Kapitel 7

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„Also, dann viel Spaß bei der Nachhilfe", meinte Timothy und zeigte mir sein charmantes Lächeln.

„Und dir viel Spaß beim Nachsitzen, Bad Boy", grinste ich. 

Sanft legte ich meine Hand an seine Wange und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die immer noch geschwollene Lippe. Dämlicher Micha! Seinetwegen konnte ich meinen Freund seit gestern Vormittag nicht mehr richtig küssen. Wobei mein Selbstmitleid sich in Grenzen halten sollte, denn im Gegensatz zu Timothy, musste ich zumindest nicht mit diesem Idioten nachsitzen.

„Rufst du mich später an?", fragte ich noch.

„Ja, ich schreib' dir, sobald ich hier wieder raus bin."

„Okay, gut, dann bis später!"

„Bis später." Er drehte sich um und ging in das Klassenzimmer, in dem Micha schon saß und uns beide böse anfunkelte.


Henry wartete vor dem Schulhaus auf mich. „Mein Dad müsste gleich da sein und wir müssen dann noch Maxi an der Rea abholen. Der hat jetzt auch aus." 

„Okay, alles klar", antwortete ich. 

Henry wohnte ein Stück weiter entfernt von der Schule und wenn sein Dad Zeit hatte, oder zu bestimmten Zeiten kein Bus fuhr, holte er Henry und seine Geschwister von der Schule ab. Wir gingen los über den Schulhof zur Straße.

„Hab' ich noch Zeit eine zu rauchen?" Ich kramte schon in meiner Tasche nach dem schwarzen Etui, in dem sich meine Kippen befanden.

„Nee, sorry. Da vorne kommt er schon." Ich seufzte. Ein in die Jahre gekommener silberner VW Bus hielt an der verkehrsberuhigten Straße vor uns.

Mit Schwung zog Henry die Schiebetür auf, ließ mich einsteigen und zog die Tür dann wieder zu.

„Hallo", sagte ich leise. „Hey, Dad", meinte Henry und ließ sich neben seinem Vater auf den Beifahrersitz fallen.

„Hallo, ihr zwei. Dann wollen wir mal weiter zu Maxi." Er startete den Motor und fuhr los. Die Realschule war nicht weit entfernt und keine zwei Minuten später hielt der Wagen erneut. 

Henrys elfjähriger Bruder Maxi stieg ein. Er schaute mich mit großen schüchternen Augen an. Von allen seinen Geschwistern war Maxi definitiv der ruhigste. Jedes Mal, wenn ich zu Besuch kam und die Zwillinge mich fast über den Haufen rannten, saß Maxi vor dem Fernseher und schaute nur kurz auf, ohne etwas zu sagen.

Und auch jetzt bekam ich keine Antwort, als ich ihn angrinste und möglichst freundlich „Hey, Maxi", sagte.

„Maxi, schnall dich an", sagte Henry, der sich jetzt nach hinten umgedreht hatte, „und hör' auf, Tris so anzustarren. Er kommt heute mit zu uns wegen der Nachhilfe." Erst jetzt fand der kleine braunhaarige Junge aus seiner Starre zurück, schaute seinen großen Bruder an und zog dann an dem Gurt neben sich, um sich anzuschnallen.

Wie erwartet, wurde ich bei Henry zu Hause direkt von Lotta belagert. „Trisiiiii", hörte ich sie schon rufen und die Holztreppe runterstürmen, als ich gerade aus meinen Vans schlüpfte. 

„Na, Kleine", meinte ich nur und wuschelte ihr durch die braunen Locken. 

„Eeeeendlich bist du wieder da! Ich hab' dich sooooo vermisst, Trisi!" Henrys kleine Schwester zauberte mir wie immer ein Grinsen auf die Lippen. Sie war so niedlich. Direkt hinter ihr tauchte nun auch ihr Zwillingsbruder Liam auf. 

„Hallo, Trisi", meinte er, zog dann ein Bild hinter seinem Rücken hervor und drückte es mir in die Hand. Auf das Blatt Papier war eine Person mit schwarzen Haaren und schwarzer Kleidung gekritzelt und daneben eine Person mit blonden Haaren und blauem Outfit. Zwischen den zwei Kritzelmännchen war ein krakeliges pinkes Herz gezeichnet. 

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt