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Jimin

*

Ich war mit Hyung allein.

“Möchtest du die Mochis essen?”, fragte mich Hyung. Ich nickte sofort.

Hyung half mir die Verpackung auf zu machen und die frischen Mochis strahlten mir entgegen, er reichte mir die kleine Papp Gabel. Beherzt nahm ich ein Stück und stöhnte auf.
“Mhmm~…”
"Lecker?"
Begeistert nickte ich und nahm noch etwas in den Mund.

Hyung lachte rau auf und dieses raue Lachen perlte über meine Haut.
“Wift du auch waf haben?”, fragte ich mit vollem Mund.
Hyung schüttelte grinsend mit dem Kopf.
“Nein, iss nur!”

Das tat ich. Wenige minuten später war alles vertilgt.
“Das war lecker, Danke Hyung!”
“Gerne.”
“Geht es dir gut?”, fragte er sofort als nächstes.
“Ja, bei der ganzen liebevollen fürsorge meiner Eltern, Brüdern und Freunden kann es mir nur gut gehen.”, lächelte ich.

Hyung nickte.
“Habe heute viel geschlafen, die Medikamente die ich nach dem Frühstück nehmen musste machen einen ganz schön müde.", fügte ich hinzu.

“Musst du sie auch Abends nehmen?”
“Nur wenn ich Schmerzen habe.”, nuschelte ich und rieb etwas meine Seite.
“Hast du Schmerzen?”, fragte Hyung scharf nach.
Leicht nickte ich.

“Wo sind die Medikamente?"
“In der Schublade.”
Hyung öffnete sie und holte die Dose heraus, betrachtete sie und holte eine Tablette heraus, er goss etwas Wasser in mein Glas und reichte es mir.
“Danke.”

Ich schluckte die Tablette und Hyung packte die Dose wieder zurück, dabei stockte er kurz bei dem Brief.

“Jinyoung Hyung hat dir einen Brief geschrieben?”, fragte er mich.
Ich nickte.
“Habe ihn noch nicht gelesen.", flüsterte ich und reichte ihm das Glas.

“Möchtest du ihn lesen? Ich kann gern bei dir bleiben.”
“Ich will dich nicht aufhalten, Hyung.”
Er rollte mit den Augen und holte den Brief hervor, reichte ihn mir, stand vom Drehstuhl auf und kam auf die andere Seite des Bettes.

Er legte sich halb neben mich und sagte nichts weiter.

Er gab mir Zeit.

Ich atmete tief ein und aus und öffnete den Brief und fing an zu lesen.

*

Mein Kleiner Chimmy,

Wie geht es dir?

Ich hoffe dir geht es gut?

Das ist jetzt der siebte oder achte Brief, den ich versuche zu schreiben. Ich weiß gar nicht, wann ich jemals einen Brief geschrieben habe, aber ich glaube noch nie.

Daher versuche ich es so gut es geht meine Gefühle niederzuschreiben.

Ignoriere bitte die Fragen oben. Mir ist durchaus klar, dass es dir nicht gut gehen wird. Ein gebrochenes Bein tut weh, besonders die Rippen…

Jimin?

Es tut mir Leid.

Alles!

Ich bin ein Idiot. Der größte weltweit.

Ich wollte dich nicht verletzen, auch damals nicht. Ich wollte nur, dass du lernst, auf dich Acht zu geben. Weißt du, im Krankenhaus sehe ich täglich Fälle von unachtsamen Menschen. Jedesmal, wenn sie mir in der Notaufnahme erzählen, was passiert ist, habe ich dich vor meinen Augen.

Stolpern - dabei den Kopf angeschlagen. Die Treppe herunterfallen - Fuß verstaucht oder gar etwas gebrochen. Abschürfungen. Prellungen.

Immer wieder sehe ich Verletzungen und immer wieder kam mir in den Kopf - Wann wird Jimin auf der Liege liegen?

Ich war so, weil ich nicht wollte, dass du weiter so durch dein Leben gehst, die Unachtsamkeit würde dich noch verletzen, aber ich habe es jetzt verstanden.

Nicht die Unachtsamkeit verletzt dich, sondern ich dich. Meine Worte, meine Taten.

Ich hatte einfach Angst und je größer du wurdest, umso mehr wurde mir klar, dass mein kleines Pflaster mit den Küken nicht mehr ausreichen würden.

Doch diesmal bin ich wirklich zu weit gegangen und das tut mir sehr Leid, Jimin. Ich kann das, was passiert ist, nicht rückgängig machen, aber ich kann es jetzt besser machen. Das Beste ist, dass ich gehe.

Ich bin bei Onkel Minjae gut aufgehoben. Er freut sich und ich freue mich auch. Er war auch nicht begeistert, was passiert ist, aber er weiß warum ich das alles tat.

Er verstand mein Angst. Anstatt diese Angst mit unseren Eltern zu bereden, habe ich es an dir ausgelassen und das kann ich mir selbst nicht ganz vergeben.

Daher laufe ich weg. Ich trau mich nicht vor dir zu treten. Glaubst du das? Ich als dein Hyung? Aber es ist so.

Doch Jimin, glaube mir! Ich habe das nicht gewollt, dass du mich hasst! Dass du vor mir wegläufst und von einem Auto angefahren wirst. Ich sehe dieses Bild permanent vor mir und ich weiß, dass ich nicht der einzige bin.

Die anderen können mich momentan ebenfalls nicht ertragen. Verständlich und ich habe die zwei Schläge, die mir Jackson und Youngjae verpasst haben, redlich verdient.

Mit Appa und Eomma habe ich mich auch ausgesprochen und was soll ich sagen?

Ich habe es als deinen Hyung versagt und habe es nicht verdient, in deiner Nähe zu sein und ich weiß, dass du mich auch nicht sehen möchtest. Auch das ist verständlich.

Mein Kleiner, solltest du mir jemals verzeihen, dann kannst du dich jederzeit melden. Ich liebe dich, meine Kleiner und bitte pass gut auf dich auf.

Jinyoung

*

Ich ließ meine Hand sinken und meine Sicht verschwand immer mehr und ehe ich mich versah, brach alles aus mir heraus und ich schluchzte auf.

Yoongi Hyung, der neben mir auf dem Bett saß, zog mich vorsichtig zu sich und drückte mich an sich.
Ich drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge und heulte so richtig los. Währenddessen strich Hyung beruhigend über meinen Kopf und tröstete mich.

“Schsch… es wird alles gut!”

Ich hoffte es.

Niemals wollte ich, dass die Familie auseinanderbricht. Und vor allem wollte ich nicht, dass meine anderen Hyungs ihn schlagen.

“Na komm! Leg dich richtig hin und versuch nicht zu sehr über den Brief nachzudenken. Das kannst du auch morgen. Wichtig ist nur, dass du jetzt weißt, was seine Beweggründe waren. Der Rest kommt von allein.”, sprach Hyung ruhig auf mich ein und ich nickte.

Ich legte mich richtig hin und Yoongi neben mich. Er behielt mich in seinen Armen und zusammen lagen wir angekuschelt  auf meinem Bett.

Und das war gerade sehr wertvoll.

*

Copper-Curly

Unexpected Love ||• Yoonmin •||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt