Kapitel 41

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Nach einem endlos langen Schultag waren Timothy und ich auf dem Nachhauseweg. Während er mit dem Fahrrad fuhr, ließ ich mich von ihm, auf dem Longboard stehend, mitziehen. Timothy wollte mit zu mir kommen. In der Schule hatten wir keine Möglichkeit gehabt, über das Ritual zu sprechen und wollten das bei mir zu Hause nachholen.

Noch bevor wir bei mir waren, vibrierte mein Smartphone. Ich zog es aus der Hosentasche und sah, dass Robin geschrieben hatte. Er und Mia waren heute beide nicht in der Schule gewesen. Sorgenvoll öffnete ich den Chat, doch als ich die Nachricht sah, begann ich zu grinsen.

„Goldie?", lenkte ich die Aufmerksamkeit meines Freundes auf mich.

„Ja?"

„Robin hat geschrieben."

Er blickte zu mir und fragte nervös: „Und was?"

„Robin und Mia haben mit ihren Eltern gesprochen. Diese waren alle nicht begeistert, aber anscheinend haben sie jetzt gemeinsam entschieden, dass sie das Baby haben wollen."

„Krass", antwortete er nur, aber lächelte ebenfalls.

„Finde ich auch. Dann haben wir bald ein mindfuck-Baby."

Timothy lachte über meine Aussage, dann schaute er wieder nach vorne auf die Straße und fragte: „Willst du eigentlich mal Kinder?"

Darüber hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. „Keine Ahnung, vielleicht. Und du?"

„Weiß ich auch noch nicht. Ich bin nur froh, dass es uns nicht versehentlich passieren kann." Wir grinsten beide.

Bei mir angekommen, machten wir uns etwas von dem Essen warm, das Mama vorgekocht hatte und setzten uns an den Küchentisch.

„Hast du inzwischen über die eine Sache nachgedacht?", fragte ich ihn und schob mir meine Gabel voll Essen in den Mund.

Er nickte. „Es ist eine große Entscheidung. Ich meine, wir binden uns dadurch auf ewig aneinander ... Aber ich kann mir auch niemanden anders als dich vorstellen."

Die Haut unter meinen Sommersprossen wurde warm und ich grinste. „Das ist also ein Ja?"

Wieder nickte er, diesmal schmunzelnd. „Aber wir müssen es erst trainieren."

Ich wurde ganz aufgeregt. Ohne fertig zu essen, sprang ich auf.

„Wo willst du hin?", rief Timothy mir noch hinterher.

Ein paar Minuten später kam ich zurück. In meiner Hand eine Nadel aus dem Nähkästchen meiner Mutter.

Timothys Augen weiteten sich. „Jetzt direkt?", fragte er zögerlich.

„Nur wenn du willst?", antwortete ich.

„Ich habe, ehrlich gesagt, Angst davor."

„Okay, kein Stress. Lass uns erst weiter essen und dann gehen wir nach oben, okay?"

Er nickte, aber war sichtlich angespannt.

Ich versuchte ihn abzulenken und begann ein anderes Thema: „Ist dir eigentlich auch aufgefallen, dass Irina in letzter Zeit wenig isst?"

Er schaute fragend zu mir auf. „Nein? Mir ist nur aufgefallen, dass Mia ständig gejammert hat, aber da wissen wir jetzt warum."

„Ja, das war mir auch aufgefallen. Irina jammert nicht, aber sie stochert immer nur in ihrem Essen herum oder hat in der Mittagspause gar nichts vor sich stehen. Ich mache mir ein bisschen Sorgen."

„Hmm", meinte Timothy nachdenklich, „das hört sich wirklich nicht gut an. Hast du sie schon darauf angesprochen?"

„Nicht direkt, sie weicht immer aus."

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt