Kapitel 29

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Wieder im Mondwohnheim angekommen, trennen sich unsere Wege. Hanabusa läuft vor mir mit grübelnd die Treppe hoch. Ohne noch etwas zu sagen, biegt er oben nach links in Richtung seines Zimmers ab. Auch ich mache mich auf den Weg in mein Zimmer. In diesem angekommen, schnappe ich mir erstmal meinen flauschigen Pyjama und ziehe ihn an. Auf Dauer ist die Uniform nicht wirklich gemütlich. Nachdem ich mir noch schnell meine blonden Haare in einen Dutt zusammengeknotet habe, beschließe ich nochmal zu Oni-sama rüber zu gehen und zu schauen ob er nun bessere Laune hat. So wie ich ihn kenne, ist er eh noch wach und führt wieder seinen Papierkrieg weiter. Über mein Schlafzimmer betrete ich sein Schlafzimmer. Er scheint wirklich noch wach zu sein, denn hier ist er schon mal nicht! Die Tür zu seinem Büro ist einen Spalt offen. Gerade als ich diese weiter aufmachen möchte um in sein Büro zu gehen, klopft es an seiner Tür. Sofort halte ich inne und konzentriere meine Sinne um zu erfahren, wer da vor seiner Tür steht. Direkt wird mir klar wer da steht. Bevor sie mich noch bemerken können, unterdrücke ich schnell meine Aura. Nachdem sich die Tür öffnet und die beiden eintreten, wendet sich Takuma direkt an Oni-sama. „Kaname! Maria Kurenai sagt, sie könne hier im Haus vor Nervosität nicht schlafen..." bringt er auch direkt sein Anliegen hervor. Durch den Spalt kann ich die beiden gut sehen. Sie haben sich mit einem respektvollen Abstand vor Oni-samas Schreibtisch gestellt. Leider kann ich von hier aus Oni-sama nun nicht mehr sehen. Ein leises klicken ist von Oni-sama zu hören. Was war das? Bevor ich mir über das Geräusch noch weiter Gedanken machen kann, werde ich von Marias Stimme unterbrochen. „Es dient auch dem Frieden der Night Class, wenn ich vorerst nicht im Wohnheim lebe." Während sie spricht hat sie wieder einen freundlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Nicht so wie vorhin bei Kiryu-kun... „Ich habe von einem >provisorischem Wohnheim< gehört, aus der Zeit, in der die Night Class entstand. Ich... möchte gerne dorthin." Redet sie direkt weiter. „Von mir aus... ich werde mit dem Rektor sprechen." Kommt es neutral von Oni-sama. Es hört sich fast schon ein wenig gelangweilt an. Während von Takuma ein verdutztes „Eh?! Wirklich?" kommt, ist Maria Kurenai überglücklich. „Vielen Dank!" bedankt sie sich freudestrahlend und springt herum, um aus Oni-samas Büro zu verschwinden. Mit offenem Mund schaut Takuma ihr hinterher. Na das nenne ich mal einen Abgang! Mit einem rumsen fällt die Tür hinter ihr ins Schloss. „Sag mal... du bist wirklich damit einverstanden?" wendet sich Takuma nun immer noch überrascht fragend an Oni-sama. „Es ist besser so, wenn sie nicht hier ist." Kommt es erklärend als Antwort von Oni-sama. Wo er Recht hat, hat er Recht. Für einen kurzen Moment lässt Takuma etwas den Kopf hängen. „Sie ist noch nicht mal 24 Stunden hier und hat schon ärger angestellt!" kommt es ein wenig erschöpft von ihm. Aufmerksam höre ich zu. „Sie hat sich vorhin zu den Day Class Schülern geschlichen und dort für Unruhe gesorgt." Berichtet Takuma weiter. „Dadurch, dass die Day Class gerade draußen war, konnte ich sie nicht ungesehen schnell wieder zurückbringen." Jap, Takuma ich fühl dich! „Selbst Yuki-chan musst sich vor den Day Class Schülern verstecken. Sie hat wirklich einen harten Job!" redet Takuma nun wieder etwas munter weiter. Dabei schaut er nun erwartungsvoll zu Oni-sama, wie als erwarte er irgendeine Reaktion von ihm. Als er allerdings von diesem keine bekommt, redet er wieder weiter. „Zum Glück hat sich keiner der Day Class Schüler vor lauter Aufregung verletzt gehabt!" Von Oni-sama kommt immer noch keine Reaktion. Was ein wunder. „Nun, wie auch immer! Sieh zu das auch du bald ein wenig Schlaf bekommst, Kaname!" mit diesen Worten verabschiedet sich Takuma von Oni-sama und ist im nächsten Moment, auch schon aus der Tür verschwunden. Diesmal fällt die Tür deutlich leiser ins Schloss als davor.

„Willst du nicht reinkommen, Yami?" durchbricht Oni-samas stimme die Stille. Ertappt zucke ich zusammen. Natürlich hat er mich trotz meiner unterdrückten Aura bemerkt. Mit vorsichtigen Schritten laufe ich durch die Tür auf Oni-sama zu. Als mein Blick auf ihn fällt, wird mir auch klar was vorhin das Geräusch war. Direkt vor ihm befindet sich sein Schachbrett. Eine der Figuren hält er in der Hand und betrachtet sie. Als ich näherkomme, hebt er seinen Kopf und schaut mich aus seinen braun-roten Augen müde an. Es scheint nicht mehr so, als wäre er noch so mies drauf wie vorhin. „Du solltest wirklich ein wenig Schlaf bekommen." Erinnere ich ihn sanft an das was Takuma gerade eben gesagt hat. Müde nickt er schwach. Mit einem leisen klacken stellt er die Figur vor sich auf das Schachbrett ab und steht auf. Mit eleganten Schritten läuft er an mir vorbei in sein Schlafzimmer. Das ist mal was ganz neues! So folgsam erlebe ich ihn selten. Ich sollte einen strich im Kalender machen! Einen Moment stehe ich noch vollkommen verdattert auf der Stelle und blicke ihm mit offenem Mund hinterher, bis ich mich wieder zusammenreißen kann und ihm stillschweigend folge. Als ich hinter ihm sein Schlafzimmer betrete, hat er sich bereits sein Hemd ausgezogen. Mit hochgezogenen Augenbrauen, starre ich auf seinen gut durchtrainierten Rücken. So bekomme ich ihn wirklich seeeeeehr selten zu sehen!! Das Hemd lässt er im Gehen einfach auf den Boden fallen. Manchmal frage ich mich wirklich wie er seine gute Figur hält. Klar, die Natur eines Vampires sorgt schon für einen Schlanken und Trainierten Körper. Aber definitiv NICHT so durchtrainiert! Ich weiß das Oni-sama nebenbei noch trainiert. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie er dafür noch Zeit haben soll! Er kennt ja nur Schule und seinen geliebten Papierkrieg! Wenn er nicht bei seinen Besuchen bei den Aidos, mit mir hin und wieder Trainiert hätte, wüsste ich auch gar nicht, dass er so gut im Kampf ist. Apropos ich muss ihn auch mal wieder fragen, ob er wieder mit mir Trainiert. Es ist schon wieder eine Ewigkeit her, wo ich zuletzt gegen ihn gekämpft habe. Mit sicheren Schritten läuft Oni-sama auf seinen begehbaren Kleiderschrank zu. Während er in diesem Verschwindet um sich neue Klamotten zu suchen, laufe ich auf sein Hemd zu, dass er einfach hat liegen lassen. Leise seufzend bücke ich mich hinunter und hebe es auf. Da ich keine Ahnung habe wo Oni-sama seine Dreckwäsche hintut, lege ich das Hemd ordentlich zusammen gefaltet, auf einen der kleinen Kommenden, die seitlich an der Wand neben dem Fenster stehen. Wo ich so drüber nachdenke, ist mir bei ihm wirklich noch nirgends Dreckwäsche aufgefallen. In seinem Bad ist nicht wie bei mir ein Korb, wo er sie reinwirft und auch in seinem begehbaren Kleiderschrank ist, soweit ich weiß, nichts. Aber so oft war ich da jetzt auch nicht drinnen, muss ich zugeben. Vermutlich schmeißt er die Wäsche einfach in irgendeine Ecke und die lieben Putzfeen des Wohnheimes, sammeln die Tagsüber immer ein und waschen sie direkt. Das kann ich mir bei Oni-sama echt vorstellen! Auch ich habe den Luxus, dass das Hausmädchen meine Wäsche aus dem Bad immer abholt und alles frischgewaschen in meinen Schrank zurücklegt. Alle anderen Schüler der Night Class, müssen ihre Wäsche immer nach unten in den Keller bringen, damit sie gewaschen wird und dort müssen sie sie auch wieder abholen. Aber immerhin noch besser als die Day Class. Diese müssen ihre Wäsche sogar selber waschen. Dagegen haben wir einen echten Luxus! Als Oni-sama wieder aus seinen begehbaren Kleiderschrank rauskommt, trägt er nur noch eine tief sitzende Jogginghose. Auch Schuhe und Socken hat er nicht mehr an. Jup! Den Anblick muss ich mir einfach einprägen! So locker (gekleidet) sieht man ihn einfach wirklich viel zu selten! Viel zu sehr ist er sonst immer darauf bedacht als Reintblüter aufzutreten. Jetzt wo ich ihn auch von vorne sehe, sind diese Muskeln definitiv vom Training. So gut Reinblüter auch veranlagt sind, die Muskeln entstehen sowas von nicht aus Luft! Während er entspannt zu seinem Bett läuft, stehe ich noch immer wie bestellt und nicht abgeholt neben einer seiner Kommoden. „Wir müssen mal wieder zusammen Trainieren..." spreche ich leise das Thema an, dass mir schon seit ich ihm ins Schlafzimmer gefolgt bin, auf der Zunge liegt. Mit einem erschöpften Seufzen lässt sich Oni-sama rückwärts auf sein Bett fallen. Mit Daumen und Zeigefinger, reibt er sich über den Nasenrücken zwischen den Augen und legt anschließend den Arm komplett quer über seine Augen. Ich glaube er hat Kopfschmerzen. Aber das ist ja auch keiner Wunder, bei den Stapeln auf Papier, die er auf seinen Schreibtisch von einer Ecke in die andere schiebt. Vielleicht sollte ich ihm ein Massagegerät kaufen. Seine Schultern und Nacken sind bestimmt auch ganz verspannt. „Erst nach dem Ball..." kommt nun endlich Oni-samas Antwort. Der Ball...? Ach, stimmt der Ball! Den habe ich ja ganz vergessen. In ein paar Wochen findet der jährliche Ball, wo Day Class und Night Class aufeinander treffen, statt! Einer der wenigen Ereignisse, wo es der Day Class möglich ist, nahe bei der Night Class zu sein. Kein Wunder also, dass er mir Momenten so angespannt vorkommt. Er muss bestimmt sehr viel für den Ball, von seitens der Night Class, vorbereiten. „Natürlich. Solltest du meine Hilfe bei den Vorbereitungen benötigen, sag einfach Bescheid." Spreche ich einfühlsam zu Oni-sama, während ich auf ihn zu laufe. Zum Glück habe ich schon meinen Pyjama an und muss mich nichtmehr umziehen. Leise setze ich mich neben ihn aufs Bett. Von ihm kommt ein leises brummendes „Hm..." als Antwort. „Du wusstest bestimmt schon wer Sie ist, bevor Sie überhaupt hier war. Nicht wahr...?" komme ich fragend auf das Thema zu sprechen, weswegen ich eigentlich rübergekommen bin. Ich frage mich wirklich, warum er zulässt das Shizuka Hio an die Academy geht. Zumal sie auch Kiryu-kuns Familie zerstört hat. Das zwischen den beiden, ist allerdings nicht das was mich stört. Mich stört das Yuki so was von, ihre Nase in Kiryu-kuns Angelegenheiten stecken wird und somit in Gefahr ist. Oni-sama nimmt seinen Arm von seinen Augen und dreht seinen Kopf in meine Richtung, um mich aus seinen braun-roten Augen stumm anzuschauen. Keine Antwort. Wie immer! Was habe ich auch anderes erwartet. „Dir ist bestimmt auch klar, dass sie für viel Ärger sorgen wird." Stelle ich das offensichtliche nochmal laut fest. „Alles hat seinen Preis, Yami." Kommt es als Antwort von Oni-sama. Verdutzt schaue ich ihn an. Hä? Mit einer Antwort habe ich diesmal nicht gerechnet, da er davor ja schon nicht geantwortet hat. Aber was soll ich denn jetzt damit anfangen? Warum muss er sich auch immer so wage ausdrücken! Diesmal bin ich diejenige die ihn stumm ansieht. Ich habe absolut keinen Schimmer, wie ich seine Antwort deuten soll. Aber eins ist sicher! Was auch immer an der Academy passiert, es wird nicht gut ausgehen! Ich hoffe nur das Yuki nicht zu Schaden kommt. Das mir nichts passieren wird, hat er mir ja schon versichert. Aber ehrlich gesagt, ist das auch meine kleinste sorge. „Solange Yuki nicht der Preis ist..." kommt es mir Gedankenversunken über die Lippen. Shit! Das hätte und wollte ich nicht sagen. Zaghaft blicke ich wieder zu Oni-sama. Jup! Der hat sich über meine Worte mal so gar nicht gefreut. Blutrot funkelnde Augen blicken mir entgegen, die Augenbrauen hat er verärgert zusammengezogen. „Das sollte wohl selbstverständlich sein! Nicht wahr, Yami?" herausfordern blickt er mich an. „Natürlich!" kommt es überzeugt direkt von mir. Dass er das überhaupt in Frage stellt! Wobei... eigentlich habe ja ich seine Taten in Frage gestellt. Geschieht mir also nur recht. Hoffentlich läuft alles nach Oni-samas Plan. Dann kann ich auch sicher sein, dass Yuki nichts passiert!

The unknown KuranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt