Kapitel 8 - Engelchen und Teufelchen

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Die Pizza hatte himmlisch geschmeckt. Was allerdings nichts mit dem himmlischen Beobachter zu tun hatte. Wäre Joel nicht da gewesen, hätte ich die Pizza sicher noch mehr genossen. Ich hatte ihn so gut es ging ignoriert. Und das versuchte ich weiterhin, was allerdings kaum möglich war, denn wir lagen zusammen im Bett.

Nein, das war leider kein Scherz. Und genau genommen lag ich nicht nur mit Joel zusammen im Bett. Was für einige vielleicht nach einer heißen Nummer klang, war für mich jedoch der reinste Albtraum.

Nick hatte gefragt, ob wir es uns zum Serienschauen gemütlich machen wollten. Da hatte ich natürlich nicht Nein sagen wollen. Da in seiner Ein-Zimmer-Wohnung das Bett definitiv das Gemütlichste war, hatten wir uns dort hineingelegt. Er hatte so ein praktisches Bettgestell, bei dem man das Kopfende aufrichten konnte, sodass wir es wirklich gemütlich hatten. Seinen Laptop hatte Nick auf dem Schoß.

Es hätte also alles schön sein können, wenn Joel nicht einfach hinterhergekrabbelt wäre, als ich mich neben Nick gelegt hatte. Was hätte ich machen sollen? Ihn zurechtstutzen? Ihn vom Bett herunterschubsen? Für Nick hätte es ausgesehen, als ob ich versuchen würde, die Luft um mich herum wegzudrücken. Ich hätte mich voll zum Affen gemacht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als Joels Anwesenheit zu ertragen.

Das Bett war gerade groß genug, um für drei Leute Platz zu schaffen. Aber das hieß zwangsläufig, dass ich mich fühlte wie ein Hotdog. Ehrlich! Meine linke Seite presste sich gegen Nick meine rechte gegen Joel. Für jemanden wie mich, deren Sexleben gerade nicht vorhanden war, war das verdammt viel Körperkontakt auf einmal. Und das gleich mit zwei Männern.

Was wohl Nick gerade dachte? Er musste ja glauben, dass ich mich komplett an ihn ranschmiss. Schließlich ging er davon aus, dass die andere Seite des Bettes neben mir frei war und ich auch einfach von ihm abrücken könnte. Hoffentlich war ich ihm nicht zu aufdringlich.

„Brauchst du noch irgendwas?", fragte Nick. „Was zu trinken oder so?"

„Nein, danke."

„Uh, er sorgt sich um deinen trockenen Mund", sagte Joel. „Bestimmt, weil er dich am liebsten küssen würde."

Was redete er wieder für eine Scheiße?

„Wir können auch unter die Decke, falls das gemütlicher ist", schlug Nick vor.

„Ja, genau." Joel lachte ein lautes, dreckiges Lachen. „Unter der Decke wird es sicher heiß. Der Kerl geht aber ganz schön ran."

Ignorier ihn, Kaja! Einfach ignorieren.

„Es ist alles gut so", sagte ich an Nick gewandt.

Joel streckte mir einen erhobenen Daumen entgegen. „Genau richtig! Halte ihn auf Abstand!"

Abstand? Wie sollte das gehen? Meine beiden Arme und Beine brannten förmlich, weil eben überhaupt kein Abstand möglich war. Zu keinem von beiden.

Nick startete eine Serie, die ich nicht kannte, aber zu der ich einfach mal ja gesagt hatte. Mir war es ziemlich egal, was wir uns anschauten. Eigentlich wollte ich einfach nur die Zeit genießen. Was mit Joel allerdings äußerst schwierig war. Er war wie so ein kleines Kind oder ein Haustier, das um Aufmerksamkeit geradezu bettelte.

Die Sitcom, die Nick ausgesucht hatte, sollte wohl witzig sein, aber ehrlicherweise traf sie nicht wirklich meinen Humor. Trotzdem lachte ich, wenn Nick lachte. Was Joel mir allerdings ständig vorhielt. Er sagte, ich würde unecht klingen und das nur machen, damit Nick mich mochte. Ganz Unrecht hatte er damit nicht. Aber diese Sachen musste er mir trotzdem nicht unter die Nase reiben.

„Dieser Kerl ist einfach zu komisch", sagte Nick und lachte über den Hauptcharakter.

„Komisch ist eher, dass Nick das komisch findet", erklang es von rechts.

10 Dinge, die ich an meinem Schutzengel hasseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt