Kapitel 24

71 8 50
                                    


Ich lag in meinem Bett und grinste in die Dunkelheit. Allein der Gedanke daran, wie nah Timothy und ich uns vorhin gekommen waren, trieb mir wieder die Wärme unter meine Sommersprossen. 

Auch wenn ich mich kurz fragte, ob das jetzt eigentlich schon als erstes Mal zählte, da wir uns ja nur angefasst hatten. Aber egal, es war einfach nur unglaublich schön und aufregend gewesen.

Unten vor dem Haus hatte er mich dann gar nicht gehen lassen wollen, sondern hätte mich am liebsten zu sich mitgenommen. Doch nach einem weiteren innigen Kuss unter der Straßenlaterne hatten wir uns dann doch voneinander verabschiedet. 

Als ich Nadjas Schlüssel an seinen Platz zurückgehängt hatte, war mir aufgefallen, dass der Mercedesschlüssel meines Vaters nicht an seinem Platz hing. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, dass ich abgehauen war.

Aber selbst das war mir gerade egal. Ich hatte nur Timothy vor Augen und in Gedanken an den blonden Lockenkopf schlief ich schnell ein.


Mit noch nassen Haaren von der Dusche ging ich nach unten. Ich hörte Geräusche aus der Küche. Es duftete nach Kaffee und frisch aufgebackenen Brötchen.

„Dzień dobry", trällerte Nadja, als ich zur Tür hereinlugte und sie mich entdeckte.

„Auch guten Morgen", nuschelte ich.

„Setz dich. Möchtest du Kaffee, Tee oder Kakao zum Frühstück?"

Ich nahm am Küchentisch Platz und meinte dann: „Ähm Kakao, bitte. Danke."

Sie nahm eine große Tasse, stellte sie unter den Kaffeevollautomaten und drückte den Button für Kakao. Während die heiße Schokomilch dampfend und zischend in meine Tasse plätscherte, holte sie die Aufbackbrötchen aus dem Backofen und drapierte sie in einem Körbchen, das sie anschließend zusammen mit meiner Tasse auf den Tisch stellte.

„Danke", antwortete ich.

„Gerne doch. Dein Vater schläft noch, ich denke, wir können anfangen", sagte sie und setzte sich zu mir an den Tisch. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Schnell griff ich nach einem Brötchen mit Sonnenblumenkernen und der Schokocreme. 

Nadja musterte mich dabei lächelnd. Doch dann verschwand ihr Lächeln wieder. Erst jetzt schien sie den blauen Fleck unter meinem Auge entdeckt zu haben. Fast unmerklich zuckte sie zusammen, als ihr Blick darüber schweifte, doch ich bemerkte es dennoch.

Es ging mich nichts an und trotzdem sagte ich jetzt: „Damit musst du rechnen, wenn du mit einem Mann wie meinem Vater zusammenlebst. Ich würde mir das nochmal überlegen, wenn ich du wäre."

Seufzend wich sie meinem Blick aus. „Das ist nicht so einfach." Ich wusste nicht, was daran nicht einfach sein sollte. Einfach diesem Arschloch den Mittelfinger zeigen und gehen.

„Warum?", fragte ich deshalb.

Sanft legte sie eine Hand an ihren gewölbten Bauch. „Weißt du, dein Vater hat mir geholfen, nach Deutschland zu kommen. Ich habe hier sonst niemanden und dein Vater ist immer sehr gut zu mir. Ich habe ihm viel zu verdanken."

Skeptisch musterte ich sie, während ich auf meinem Brötchen kaute. Hatte mein Dad mir damals am Telefon nicht erzählt, er hätte sie über einen Freund kennengelernt. Ich konnte mich erinnern, wie ich genervt geseufzt hatte, weil es mich nicht im Geringsten interessiert hatte.

„Hmm", machte ich deshalb nur. Er wurde mir immer suspekter.

„Muss mein Dad heute nicht arbeiten?", fragte ich sie.

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt