Kapitel 3: Die Puppe lebt

582 25 3
                                    


   Endlich kam Charlie an dem Palast ihrer Familie an. Sie musste den ganzen Weg laufen, da sie sich weder teleportieren konnte, noch Flügel besaß. Und der Weg war lang.
   Doch nun war sie da, und das zählte, wenn auch vielleicht eine Stunde vergangen war. Mit nassen Händen holte Charlie den Schlüssel hervor und öffnete damit zaghaft die Tür.
   ,,Dad?", rief sie in die Eingangshalle. Nur ihr Echo antwortete, weshalb sie eintrat und die Tür hinter sich schloss. Sie schnippte mit den Fingern und das Licht schaltete sich von selbst an. Charlie musste husten, denn über dem Staub hatte sich mittlerweile schon Staub gebildet.
   ,,Was zur unheiligen Hölle ist das denn?", fragte sie sich geschockt selbst. Sie drehte sich um ihre eigene Achse und rief diesmal etwas lauter:,,Dad? Bist du hier? Es tut mir leid, was ich vorhin am Telefon gesagt habe. Ich wollte dich nicht veletzten. Dad ?"
   Ihre Hand wanderte zum Geländer der Haupttreppe und sie nahm Stufe für Stufe, während sie auf das riesige Gemälde schaute, auf welches sie zuging.
   Es war das selbe, welches in ihrem Hotel hing und zeigte sie selbst, ihre Mutter und ihren Vater, doch stutze sie etwas. Ihr Vater war auf diesem Bild viel größer als sie. Als er das letzte Mal beim Hotel war, musste sich Charlie bücken, um ihm in die Augen zu sehen... oder hatte er sich nur größer dargestellt? Charlie hatte gehört, dass dies einige Könige auf der Oberwelt zu deren Lebzeiten getan haben.
   Sie schüttelte ihren Kopf und damit den Gedanken von sich und erklommen weiter die Stufen.
   Im oberen Geschoss angekommen, ging sie an einigen leerstehenden Zimmern vorbei. Sie hätte selbst nicht gedacht, dass ihr Vater alleine hier lebte. Als sie vor 140 Jahren ausgezogen ist, hat es hier noch so vor Imps und Höllenhunden gewimmelt, doch nun war hier niemand mehr.
   Aus einem Zimmer hinter ihr erstrahlt plötzlich ein helles, goldenes Licht. Es erinnerte an die Ankunft der Exorzisten, doch die waren erst in der Hölle gewesen. Es würde keinen Sinn machen, dass sie jetzt wieder hier auftauchten. Anbei erstrahlt das Licht aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters. 
   //Vielleicht war er das ja einfach selbst//, überlegte sie und schlich sie förmlich an. Zaghaft klopfte sie an die Tür.
  ,,Dad? Ich bin es... es tut mir leid, was ich eben gesagt habe, ich habe -", sie öffnete die Tür und wurde umgehend von dem strahlenden Licht geblendet. Schützend hob sie ihren Arm und trat ein.
   ,,Dad, was hat das zu bedeuten?"
   ,,Charlie?!", die Stimme des Höllenkönigs erklang verwundert aus einer Ecke des Raumes. Es waren Schritte zu hören und Lucifer erschienen neben dem strahlenden Etwas. Zumindest vermutete Charlie das, denn sie konnte weiterhin nichts erkennen.
   ,,Ja Dad, ich bin es. Machst du bitte dieses grelle Licht aus? Ich...Ich will mit der reden."
   ,, Das geht leider nicht", erklang Lucifers Stimme verlegen, ,,Ich hauche ihr gerade  Leben ein. Aber der Vorgang sollte gleich abgeschlossen sein."
   Kaum hatte er den Satz beendet, ebbte auch schon das Licnt ab und Charlie nahm ihre Hand von den Augen. Sie blinzelte etwas, um ihre Augen an die verhältnismäßige Dunkelheit zu gewöhnen und schaute ihren Vater mit einem verwirrten Blick an.
   ,,Du haucht gerade jemandem Leben ein? Wieso das denn?", es machte Klick in Charlies Kopf, ,,Bekommen Razzle und Dazzle etwa einen neuen Bruder?"
   Lucifers Pupillen wurden kleiner und seine Lunge ganz trocken. ,,Hehe...n-nicht direkt..." Die Situation war ihm sichtlich unangenehm, als er den Konsens der Ablaufenden Situation erkannte.
   ,,Aber was solltest du sonst zum Leben erweck-" , das Licht war nun komplett erloschen und Charlie starrte auf das, was ihr Vater gerade geschaffen hatte.
    Es war eine zierliche Gestalt, welche einige Zentimeter über den Boden schwebte. Sie war humanoid und sah sowohl Charlie als auch Lucifer ziemlich ähnlich. Die Gestalt hatte schulterlanges, blondes Haar, als welchem sich zwei gedrehte ziegenhörner aus einem dunklen violett an den Seiten des Kopfes wanden. Ihre Haut war schneeweiß und in ihrem Gesicht hatte sie zwei rote Punkte anstelle ihrer Wangen. Der Körper an sich war in ein weißes Kleid getaucht, welches ihr bis zu den Füßen reichte, welche wie die von Charlien den Hufen einer Ziege glichen.
   ,,Dad.... was hast du da zu leben erweckt?" Fassungslos konnte Charlie ihren Blick nicht von der ,Person' wenden.
    ,,Das, Charlie, ist Luca....Morningstar?" Lucifer zog unsicher seinen Kopf ein und nahm einen Schritt Abstand von Charlie. Er fühlte sich zwar gut, da er endlich mal wieder seine Macht freien Lauf gelassen hat, doch wusste er, dass seine Tochter unangenehm werden konnte, wenn ihr etwas nicht passte. Das erinnerte ihn immer an seine verschwundene Frau.
   ,,Schau, Charlie...", er ging etwas auf ,Luca' zu, ,,Ich habe dir gesagt, ich sei einsam ... und...Um ehrlich zu sein, du warst keine Hilfe, um das zu bekämpfen."
   ,,Achso, also hast du dir gedacht, ,weil meine eigene Tochter nicht direkt springt, wenn ich etwas verlange, mache ich mir einfach eine neue'?!"
   Fassungslos standen Charlie die Haare zu Berge und ihre Hörner traten langsam hervor. ,,Antworte!"
   Lucifer, der sich in letzter Zeit immer so klein und unbedeutend gefühlt hat und sich sonst auch immer klein geredet hat, ging nun bedrohlich auf Charlie zu. Mit jedem Schritt schien er größer zu werden, bis er direkt vor Charlie stand und auf sie hinabblickte. Sein Gesicht war angespannt und seine Hände hatten sich um seinen Stab gekrampft.
  ,,Ich habe dich machen lassen. Ich habe dir geholfen, mit dem Himmel zu reden. Ich wäre immer und sofort für dich da, wenn du etwas brauchst. Alles in meiner Macht stehende steht dir sofort zur Verfügung" , seine Augen wurden etwas feucht, ,,Und anstelle davon, dass du mir vom Himmel erzählst oder was ihr gerade im Hotel treibt, ignorierst du mich Wochen lang!
Charlie, ich habe es satt, wie ich für dich nur die zweite Geige spielen soll! Du hast nun gesehen, wie ich hier lebe, denkst du also allen ernstes, ich würde dich nur anrufen, weil ich Langeweile habe?!"
   Eine Tränen, die wie Gold glänzte, lief seine Wange hinunter. Charlie sah ihren Vater an. Vaggie hatte recht gehabt. Lucifer war nur noch ein Schatten seiner selbst und sie selbst war grauenvoll gewesen. Sie senkte den Kopf und murmelte:,,Entschuldigung.... Dad."
     Lucifer zögerte. Er empfand nicht, dass sie eine Umarmung verdient hätte, aber sein väterlicher Instinkt brachte ihn zum grübel. Schlussendlich nahm er Charlie in den Arm und drückte sie an seine Brust. Er war vielleicht etwas zu weit gegangen, und Charlie jetzt die eiskalte Schulter zu zeigen, war mehr als nur falsch. Er wollte nicht, dass sie das selbe durchmachen musste, wie er bis von ca einer Stunde.
   ,,Dad?", nuschelte Charlie durch das Hemd ihres Vaters, ,,warst du nicht mal kleiner....?"
   Erst jetzt fiel Lucifer auf, dass er tatsächlich nicht mehr zu Charlie aufsehen musste und er schmunzelte.
   ,,Ich habe mich endlich mal wieder groß gefühlt, als ich mir Luca zur Aufgabe gemacht habe. Ich glaube, dieses Gefühl hat sich dann in mir selbst wiedergefunden."
   ,,Ach ja...wofür ist diese Luca überhaupt da, Dad?"
   ,, Ich will hier nicht mehr so alleine sein, und du hast ja auch genug zu tun mit dem Hotel."
   ,,Unterbrechen....Ich....darf?"
   Eine fremde Stimme durchzogen die Vater - Tochter - Atmosphäre.
   Luca hatte ihre Augen geöffnet und verfolgte die Umarmung etwas verwirrt.
    ,,Wo...Ich bin?", fragte sie mit zaghafter, aber etwas flüssigerer Stimme.
   Lucifer löste die Umarmung zwar, ließ seinen Arm aber noch um den Schultern seiner Tochter.
   ,,Du befindest dich hier in der Hölle. Mein Name ist Lucifer, ich habe dich hierher gebracht. Und diese junge Dame an meiner Seite ist Charlie, sie ist soetwas wie deine Schwester."
  Charlie fühlte sich sichtlich unwohl und strich sich eine Strähne hinter das Ohr. ,,H-Hallo", sie winkte etwas schüchtern. Eigentlich wäre Charlie voller Freude auf die neue Kreation ihres Vaters losgerannt und hätte sie begrüßt, doch so ganz traute sie sich nicht.
   ,,Wer...bin...Ich?", fragte das Wesen erneut.
   Mit Charlie im Arm ging er auf Luca zu und streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. ,,Luca Morningstar, die zweite Prinzessin der Hölle", beantwortete er ihre Frage.
   ,,Dad... Ich fühle mich gerade mehr als unwohl... können wir mal kurz...alleine sprechen?"
   ,,Entschuldige uns kurz, Luca", meinte Lucifer und verließ mit Charlie den Raum.
   Luca stand mittlerweile auf dem Boden. Als die Tür hinter den beiden schloss, lief sie etwas steif durch das Zimmer. Sie schaute sich die Gemälde an den Wänden an, streichte zärtlich über diese und fragte sich, wer diese Frau auf dem Bild war. Sie hatte lange, violette Hörner und volles, blondes Haar. //Ist das vielleicht so ein Wesen, welches man ,Mama' nennt?//, fragte sie sich. Sie kannte die Worte und ihre Bedeutung, konnte diese aber noch nicht ganz den Objekten zuordnen. Wenn man weiß, dass eine Gummiente eine kleine, gelbe Ente aus Plastik ist, weiß man ja dennoch nicht, wie dieses gelb oder dieses Plastik aussieht.
   Luca versuchte, sich zu erklären, warum sie hier war. Sie blieb vor einem Spiegel stehen, der neben der Gemälde hing und betrachtete sich. Ihr Gesicht sah denen von Lucifer und Charlie sehr ähnlich. Wie Lucifer waren ihre Zähne allesamt spitz zulaufend, doch genauso wie die Frau auf dem Bild hatte sie violette Hörner an den Seiten ihres Kopfes. Sie hatten nur nicht die selbe Form. Ihre Augen waren gelb mit Rogen Schlitzen anstelle von runden Pupillen, die man scheinbar normalerweise besaß. Das Haar war blond. Kürzer als.das von Charlie, dich länger als das von Lucifer.
   Luca hatte sich nun ein gutes Bild davon gemacht, wer sie zumindest äußerlich war, weshalb sie sich nach einem Stuhl umsah und sich erstmal auf diesen setzte und wartete, bis die zwei wieder in das Zimmer kamen.
   Als Lucifer und Charlie die Tür hinter sich geschlossen haben, raufte zweiteres sich die Haare.
   ,,Dad...Ich versteh das einfach immer noch nicht...Willst du mich etwa ersetzten? Wieso nennst du sie meine Schwester? Warum muss ich dich denn mit jemanden teilen?"
   ,,Nein, Charlie, ich will dich nicht ersetzen... Warte....einen Moment mal kurz", er hob abwährend die Hände und dachte kurz nach, ,,Sagtest du gerade, dass du mich nicht teilen willst?"
   ,,J-ja?" , stotterte Charlie unsicher.
   Lucifer zog scharf die Luft ein und hielt sich die Stirn. ,,Charlie, ich liebe dich über alles, das weißt du, aber", er sah sie an, ,,wenn du mich nicht teilen willst, wieso hast du dich dann nichtmal für mich interessiert? Hattest du nicht gesagt, ich solle mit irgendeinem anderen Dämon reden? Sicherlich meintest du die Todsünden, so wie sich das angehört hat. Wesen, die ich erschaffen habe, seit die Hölle existiert. Aber was hätte ich denn mit denen reden sollen? Wie das Wetter ist? Was auf deren Ringen passiert?"
   ,, Nein, das meinte ich nicht, ich -"
   ,,Ich hatte mich an dich gewendet, weil du meine Tochter bist. Meine einzige...", Tränen stiegen in seinen Augen auf, ,,Wäre...Wäre Lillith doch nur hier...." Er wendete sich von Charlie ab.
   Charlie sah zwar, wie ihr Vater litt, doch es brachte sie zur Weißglut. Ihre Hörner traten leicht hervor. ,, Und du nimmst dir heraus, einfach so ein Lebewesen zu erschaffen?! Weil du Mom vermisst? Weil ich nicht dein Babysitter bin? Komm doch mal unter Leute, komm mal im hier und jetzt an und zerstör diese Puppe!" Ihre Hörner waren komplett ausgetreten und sie schrie ihren Vater förmlich an.
   Dieser sackte in sich zusammen. Er drehte sich um, seine Hände wirkten kleiner als vor ein paar Sekunden.
   ,, Raus hier ...." , murmelte er, ,,Ich will dich erstmal nicht mehr sehen, Charlie...."
Ohne eines weiteren Blickes ging er zurück in sein Zimmer und verschloss die Tür von innen.
   Charlie realisierte noch nicht, was sie getan hatte und stampfe wütend aus dem Palast, zurück Richtung Hotel.
   Durch ein Fenster beobachtete Lucifer, wie seine Tochter verschwand. Sein Herz tat ihm weh.
   ,,Lucifer ... setzt...dich", kam es aus Lucas Mund. Er zögerte. Am liebsten wollte er gerade niemanden sehen, aber er gehorchte. Er dachte, er hörte Lilliths Stimme aus der ihren, weshalb er sich neben sie setzte und seinen kokf an ihre Schulter lehnte.
   ,,Was..ist ...passiert?", fragte sie.
   ,,Ich bin ein grauenhaften Vater...."
   ,,Lucifer.... kannst du mir...erzählen...wer...Diese Frau ist? Wieso...sehe ich ihr...ähnlich?" Luca zeigte auf das Gemälde, welches sie vorhin betrachtet hatte.
   Lucifer lächelte etwas gegen den Schmerz und begann mit Freuden von seiner Frau Lillith zu erzählen.

Die Puppe - Hazbin Hotel Fanfiction (no Erotik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt