Kapitel 43

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Mein Longboard ratterte über den Asphalt. Ich war auf dem Weg von Timothy nach Hause. Am liebsten hätte ich nach seinem Training bei ihm übernachtet, aber unsere Eltern bestanden immer noch darauf, dass wir unter der Woche beide daheim schliefen. 

Trotzdem war ich glücklich und er war es auch. Schließlich konnte ich es spüren. Mein Herz durchzog dieses warme Kribbeln, das mir mitteilte, dass er sich so fühlte.

Unsere Verbindung war inzwischen ein paar Wochen her und wir waren beide immer noch der Meinung, dass es die beste Entscheidung unseres Lebens war. Dennoch war es immer noch unser Geheimnis. Bis auf Grace und Andrew wusste niemand Bescheid.

Doch nicht nur deshalb war ich glücklich. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben zum ersten Mal in geordneten Bahnen verlief. 

In der Schule lief es wieder besser, was ich zum Großteil meinen Freund*innen zu verdanken hatte, die mich weiterhin unterstützten. 

Ich hatte mich seit Wochen nicht mehr selbst verletzt und meine Mum hatte endlich eine Therapeutin gefunden, zu der ich einmal die Woche gehen konnte. Sie half mir, meine Gefühle einzuordnen und mit meiner inneren Schwärze, die immer seltener auftrat, umzugehen. 

Doch nicht nur bei mir lief alles gut, auch bei meinen Freund*innen. Irina war inzwischen ebenfalls bei einer wöchentlichen Therapie, wo sie zusammen mit ihrer Familie erfolgreich gegen ihre Essstörung kämpfte. 

Mia wurde in ihrer Schwangerschaft bisher toll von Robin und auch von beiden Familien unterstützt. Wir freuten uns schon alle auf unseren Cliquen-Nachwuchs. 

Robin kickte inzwischen außerdem beim SV Ulm mit. Anfangs hatte er Timothy noch öfters angebettelt, ebenfalls mitzukommen, doch der hatte sich anders entschieden. 

Henry und seine Familie konnten sich ebenfalls nicht beklagen. Benny hatte inzwischen eine Hormontherapie begonnen und war glücklich über den Rückhalt seiner Familie. Und auch meiner Familie ging es gut. 

Maja hatte uns letztes Wochenende erzählt, dass sie mit Marlon zusammen wäre und mit ihm zusammen in eine Wohnung in Stuttgart ziehen wollte. Meinen Segen hatten die beiden. 

Zu meinem Vater hatte ich seit meinen Ferien in Hamburg keinen Kontakt mehr. Dafür schrieb ich regelmäßig mit Nadja. Leider war sie immer noch nicht bereit, meinen Vater zu verlassen. Aber ich hoffte weiterhin, dass sie es irgendwann erkennen und schaffen würde.

In Gedanken versunken, schaute ich nach oben zum Sternenhimmel. Der Fahrtwind blies mir die Haare aus dem Gesicht, aber dank der hohen Temperaturen des Sommertages, war es auch nachts immer noch angenehm warm. 

Ich fuhr gerade durch den Park, als ich plötzlich im Augenwinkel einen Schatten wahrnahm, der hinter einem Baum hervortrat. Erschrocken starrte ich in die Richtung, doch da war nichts. Fuck! Ich hatte es mir nur eingebildet. Mein Herz pochte trotzdem schneller. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen, da ich Timothy keine Angst machen wollte.

In Gedanken an meinen blonden Lockenkopf wurde mein Herz wieder ruhig. Ich lauschte den Geräuschen des Parks und dem Rattern meines Longboards, als ich plötzlich wieder etwas wahrnahm. 

Das war keine Einbildung. Dort stand ganz sicher jemand. Die Person stieß sich von dem Baum hinter sich ab und trat auf den Weg. Ruckartig stoppte ich mein Longboard, als ich erkannte, wer dort stand.

„William!", flüsterte ich. Furcht umschlang mein Herz.

„Was für ein Zufall", kicherte der arrogante Halbvampir.

Panisch schob ich mein Board an, doch bevor ich Geschwindigkeit aufnehmen konnte, packte mich plötzlich etwas von hinten und riss mich herunter. Mein Longboard rollte noch einige Meter ohne mich weiter, während die unbekannte Person mich zwischen die Bäume des Parks zog.

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt