Kapitel 27

221 5 0
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich als Erster auf. Shoyo schlief noch immer ruhig neben mir. Ich betrachtete ihn eine Weile, sog jede Einzelheit seines Gesichts in mich auf. Er sah so entspannt aus, als würde er tatsächlich von etwas Schönem träumen.

Ich dachte an das, was wir gestern gemacht hatten und ein kleines Kribbeln bildete sich in meinem Bauch. Gleichzeitig schnürte sich mir die Kehle zu. Das hier begann tatsächlich richtig ernst zu werden. Und auch, wenn es gerade so wunderschön war, würde das nicht immer so bleiben, da war ich mir sicher.

Shoyo mochte nur den Tobio, der ich die letzte Woche über gewesen war. Was würde passieren, wenn ich wieder zu meinem Alltag und meinem normalen Ich zurückkehrte? Er würde mich doch sicher nicht mehr genauso sehen können.

Nein, das hier konnte nicht gut gehen.
Andererseits konnte ich den Gedanken nicht ertragen, dass wir schon in ein paar Tagen getrennte Wege gehen würden. Wir konnten noch ein wenig Zeit hier verbringen, aber dann? Was war dann?

Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Ich musste schnell hier weg, bevor ich Shoyo aufweckte. Ich konnte jetzt nicht mit ihm reden. Er würde sofort merken, dass etwas nicht stimmte.

Also schlich ich mich aus dem Zimmer, zog mich im Bad an und ging nach draußen, um etwas Volleyball zu spielen. Ich war mir sicher, dass mir das dabei helfen würde, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren.

Ich fand einen kleinen Sportplatz in der Nähe, der zum Glück verlassen da lag. Ich positionierte mich vor den aufgehängten Basketballkorb und pritschte den Ball gegen dessen Brett. Immer und immer wieder knallte der Ball laut gegen das Holz. Badum badum.

Wieder begannen meine Gedanken zu kreisen. Ich dachte an den Moment, in dem Shoyo mit Atsumu geredet hatte. Er hatte so glücklich ausgesehen. Was war, wenn Shoyo mit ihm viel glücklicher werden könnte? Was konnte ich ihm schon geben? Einen grimmigen Freund, dem es schwerfiel, seine Gefühle zu zeigen. Noch dazu wohnte ich nicht mal in seiner Stadt. Ich würde ihn nur enttäuschen. Irgendwann würde das passieren, da war ich mir sicher. So wie ich einst Shigeru enttäuscht hatte. Am Ende würde sich nichts ändern, ich würde mich nie ändern.

Diesmal fiel der Ball ungehindert auf den Boden. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Es fühlte sich an, als wären alle meine Muskeln gelähmt.

Ich sollte wieder zurückgehen, dachte ich mir noch. Langsam trottete ich zum Ball und hob ihn auf.

Was sollte ich Shoyo jetzt sagen?

In Shoyos Wohnung wurde ich bereits von ihm erwartet. Er machte gerade Frühstück für uns beide. Dabei war mir gerade gar nicht nach Essen.

“Guten Morgen”, begrüßte er mich. “Du warst wohl schon draußen. Ich war total verwundert, als du nicht da warst. Ich dachte schon, du seist einfach abgehauen.”

Vielleicht hätte ich das ja tun sollen. Es tat weh, ihn so fröhlich zu sehen.
“Tut mir leid. Das nächste Mal schreib ich dir einen Zettel”, antwortete ich mürrisch.

Shoyo blickte mich verwirrt an. “Was ist los? War das Training nicht gut?”

Ich schaute auf den Ball in meiner Hand. “Nein, es ist alles gut.”

Ich merkte selbst, dass es nicht sonderlich überzeugend klang.
Natürlich kam Shoyo nun direkt zu mir. Sofort schlang er seine Arme um meine Hüfte und ich konnte die Wärme spüren, die von seinem Körper ausging. “Willst du reden?”, fragte er.

“Nein.” Ich versuchte ein Lächeln. “Gestern war sehr schön” Ich beugte mich zu ihm herunter, um ihn einen Kuss zu geben. Ich wollte nicht, dass er mich für einen Arsch hielt, der gleich wieder vergaß, was wir gestern geteilt hatten.

You are my future and my past (Kageyama x Hinata FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt