Kapitel 19

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Auf der Rückfahrt schwiegen wir uns an. Es war schade, dass dieser schöne gemeinsame Tag so enden musste. Hätte ich doch nicht so bei ihm nachgebohrt. Ich hatte doch von Anfang an gewusst, dass ich ihm nicht dasselbe Vertrauen gegenüber erbringen konnte.

Ich wusste einfach nicht, ob ich es aushalten würde, wenn…

Als wir bei der Hütte ankamen, stieg Shoyo genauso stürmisch aus, wie er immer ausstieg. Jedoch hatte es diesmal nichts von dieser fröhlichen Eile wie sonst, sondern es kam mir vor, als würde er vor mir flüchten.
Ich versuchte ihm so schnell es mir möglich war, zu folgen. "Shoyo, warte!"

Shoyo drehte sich um. In seinem Gesicht stand Panik. "Nein, Tobio, tut mir leid. Ich will nichts Blödes zu dir sagen. Bitte lass mich alleine!"

Ich blieb überrumpelt stehen. Natürlich konnte ich ihn verstehen. Aber ich hatte das Gefühl, er würde mich nicht verstehen. Deswegen wollte ich es ihm ja erklären.
Doch ich ließ ihn gehen.

Langsam folgte ich ihm, schloss die Hütte für uns auf und beobachtete ihn, wie er sich einen Volleyball schnappte und wieder nach draußen flüchtete.

Es war wohl wirklich das beste.

So ging das noch den ganzen Abend. Shoyo ignorierte mich die ganze Zeit. Da er es gewesen war, der um Zeit gebeten hatte, traute ich mich auch nicht, ihn noch einmal anzusprechen. Ich wusste ja sowieso nicht, was ich hätte sagen sollen.

In der Nacht wälzte ich mich unruhig von einer Seite zur anderen. Ich konnte beim besten Willen nicht einschlafen. Das war doch kein Zustand. Wir teilten uns dieses kleine Häuschen, ICH hatte ihn gefragt, ob er mit mir Urlaub machen wollte und nun schwiegen wir uns an.

Letztendlich wurde mir klar, dass ich ihm die Wahrheit erzählen musste. Wenn er nicht mit meiner Vergangenheit umgehen konnte, dann wusste ich es wenigstens und es war besser, wenn wir wieder getrennte Wege gingen. Obwohl ich das überhaupt nicht wollte und sich mein Magen bei dem Gedanken unangenehm zusammenzog.

Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Ich konnte hier nicht mehr liegen bleiben. Ich würde mir wenigstens einen Tee machen und vielleicht unten einen Film schauen.

Doch schon als ich meine Tür aufmachte, sah ich, dass von dem Türspalt von Shoyos Zimmer aus ein kleiner Lichtschimmer den sonst dunklen Flur erleuchtete. Also wenn er nicht gerade im hellen schlief, weil er Angst im Dunkeln hatte, bedeutete das, dass er auch noch wach war.

Unschlüssig blieb ich im Flur stehen. Sollte ich zu ihm reingehen? Ihm schien es auch nicht gut zu gehen. Wir mussten miteinander reden.
Zaghaft klopfte ich an seine Zimmertür. Es ertönte keine Antwort. Ich öffnete die Tür trotzdem. "Darf ich reinkommen?", fragte ich zaghaft, als ich den Kopf herein steckte.

"Ja", war nur die kurze Antwort.
Ich trat ein und schaute mich im Zimmer um. Shoyo saß in seinem Bett und hatte sein Handy vor sich platziert. Es ertönten leise Kampfgeräusche, die verdächtig nach einem Let's Play anhörten, bevor er das Handy ausschaltete und zur Seite legte.

Ich wendete den Blick vom Handy ab und schaute ihm ins Gesicht. Seine Augen sahen gerötet aus. Jetzt musterten sie mich eindringlich. So sehr, dass ich nicht mehr wusste, ob ich lieber gehen, oder da bleiben sollte, bis Shoyo auf sein Bett deutete.
Ich trat näher und setzte mich zu seinen Füßen.

"Ich würde gerne nochmal mit dir reden. Es gefällt mir nicht, dass wir nicht miteinander sprechen.", begann ich vorsichtig.

Shoyo seufzte. "Mir auch nicht. Aber ich habe auch keine Lust mehr, verständnisvoll zu reagieren. Ich… ich dachte, dass wir uns wieder so gut verstehen. Aber du scheinst dich wieder vor mir zu verstecken. Vertraust du mir denn nicht?" Ich konnte den Schmerz in Shoyos Stimme hören. Ich hatte ihn wohl sehr verletzt mit meiner Aktion.

You are my future and my past (Kageyama x Hinata FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt