Zum Jahreswechsel besuchten wir den nächstgelegenen Schrein. Missmutig schleppte ich mich auch dorthin. Es tat weh, darüber nachzudenken, wie das letzte Jahr zu ende gegangen war, wie es erst so schön geworden war und dann doch wieder alles in Scherben zerschlagen da lag. Du bist selbst schuld, hallte es in meinem Kopf immer und immer wieder, während ich mich die Treppen hinauf quälte. Ich drückte diese Gedanken weg.
Oben beim Schrein angekommen, wünschten wir uns alle stumm ein gutes und erfolgreiches Jahr. Ich hatte erst erwartet, dass ich mir das gar nicht wünschen würde, weil ich eh nicht daran glaubte, dass es in Erfüllung gehen würde. Aber tatsächlich fühlte es sich hier anders an.
Ich war nicht besonders gläubig, weshalb es für mich nicht in Frage kam, dass irgendeine höhere Macht mir ein gutes Jahr schenken würde, wenn ich sie darum bat.
Nein, es lag in meiner Hand, wie mein zukünftiges Leben aussehen sollte. Die leise Stimme, die ich immer wieder versucht hatte, wegzudrücken, weil mir die Worte zu sehr weh taten, hatte doch recht. Ich war schuld daran, wie es verlaufen war. Also konnte ich genauso gut jetzt auch etwas ändern. Auf einmal hatte ich das riesige Bedürfnis, mein Leben aufzuräumen. Shoyo hatte mir oft genug Ratschläge gegeben, was ich besser machen könnte und tatsächlich wusste ich jetzt auch schon, womit ich anfangen wollte.
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Nervös schaute ich jetzt schon bestimmt zum hundertsten Mal auf mein Handy, um die Uhrzeit zu checken oder ob eine Nachricht reingekommen war, die mir sagte, dass er unser Treffen doch noch absagen würde.
Ich wusste nicht so recht, was ich mir bei diesem Treffen erhoffte. Wahrscheinlich würde er meine Erklärungen gar nicht hören wollen. Vielleicht war es auch besser, wenn wir getrennte Wege gingen. Trotzdem hatte er komischerweise zu diesem Treffen zugestimmt. Seine Antwort war ein kurz angebundenes ‘Ja’ gewesen, aber immerhin.
Vielleicht würde ich auch heute einfach nur eine kräftige Ohrfeige kassieren, dachte ich gerade, als er plötzlich das Café betrat.
Da stand er. Shigeru. Gerade schaute er sich noch nach mir um, dann entdeckte er mich. Zögernd hob ich die Hand. Mein Körper fühlte sich unglaublich schwer an.
Ich hatte ihn so lange nicht mehr gesehen und auch, wenn ich keine romantischen Gefühle mehr für ihn hatte, stellte ich doch fest, dass ich ihn vermisst hatte.
Er kam zu mir herüber und blieb vor dem kleinen Tisch stehen, an dem ich saß. Sein Körper schien genauso angespannt zu sein wie meiner.
“Kageyama”, hauchte er leise. Es versetzte mir einen Stich.
Bitte nenn mich nicht beim Nachnamen, hätte ich ihm gerne gesagt, doch ich schaffte es nicht. Es erschien mir, als würde es zu viel Kraft kosten, diese Worte auszusprechen. Stattdessen nannte ich seinen Namen. Seinen Vornamen. “Shigeru”
Shigeru zuckte leicht zusammen, dann herrschte für einen Moment Stille zwischen uns. Doch dann fiel mir auf, dass ich etwas sagen sollte. Ich hatte ihn schließlich darum gebeten, sich mit mir zu treffen.
“Danke, dass du gekommen bist”, brachte ich daher hervor und stellte fest, dass mir diese Worte schon leichter fielen. “Bitte setz dich”
Shigeru folgte meiner Aufforderung. “Natürlich”, antwortete er. “Ich… wollte auch gern mit dir reden. Ich war nur sehr verwundert, als du mir dann geschrieben hattest.”, gestand er mir dann schüchtern.
“Ja.”, antwortete ich. “Ich hab etwas Zeit gebraucht.”
“Ich auch.”
Am liebsten hätte ich mich geschüttelt, so unwohl fühlte ich mich. Wir waren doch einmal so vertraut miteinander gewesen, warum war es jetzt so komisch? Würde es mit Shoyo genauso werden, wenn wir uns wieder sahen? Ein weiterer Stich durchfuhr mich. Nein, wir würden uns nicht wieder sehen. Da war ich mir sicher. Nicht vor dem nächsten offiziellen Spiel. Warum dachte ich jetzt eigentlich an ihn?
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You are my future and my past (Kageyama x Hinata FF)
FanfictionNach mehr als zwei Jahren sehen sich Hinata und Kageyama in einem offiziellen Spiel der MSBY Black Jackals gegen die Schweiden Adlers wieder. Sie beide könnten ihr Leben wie bisher wieder ohne einander verbringen, doch Kageyama lässt dieses eine Gef...