Ich saß wieder auf Timothys Gepäckträger, bis zu der Stelle, an der ich weiter in eine andere Richtung musste. Ich stieg ab und schlang meine Arme um meinen Freund. Er erwiderte die Umarmung.
„Tut mir leid, dass ich ohne dich zu William gegangen bin", nuschelte ich.
„Ist schon okay. Jetzt wissen wir wenigstens Bescheid."
Ohne zu reden, verharrten wir in der Umarmung. Keiner war bereit dazu, den Moment zu unterbrechen.
„Willst du heute bei mir schlafen?", fragte Timothy nach einiger Zeit.
„Ich glaub' nicht, dass meine Mum es erlaubt. Sie ist immer noch enttäuscht wegen meiner Festival-Aktion."
„Komm' trotzdem noch mit zu mir", bettelte er weiter.
„Okay", hauchte ich.
Obwohl ich Timothys Mum dank der Ferien in Hamburg besser kennenlernen konnte, war ich nervös, als wir Timothys Zuhause betraten. Doch die Angst legte sich schnell wieder, als wir seine Eltern friedlich aneinander gelehnt auf dem Sofa im Wohnbereich entdeckten.
„Hey", begrüßte Timothy die beiden, „ist es in Ordnung, wenn Tristan noch etwas da bleibt?"
„Hallo ihr zwei. Bis um 20 Uhr, okay?", antwortete sein Dad.
Timothy nickte lächelnd und zog mich dann die Treppe nach oben in sein Zimmer. Dort angekommen, kuschelten wir uns sofort ins Bett. Wir lagen uns gegenüber, keiner sprach ein Wort.
Timothy streichelte mir sanft über die Haare, als er die Stille unterbrach: „Ich habe nachgedacht." Mein Herz klopfte sofort schneller. „Wir sollten meine Familie einweihen. Vielleicht weiß meine Mum doch mehr und vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit, ohne dass du dafür ..." Er sprach das Wort nicht aus.
„Bist du dir sicher? Wie wird deine Mum reagieren, wenn sie erfährt, dass William noch lebt und dass wir uns mit ihm getroffen haben?"
Timothy blickte mir unsicher in die Augen. „Ich habe keine Ahnung, aber sie sollte es sowieso endlich erfahren."
Ich nickte. Wir standen also wieder auf, klopften an Grace' und an Andrews Zimmer und gingen nach unten ins Wohnzimmer.
Unter dem protestierenden Blick von Grace erzählte Timothy die ganze Geschichte von William. Die Eltern waren beide überrascht, aber weniger geschockt, als ich vermutet hatte.
„Ich habe es geahnt", meinte Timothys Mum. „Ich wusste, dass mich dieser Fehler irgendwann einholen würde." Ihr Mann legte behutsam einen Arm auf ihre Schulter. Sie hatte ihm mit Sicherheit davon erzählt, so ruhig wie er sich verhielt.
„Aber, dass ihr ihn alleine getroffen habt, war wirklich unverantwortlich!", sagte die Rothaarige nun ernst.
„Dann hättest du uns nicht anlügen sollen!", platzte es aus Grace heraus.
„Grace! Nicht dieser Ton", mischte sich sofort der Vater ein.
„Ist doch wahr", grummelte sie beleidigt.
„Es tut mir leid. Ich hätte euch irgendwann eingeweiht, aber die Geschichte ist für mich nicht leicht", entschuldigte sich die Mutter.
Andrew meldete sich während des ganzen Gesprächs nicht. Er sah nachdenklich aus. Vermutlich war er sauer, weil er nicht in die Sache mit eingeweiht war.
„Es geht aber eigentlich noch um etwas anderes", meldete sich wieder Timothy zu Wort. Interessiert blickten alle zu ihm.
Mit zitternden Händen erzählte er von unserer Sorge, dass er selbst in einigen Jahren nicht mehr altern würde, ich hingegen schon, aber, dass William eine Möglichkeit gefunden hätte, aus einem Menschen einen Halbvampir zu machen. Gespannt hörten sie ihm zu, wie dieses Ritual funktionierte.
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Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werden
Teen FictionTristan und Timothy haben trotz der Hürden, die sich ihnen in den Weg gestellt haben, zueinandergefunden. Als Boyfriends genießen sie ihre gemeinsame Zeit in vollen Zügen. Jedoch bleiben neue Herausforderungen nicht aus: Während Timothy, ein Halbva...