„Also hier sind deine Handschuh definitiv nicht." Und was viel schlimmer war, Sascha war hier auch scheinbar nirgends im Gebäude. Verflucht, wo verkroch der sich? Hatte er etwa doch irgendwo ein Schäferstündchen mit dieser alten Hexe gehabt. Delphines Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken und mit jeder Minute, die sie ihren Cousin nicht fand, immer mehr. Wahrscheinlich saß Nina, die alte Hexe in ihrem Auto und lachte sich über sie total krumm und schief. Das hatte hier doch alles keinen Zweck. Wahrscheinlich war er schon längst durch eine andere Tür verschwunden und lachte jetzt mit der Alten zusammen. In Delphines Mund breitete sich ein schales Gefühl aus. Ihr ganzer Enthusiasmus war verflogen. „Kommt, lasst uns gehen. Leokardia wird bestimmt schon langsam ungeduldig." „Können wir noch raus auf den Trainingsplatz schauen gehen?" Danis Augen nahmen den gleichen bettelnden Ausdruck an, wie die von den Flohsäcken, wenn etwas Essbares in der Nähe war. Okay, die zwei Minuten waren auch kein Problem mehr. Und wenn sie dort mit der Suche nach den Handschuhen Glück hatten, dann verbrachte heute wenigstens eines der Bürki Kinder einen glücklichen Tag. Also nickte sie und schlurfte mit gesenktem Kopf hinter ihrem Bruder her, während Lu neben ihr hüpfte. Wo war hier der Fehler? Warum war Saschas Auto hier, aber er nicht? Wieso hatte sie sich so Hoffnungen gemacht, obwohl er gestern einfach abgehauen war. Da waren so viele Fragen, die durch ihren Kopf wirbelten. „Wow!" Was hatte Lu denn jetzt entdeckt? Delphine hob ihren Blick, den sie die ganze Zeit auf den Boden gesenkt hatte. Ihr Kopf machte einen Ruck und ihre Augen wanderten zum Rand des Trainingsplatzes vor ihnen, wo Lus Hand hindeutete. Da.....da war Sascha! Diese ganzen blöden Gefühle waren sofort verschwunden und Delphines Herz begann zu rasen. Sascha saß nicht mit der Hexe im Auto und amüsierte sich über sie. Nein, er stand da und....und hielt eine......eine Spraydose in der Hand. Delphine schärfte ihre Augen. Tatsache! Das war eine Spraydose. Und was machten Benny und Paul da neben ihm? Delphines Blick wanderte weiter zu der Wand hinter den dreien. Sie riss überrascht ihre Augen auf und schlug sich ihre Hand vor den Mund. Das war unglaublich! „Das.....das ist ein..." Es verschlug ihr fast die Stimme. „.....eine Niere", ertönte eine Männerstimme neben ihr. „Nee, das sieht eher aus wie ein Pfeil mit ein paar verkehrtherumen Titten obendrauf, Seb." „Du spinnst doch, Mats. Hast du deinen Testosteronüberschuss immer noch nicht bei Nima eben abgebaut? Ich frage mich echt, wie du auf so einen Blödsinn kommst. Das ist eindeutig eine Niere." Sebastian, der Geschäftsführer schüttelte seinen Kopf in Richtung des Sportdirektors. Was machten die beiden bitte hier? Hatten die keine Familien, bei denen sie den Heiligabend verbringen konnten? „Aber erklär mal, warum du da eine Niere hinsprayst, Durm." Manno, musste der jetzt gerade so eine blöde Frage stellen. Saschas Blick wanderte verzweifelt zu Delphine und er kam sich so blöd vor. Die Idee mit dem Graffiti war ihm so genial erschienen. Man, woher hätte er auch wissen sollen, dass das so schwierig war.....und er so untalentiert? Okay, das mit dem untalentiert hätte ihm klar sein sollen, sein Kunstlehrer hatte da schließlich nie einen Hehl draus gemacht. Sein Cousine stand dort und hatte schockiert eine Hand vor ihrem Mund. Oder versuchte sie damit nur das Lachen zu verstecken? Verfluchte Scheiße! Sascha könnte sich gerade selbst in den Hintern treten. „Mensch Sebastian, das ist doch keine Niere, sondern ein ...." Verflucht, wo kam denn jetzt auch noch seine Tante Jasmin her? „....ein Herz! Das sieht doch jeder sofort!" Und seine Cousine Leo auch noch? Wenn das so weiter ging, dann hatte er hier ja bald mehr Zuschauer als beim öffentlichen Training. Kam vielleicht auch noch die Presse gleich um die Ecke? Oder der Rest seiner Familie und Freunde?Vielleicht sollte er Eintrittskarten verteilen und die Einnahmen an eine Organisation für gescheiterte Liebesbekundungen spenden.„Ein Herz?", lachte Mats. „Was hattet ihr denn zum Frühstück? Das möchte ich auch haben." „Bei uns gab es Cornflakes, weil es heute Abend noch eine rohe oder verkohlte Gans gibt", klärte Saschas Cousine Lu ihn auf und sorgte für allgemeine Erheiterung. Schön, wenn alle etwas zu lachen hatten.„Also, wenn das ein Herz ist, dann hättest du nur bei dem Richter dein Können unter Beweis stellen müssen, da hättest du sofort einen Freispruch bekommen", lachte Sebastian. Er winkte ab. „Na wenigstens ist das Teil in Rot und nicht in Blau. Sonst hätten wir uns echt noch einmal unterhalten müssen." Er begutachtete Saschas erstes Graffiti noch einmal und schüttelte den Kopf. „Also ich hoffe mal, dass dein Mädel mehr drauf hat. Als ich dir die Fläche zum Sprayen zugesagt habe, hatte ich da mehr an etwas schwarzgelbes mit Vereinszusammenhang gedacht. So ehemalige Vereinsikonen und so weiter." Er wedelte mit seiner Hand in die Richtung der Wand. „Aber in meiner Brust schlägt ja auch das Herz eines Romantikers. Deshalb habt ihr Zeit das bis zum nächsten öffentlichen Training Ende Januar umzugestalten. Ich will aber vorher eine Skizze haben, die ich absegne. Und eins sage ich dir, wenn du damit dein Mädel überzeugst, dann lass sie nie wieder gehen. So verständnisvolle und anspruchslose Frauen findest du selten. Das kann ich dir aus Erfahrung sagen. Stimmt's, Mats?" Er klopfte dem Sportdirektor, der sofort nickte, auf die Schulter. „Ich glaube, wir sind jetzt hier überflüssig." Ja, das war schon einmal eine gute Einsicht. Wäre schön, wenn der Rest der Truppe zu der gleichen Einsicht käme. „Na dann frohe Weihnachten." Damit verabschiedeten sich die beiden. „Was machst du überhaupt hier, Mama?", kam es überrascht von Delphine. „Na ich hatte doch gesagt, ich hole euch ab. Aber was machst du hier?" Jasmin schaute zu ihrer anderen Tochter. „Ich habe die Kids bei uns in der Straße aufgegriffen und hergefahren, damit sie nicht den Bus nehmen müssen. Aber als Delphine was von Papilis Torwarthandschuhen erzählt hat, sind mir Zweifel gekommen und bin ihnen gefolgt. Und dann habe ich dich hier gesehen." „Wieso Zweifel?" Delphie schaute ihre Schwester überrascht an. „Weil Papili ihm nie welche geschenkt hat und seine alten wären viel zu groß für Dani. Also im Moment jedenfalls noch." „Du hast mich angelogen!" Delphie sah total süß aus, wenn sie sich so empörte. „Womit hätte ich dich denn sonst herlocken sollen? Nur Papa hat gezogen." Leokardias Blick fiel zu Benny. „Und du steckst da wohl mit unter der Decke. Franzi braucht wahrscheinlich gar kein Brot." „Essen wird in unserer Familie immer gebraucht", lachte der aber nur wenig reumütig. Der Blick seiner älteren Cousine wanderte zu ihrer Schwester und dann zu Sascha. „Also ich glaube, wir sollten auch verschwinden." Ja bitte, Leo. Wahrscheinlich hatten Saschas Augen einen verzweifelten und flehenden Blick angenommen, denn seine Cousine zwinkerte ihm aufmunternd zu. „Du nimmst Lu, Dani und Benny mit und ich fahre Paul nach Hause." Das klang zu gut, um wahr zu sein. „Du bringst doch nachher Fini nach Hause", zwinkerte ihm Leo zu. Wortlos nickte er, Hauptsache die verschwanden endlich alle und er konnte endlich mit Delphie reden. „Ja, und du bleibst dann natürlich auch da und feierst mit uns", grinste seine Tante mit einem Zwinkern, ehe sie alle anderen zum Abmarsch aufforderte. „Wird schon!" Paul hielt ihm seine Hand zum Einschlagen hin, genau wie Benny. Dann verschwanden sie mit den anderen. Na hoffentlich hatte Paul recht. Saschas Blick wanderte zu Delphie, die immer noch an der gleichen Stelle stand, wie eben. Er setzte sich zu ihr in Bewegung. Mit jedem Schritt spürte Sascha, wie sein Herz in seiner Brust immer schneller hämmerte und seine Wangen immer heißer wurden. Jetzt zählte es.....
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Schuss und Treffer Tanz mit dem Ball Fortsetzung Teil 15 ✔️
Teen FictionDas ist die Fortsetzung von Delphine und Saschas Geschichte und macht ohne Teil 14 keinen Sinn😉