Kapitel 30

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Nachdem ich das alte Wohnheim verlassen habe, mach ich mich noch immer mit Yuki in den Armen auf den Weg zum Rektor. Ich könnte Yuki auch direkt in ihr Wohnheim bringen, allerdings müsste ich dann ihrer Mitbewohnerin erklären, warum ich sie schlafend zurückbringe. So lieb Sayori Wakaba auch ist, ihre Reaktion darauf kann ich mir einfach nicht im positiven Sinne vorstellen. Wobei sie ja mit Yuki als Freundin, schon so einiges gewöhnt sein muss. Ganz so einfach kann die Freundschaft wohl nicht sein. Noch dazu möchte ich nicht auch noch ihr die Erinnerungen nehmen müssen. Also bringe ich Yuki einfach zum Rektor. Soll er doch schauen was er mit ihr anstellt und wie er sie zurück ins Bett schafft. Problem gelöst! Und zwei Fliegen mit einer Klappe gefangen. Immerhin muss ich ja für Oni-sama die Unterlagen für den Ball abholen, die beim Rektor sind. Apropos Ball... ich brauche noch ein Kleid. Ich sollte wohl mal wieder Ruka und vielleicht auch Rima mit in die Stadt schleppen. Die Kleider die momentan in meinem Kleiderschrank sind, will ich nicht auf dem Ball anziehen. Die sind einfach viel zu langweilig. Ja, ja Frauen haben Probleme. Die Schuhe müssen ja auch noch zum Kleid passen und der Schmuck auch. Wobei den lasse ich oft weg, da ich einfach viel zu faul für die Fussellei bin. Irgendwie freue ich mich auf den Ball, aber auf der anderen Seite habe ich gar keinen Bock. Ich sollte mich echt beeilen mit der Kleidersuche. Immerhin ist der Ball schon dieses Wochenende. Naja, ein paar Tage habe ich ja noch bis dahin.

Auf den Weg zum Rektor begegnet mir keine sterbens Seele. Nichts ungewöhnliches, immerhin ist es schon weit nach Mitternacht. Da es schon so spät ist, gehe ich einfach mal davon aus, dass der Rektor sich in seinen privaten Räumen befindet und nicht mehr in seinem Büro im Schulgebäude. Hoffentlich stimmt das auch. Ansonsten muss ich den ganzen Weg zurück zum Schulgebäude laufen. Vor dem Gebäude des Rektors komme ich zum Stehen. Um zu klingeln muss ich Yuki auf einen Arm ausbalancieren, weit komme ich allerdings nicht, den die Tür wird noch ehe ich meinen Arm nach der Klingel ausstrecken kann, von innen geöffnet. Freudenstrahlend blickt mich der Rektor an. Wie eigentlich immer, ist er in Klamotten gehüllt, wo ich mir nie sicher bin ob das seine Alltagskleidung sein soll, oder einfach sein Pyjama ist. Bequem sieht es allemal aus. Immerhin ist diesmal nichts von seinen Stoff Monstern zu sehen. „Na Halli hallo Yami-chan!" Begrüßt er mich überschwänglich. „Hallo Herr Rektor." Kommt es nicht ganz so begeistert wie bei ihm von mir. Schläft er eigentlich auch mal? Er ist wirklich wie Oni-sama, nur hält dieser seinen Wahnsinn in sich und der Rektor trägt in laut jubelnd nach draußen. „Nanu... was ist denn mit Yuki?" kommt es überrascht vom Rektor, als er besagte in meinen Armen friedlich schlafen sieht. Dabei hat er den Kopf leicht schräg gedreht und schaut mit großen Augen auf Yuki. Was ist er? Ein Reh?! „Wollen wir nicht erstmal reingehen?" Also so zwischen Tür und Angel zu stehen, ist echt komisch. „Oh aber sicher doch! Komm rein! Komm rein!" Man kann genau sehen wie die Glühbirne über den Kopf des Rektors anfängt zu leuchten. Was ein Schlaumeier. Kaum zu glauben das er mal ein Hunter war. Noch dazu der berüchtigte Hunter mit dem Spitznamen „Vampir ohne Fangzähne". Naja die Zeiten liegen ja auch schon ein Weilchen hinter ihm. Nachdem der Rektor mich in sein Haus wortwörtlich reingescheucht hat, schließt er hinter mir die Tür, da ich ja immer noch Yuki auf den Arm habe. Er führt mich in sein Wohnzimmer und deutet dort auf die grüne Couch. „Du kannst Yuki ruhig dort ablegen." Während ich Yuki wie vom Rektor gesagt auf der Couch ablege, hat dieser für sie von irgendwoher eine Decke hergezaubert, die er nun über ihr ausbreitet. „So, so. Alles fertig!" kommt es fröhlich von ihm nachdem er Yuki erfolgreich in der Decke eingewickelt hat. Belustig beobachte ich ihn. Er ist schon ein echt komischer Kauz.

„Dann wollen wir mal. Am besten gehen wir ins Büro, damit wir Yuki nicht noch versehentlich aufwecken." Stumm nicke ich ihm zustimmenden zu. Fröhlich vor sich hin summenden geht der Rektor vor. Mit einem letzten Blick auf Yuki folge ich ihm leise. Während er läuft, hüpft er immer mal wieder von einem Bein auf das andere. Na der ist aber sehr fröhlich drauf! Mal schauen wie lange noch... In seinem Büro angekommen, lässt er sich hinter seinen Schreibtisch auf seinen Chefsessel fallen, der dieselbe Farbe hat wie die Couch im Wohnzimmer auf der nun Yuki schläft. „Tee?" überrascht blicke ich den Rektor an. Dieser schaut mich aus zwei Haselnussbraunen Augen fragen an. In seiner Hand hält er eine filigrane Teekanne die mit einem grünen Muster verziert ist. Ich glaube er mag die Farbe Grün sehr gerne. Vor ihm stehen zwei Tasse von der eine bereits mit dem dampfenden Tee gefüllt ist. Wo auch immer er das jetzt hergezaubert hat. „Gerne. Vielen Dank." Bejahe ich seine Frage und nehme die Tasse entgegen, als er sie mir reicht. „Nun denn... möchtest du mir nun erzählen wie es dazu gekommen ist, dass du Yuki in diesen Zustand herbringst?" kommt es fragend von ihm. Die lockere verspielte Aura die ihn sonst immer umgibt, ist verschwunden. Vollkommen ernst blickt er mich an. Aus seiner Tonlage ist in keiner weiße ein Vorwurf herauszuhören, vielmehr scheint er wirklich neugierig und gespannt auf die Antwort zu sein. „Sie scheinen doch bereits eine Ahnung zu haben." Beginne ich sachte und nippe an meinen Tee. Hm! Der ist lecker! Der Rektor stützt sich mit seinen Ellenbogen auf den Tisch ab und verschränkt die Finger ineinander. Anschließend legt er seinen Kopf darauf ab und schaut mich mit einem grübelnden Blick an. „Ja... eine Ahnung habe ich... allerdings hoffe ich das sie nicht der Wahrheit entspricht..." Gedankenversunken blickt er vor sich auf seinen Schreibtisch. Mit einem leichten Kopfschütteln scheint er irgendeinen Gedanken zu vertreiben und blickt wieder zu mir. „Kiryu-kun ist mit seiner Erschafferin aneinander geraten und Yuki hat versucht sich einzumischen." Bringe ich es kurz und knapp auf den Punkt. Ein erschöpftes und genervtes Seufzen ist vom Rektor zu hören, ehe er seinen Kopf in seinen Händen vergräbt. Lange bleibt er allerdings nicht so, denn im mit dem nächsten Atemzug schaut er mich schon wieder an. „Wie geht es Kriyu-kun?" Überrascht das er mich das fragt schaue ich ihn an. Warum fragt er mich das? „Ähm... ich denke gut...?" kommt es mehr fragend anstatt einer Antwort von mir. Nachdem ich mich von dem Schock seiner plötzlichen Frage erholt habe, antworte ich ihm doch etwas genauer. „Naja, denn Umständen entsprechend gut wie es einem nach so einer Begegnung eben gehen kann... ach und er hat sich bei den Kampf mit ihr wohl etwas verletzt..." Vom Rektor kommt daraufhin nur ein leises Brummen. Er scheint mit der Situation auch nicht zufrieden zu sein. „Es war zu erwarten, dass sie früher oder später hier auftauchen würde... allerdings habe ich auf ein viiiiieeeel später gehofft... mein armer Zero!" jammernd der Rektor wieder in seinem alt bekannten Verhalten vor sich hin. „Da lässt sich jetzt nichts mehr ändern." Während er weiter vor sich hin jammert, trinke ich weiter den Tee. Der ist wirklich sehr gut. „Gehe ich richtig der Annahme, dass du Yuki die Erinnerungen an das geschehene genommen hast?" Holt mich der Rektor aus meiner Begeisterung über den Tee. „Ja das stimmt." Mit einem sachten Nicken bekräftige ich meine Aussage. „Verstehe..." kommt es leise vom Rektor. „Shizuka war in Begleitung eines Mannes..." Da mich der Unbekannte schon die ganze Zeit beschäftigt, versuche ich einfach mal aus dem Rektor was rauszubekommen. Er weiß mit Sicherheit etwas. Auch wenn er die meiste Zeit des Tages hinter dem Schreibtisch verbringt, hat er mit Sicherheit seine Augen und Ohren überall in der Academy. So wie Oni-sama auch. „Ein Mann...?" Oder auch nicht... Während er verwirrt zurück fragt, hat er wieder seinen Kopf etwas schräg zur Seite gelehnt und blickt mich mit großen Augen an. Ich glaube Reh ist es nicht... es ist mehr so ein Hundewelpe. Er sollte sich mal selbst im Spiegel sehen. „Ja. Er trug eine Maske aber sein Statur kommt mir sehr bekannt vor..." Grübelnd blicke ich auf die Tasse, die sich noch immer in meiner Hand befindet. Von dem leckeren Tee ist darin aber nichts mehr. Schade. „Wie nannte sie ihn noch gleich..." während ich versuche mich an den Namen des Mannes zu erinnern, schaut mich der Rektor mit immer größer werdenden Augen hat. Bald fallen sie ihm noch raus. Noch immer am überlegen, fällt mir plötzlich auf, das der sonst so ruhige Herzschlag des Rektors ganz und gar nicht mehr ruhig ist. Dadurch aus meiner Überlegung rausgerissen, blinzle ich den Rektor besorgt an. „Ist alles in Ordnung Herr Rektor? Ihr Herzschlag..." weiter komme ich allerdings nicht, denn seine Worte unterbrechen mich. „Der Name?!" kommt es laut von ihm. Überrascht zucke ich zurück. Nanu? Argwöhnisch schaue ich ihn an. Kennt er ihn? „Ich glaube es war irgendwas mit... Ikiu, Chiru oder war es Iharu?... Ahhhh... Nein! Ich weiß es, es war Ichiru!" Begeistert von mir, mich wieder an den Namen erinnern zu können, blicke ich den Rektor freudestrahlend an. Dieser scheint sich aber überhaupt nicht zu freuen. Seine Augen sind noch größer geworden und er ist kreidebleich. Sein hektischer Herzschlag donnert mir laut und deutlich in den Ohren. Durch die nicht vorhanden Freude des Rektors, verschwindet auch das grinsen auf meinen Lippen. Besorgt schaue ich ihn an. „Herr Rektor...?" sachte spreche ich ihn an. Das scheint ihn aus seinen Gedanken zu holen, denn sein Blick begegnet wieder meinem und er lässt die angesammelte Luft aus seinen Lungen entweichen. Er hat wohl die ganze Zeit die Luft angehalten. Auch seine Gesichtsfarbe wird wieder besser. „Er lebt also noch..." kommt es leise von ihm. Ähm? Sie scheinen sich also wirklich zu kennen. Fragend Blicke ich den Rektor an. Ich habe keinen Plan was hier grade abgeht. „Ichiru ist der Zwillingsbruder von Zero." Lässt er die Bombe platzen. Oha! Daher kam er mir auch so bekannt vor! Aber warte... sollte er nicht eigentlich Tot sein?! Noch verwirrter als zuvor schaue ich den Rektor an. „Ich dachte nur Kiryu-kun hat den Angriff von Shizuka Hio überlebt?" Leise seufzt der Rektor bei meiner Frage auf. „Laut den Berichten von damals wurde er für Tot erklärt, allerdings hat man seinen Körper nie gefunden und Zero war nicht gewillt auch nur ein Wort über das Geschehen zu sprechen." Klärt er mich auf. Mich wundert es nicht das Kiryu-kun nicht drüber sprechen will, auch ich möchte nicht unbedingt über den Tot von Oka-sama und Oto-sama sprechen. Verübeln kann ich es ihm also nicht. Dennoch bin ich überrascht. Der eine Bruder wurde gebissen und hasst Vampire über alles und der andere hat wohl die letzten Jahre an der Seite eines Reinblutes gelebt. Unterschiedlicher geht es kaum. Was wohl damals noch passiert ist, von dem nichts in den Berichten steht? Irgendwas muss ja noch passiert sein, sonst würden die zwei noch zusammen sein. Noch dazu hat Ichiru auch Shizuka bei dem Kampf unterstütz, anstelle seines Bruders. Da stimmt doch was nicht! „Aber... wie... warum...?" kommt es verwirrt von mir. Das alles ergibt überhaupt keinen Sinn. Stimmt denn dann überhaupt irgendetwas was in den Berichten steht? Ich sollte am besten auch mal Oni-sama fragen. Er ist ja immer besten über alles informiert. Wenn es da noch mehr gibt, dann weiß er es. „Die genauen Umstände kann ich dir leider nicht sagen. Ich weiß auch nur das die Kriyus jagt auf den Geliebten von Shizuka Hio gemacht haben, dieser aber nicht wie angegeben zum Level E degeneriert ist und sich Shizuka Hio anschließend an ihnen gerächt hat. Mehr ist selbst mir nicht bekannt..." Betrübt blickt der Rektor vor sich auf seinen Schreitisch. Eine Weile ist es vollkommen still im Raum. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Was ein schöner Schlamassel. Aber eins ist klar! Das ganze stinkt von vorne bis hinten. „Oh ich habe hier noch Unterlagen für den Ball die Kaname-kun bekommen soll. Wärst du so lieb und würdest sie ihm geben, Yami-chan?" Die Stimme des Rektors durchdringt die Stille die sich im Raum ausgebreitet hat. Ah stimmt ja, ich sollte die Unterlagen abholen. Durch das ganze Chaos ist mir das irgendwie untergegangen, weshalb ich ja eigentlich noch zum Rektor bin. „Ah ja! Oni-sama meinte ich solle sie bei Ihnen abholen..." bringe ich schwach heraus und nicke dabei. Der Rektor hat wieder erneut zu seinem alten selbst gefunden und nickt daraufhin vergnügt. Ich habe echt so ein bisschen das Gefühl, dass er ordentliche Stimmungsschwankungen hat. Der Rektor zieht eine seiner Schreibtischschubladen auf und wühlt darin herum. Nach einer Weile hat er wohl gefunden wonach er gesucht hat, denn er hält triumphierend einen Stapel voller Papiere in die Höhe. „Tada! Hier haben wir es auch schon!" Mit diesen Worten wedelt er mit den Papieren vor meiner Nase herum. „Vielen Dank..." bedanke ich mich bei ihm und versuche dabei ihm irgendwie die Papiere aus der Hand zu nehmen, die er noch immer hin und her wedelt. Nachdem ich es endlich geschafft habe sie in die Finger zu bekommen, stehe ich langsam auf. Es wird Zeit das ich zum Mondwohnheim zurückgehe. „Wenn sonst nichts mehr ist, mache ich mich auf den Weg zurück. Ihnen noch eine angenehme Nacht, Herr Rektor!" Nachdem ich noch sachte den Kopf etwas vor ihm geneigt habe, drehe ich mich um. „Danke dir auch!" höre ich die Stimme des Rektors. Beim Gehen fällt mir auf das seine zwei Monster, bei denen ich mich vorhin gewundert habe das sie nicht bei ihm sind, auf der Couch liegen. Zu dem blauen und grünen Monster ist sogar noch ein drittes dazu gekommen. Dieses ist knall Pink und mit leuchtend gelben Punkten übersäht. Was sollen die denn bitte darstellen? Naja, auch egal. Gerade als ich an der Tür angekommen bin, werde ich nochmal vom Rektor zurückgehalten. „Ohweija fasst hätte ich es vergessen! Nächste Woche nach dem Ball wollte ich mit dir und Kaname-kun wegen dem gemeinsamen Ausflug der Day und Night Class reden. Bitte sag ihm doch Bescheid!" Die Freude ist deutliche in seiner Stimme zu hören. Verdutzt schaue ich über meine Schulter nach hinten zu ihm. Stimmt da war ja mal was. Ich habe gar nicht mehr an seine Idee gedacht. „Natürlich, ich richte es ihm aus." Mit diesen Worten schaffe ich es dann endlich aus seinem Büro raus und schließe möglichst leise die Tür hinter mir. Auf den Weg nach draußen, laufe ich nochmal an Yuki vorbei, um zu sehen ob sie auch noch immer brav am Schlafen ist. Ich gehe mal davon aus, dass der Rektor sie zurück ins Wohnheim bringen wird. Als ich das Gebäude des Rektors verlassen habe, fällt mir auf wie kalt es draußen geworden ist. Schnellen Schrittes mache ich mich auf den Weg zum Wohnheim.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 31 ⏰

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