaubt und höchstens etwas risikoreicher. Selbst bei den Zuchthunden haben die da keine Probleme und die achten noch viel mehr auf die Auswahl als wir Menschen." Okay, aber.....aber eigentlich fiel Delphine nichts mehr ein, was gegen sie und Sascha sprach, außer dass er gerade nicht hier war. Das bedeutete sie musste flux aus dem Keller nach oben, um mit ihm das alles zu klären. Sie stürzte zur Tür. „Stop, Marshmallow." Delphine hielt kurz inne. „Mache es ihm aber nicht zu leicht." Phil zwinkerte ihr zu. „So wie es aussieht, muss ich dann ja wohl auch nicht mehr länger wie ein Mönch leben." Phil schnaufte theatralisch auf. „Du wie ein Mönch leben!" Tessa gackerte los und hielt sich den Bauch vor lachen. „Ja, Mönch. Erinnerst du dich noch an Neujahr, Marshmallow?" Ja, das tat Delphine und sie spürte, wie ihr die Wärme ins Gesicht stieg. „Ich habe Marshmallow versprochen, dass ich auf sie warte bis sie 30 ist und sie dann heirate, wenn es noch kein anderer getan hat." „Man, man, man müsst ihr Restalkohol im Blut gehabt haben." Tessa schüttelte ihren Kopf und bekam den nächsten Lachanfall. „Dir fallen auch die blödesten Ideen ein, nur um nicht wirklich eine Beziehung eingehen zu müssen." Sie klopfte Phil auf die Schulter. „Scheiße, dann ist dir ja gerade wieder eine Ausrede weggebrochen." Phil zog einen Flunsch, legte seine Hand auf sein Herz und klimperte mit seinen Wimpern. „Siehst du, in welch unangenehme Lage du mich bringst, Marshmallow."  Delphine musste auch lachen. „So, jetzt aber ab zu Grinchie, damit ihn endlich auch der Weihnachtsgedanke ergreifen kann." Phil stupste sie mit seiner Schuler auffordernd an. „Grinchie?" Das musste erst noch geklärt werden. War Sascha etwa ein Weihnachtsmuffel? „Ja, Grinchie, weil Sascha heute mindestens so grün vor Eifersucht und schlechter Laune war, wie der Grinch", kicherte Tessa. Delphine nickte. Ja, das könnte hinkommen. „Na dann schaue ich mal, was ich bei Grinchie ausrichten kann." Sie öffnete die Kellertür und lief die Treppe hinauf. Ihr Herz raste dabei....

Schuss und Treffer Tanz mit dem Ball Fortsetzung   Teil 15  ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt