Melancholic Paradise

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Als Cassia erwachte, spürte sie zuerst eine seltsame Hitze an ihrem Körper. Sie drehte verschlafen den Kopf und blinzelte gegen Sonnenlicht. Wann war sie eingeschlafen? Es war doch nicht mal Abend gewesen?
Neben sich hörte sie ein Ausatmen und fuhr erschrocken zusammen, drehte den Kopf nach rechts und erblickte schräg neben sich jemanden. Tom schlief neben ihr. Sein Gesicht war völlig entspannt, zur Abwechslung war weder Häme noch Spott oder sonst ein Ausdruck darin zu lesen. Er sah einfach friedlich aus und Cassia schluckte tief, als ihr in den Sinn kam, warum er hier lag.

Die Schwarzhaarige vergrub ihre Hände in ihren Haaren, die voller Knoten und noch immer ein wenig feucht waren und fluchte in sich hinein.
Er hatte sie gefingert. Und zwar bis zum Ende, bis zum Orgasmus und noch jetzt spürte sie das sehnsüchtige Pochen in ihrem Unterleib und das Gefühl der Befriedigung in ihrem Körper. Tom hatte es geschafft, er war ihr wieder nah genug gekommen und sie hatte ihn gewollt.
Verflucht und wie sie diesen Bastard wollte! Sie erinnerte sich nicht, wann sie sich das letzte Mal nach etwas derart gesehnt hatte. Tom konnte sie bis ans Äußerste bringen und er war kein Mann, der sie je mit Samthandschuhen angefasst hatte.
Cassia erwischte sich bei dem Gedanken, wie sie ihn aufwecken und mit etwas auf ihn einschlagen wollte. Noch immer lag sie halbnackt neben ihm und spürte die Hitze in ihrem Körper. Irgendwie fühlte sie mehr als nur Befriedigung, sie fühlte sich ausgezehrt und müde. Ihr Kopf drückte unangenehm und ihre Muskeln taten weh.

„Shit", wisperte die Dunkelhaarige mit einem Blick auf Tom, der sich irgendwann, bevor er eingeschlafen war, das Shirt ausgezogen und ihr umgelegt hatte. Sie trug ja nur ihre Unterwäsche und obwohl es unsinnig war, nachdem was sie getan hatten, kam sich Cassia plötzlich vor, als müsste sie sich bedecken. Was lächerlich war. Tom kannte ihren Körper, vor ihm musste sie bestimmt nichts verstecken.
Cassia stützte sich erschöpft auf der Matratze ab und ertastete plötzlich etwas unter ihren Fingern. Sie schluckte schwer, als sie den Vibrator erkannte und ihre Hand sich darum schloss. Was hatte sie sich dabei gedacht, hier im Haus so laut zu sein? Ob Tom sie gehört hatte? Er konnte kaum zufällig mittendrin hereingekommen sein...
Die Schwarzhaarige biss sich fest auf die Lippen und presste die Schenkel zusammen, wo ein angenehmes Pickeln sie daran erinnerte, was Tom angestellt hatte. Ein kurzer Blick auf ihr Handy verriet, dass es kurz nach Drei am Nachmittag war, also schliefen sie hier vielleicht zwei Stunden. Wieso war Tom noch hier? Sie waren irgendwann nebeneinander gelegen, schweigend und dennoch nicht in unangenehmer Stille. Vielmehr im Einklang, dass kein Wort diese Ruhe gerade stören und die Stimmung ruinieren sollte. Aber wieso war der Gitarrist bei ihr geblieben? Das tat er nie, zumindest hatte er es nie vorher getan und allein in den vielen Hotelzimmern, hätte er immer wieder die Gelegenheit ergreifen können, doch sie hatte stehts den leisen Verdacht gehabt, dass er diese Grenze aufrechterhalten wollte. Also warum lag er nun neben ihr?

Cassia schloss die Augen und bemühte sich um Fassung. Ihr Verstand schrie ihr entgegen, dass das nicht der Plan gewesen war! Sie wollte, dass Tom verrückt nach ihr wurde und sich nach ihr verzehrte, aber niemals hätte sie erwartet, dass es auch umgekehrt so sein würde. Denn der Einfluss, den dieser Mann auf ihr klares Denken hatte, war unnormal. Das war entgegen jeder Vernunft und das Schlimmste war... sie hatte keine Ahnung, was davon echt war. Welches Spiel spielte er? Gab es überhaupt eins? Und hatte sie nach alldem überhaupt das Recht, ihn zu verurteilen?

Die Schwarzhaarige krallte ihre Hand in das Kissen neben sich und schaute auf den schlafenden Tom hinunter. Er besaß so viel von ihr. Mehr als er überhaupt ahnte.
Mit schmerzender Kehle und einem dicken Kloß im Hals, schloss Cassia die Augen und spürte ihr wild klopfendes Herz. Es raste so schnell in ihrer Brust, dass es regelrecht schmerzte, es fühlte sich wie eine Warnung an. Sei vorsichtig, schien es zu schreien. Du hast schon einmal gedacht, du würdest ihn kennen.

Es geschah so schnell, dass Cassia sich kurz sicher war, etwas hätte von ihr Besitz ergriffen. Mit aller Kraft riss sie das Kissen in die Höhe und schleuderte es auf Tom, der aus dem Schlaf hochschreckte. Er war innerhalb von einer Sekunde hellwach, gerade als die Schwarzhaarige erneut ausholte und das Kissen auf ihn knallte.
„Cassia-"
„Du bist so ein verdammter Arsch, Tom Kaulitz!", schluchzte diese atemlos und sah am Rande, wie seine Augen sich weiteten. „Cassia, was ist pass-!"
„Es tut weh, verstehst du!", brüllte sie zurück und holte erneut aus. „Es tut weh, dich überhaupt nur anzusehen! Wieso musstest du mir damals so wehtun, wieso!"
Sie wollte sich nach etwas Härterem umsehen, um es auf ihn zu pfeffern, doch Tom war schneller. Seine Hand packte das Kissen im Flug und schmiss es neben das Bett, während er sich aufrichtete und nach Cassia griff. Diese wehrte sich, als wäre er der Teufel persönlich. Was nicht einmal abwegig war.

„Lass mich los!"
„Beruhige dich, was ist passiert?", wollte Tom wissen und sie schlug auf seine Brust ein.
„Du", gab Cassia mit dünner Stimme von sich und er erwischte geschickt eine ihrer Hände und verhinderte damit, dass sie weiterhin auf ihn einschlagen konnte. „Du bist passiert!"
Sie riss an ihrem Handgelenk und schaute ihn an, ihr Herz brannte vor Schmerz, sie bekam fast keine Luft. „Wieso musstest du mir das antun?", fragte sie beinahe hilflos. „Ich... du warst alles, was ich hatte." Sie sah ihn schlucken.
„Komm her", meinte Tom leise und packte auch ihr zweites Handgelenk. Cassias Gegenwehr wurde schwächer. „Nein, lass mich, ich will nicht. Geh einfach!"
„Nein", antwortete er ruhig und irgendwie schaffte er es, sich gerade aufs Bett zu setzen. Er hob Cassia über seine Beine, sodass sie breibeinig auf ihm hockte und zog die Schwarzhaarige an seine Brust. „Tom, geh einfach", wisperte sie ihm entgegen und seine braunen Augen musterten sie eingehend. Er schüttelte den Kopf, während ihr die ersten Tränen über die Wangen liefen. Dann schlang der Gitarrist seine Arme um sie, ließ ihre Handgelenke dadurch los und umarmte sie fest. Cassia versteifte sich ein wenig, ihre Hände drückten an seine Brust und sie spürte das starke Klopfen seines Herzens. Zweimal versuchte sie noch sich zu befreien, wollte ihn schlagen und sich wehren, dann brach etwas in ihr zusammen.
Sie legte ihre Arme um Toms Hals und schmiegte ihr Gesicht eng in seine Halsbeuge, bevor sie leise zu weinen anfing.

„Hey, ist ja schon gut", hörte sie seine beruhigende Stimme. Tom konnte wahnsinnig gut trösten! Er war nicht besonders weinerlich, aber im Trösten war er fantastisch. Dabei musste er nicht einmal viel sagen. Es hatte ihr meistens einfach gereicht, wenn er genau das tat, was er jetzt machte. Er hielt sie fest und gab ihr Halt. Denn das brauchte sie im Moment.
„Wir haben wohl einen kleinen Nervenzusammenbruch, hm?", fragte der Gitarrist leise und fing damit an, ihren Rücken und ihre Seite zu streicheln. Sanft fuhren seine Hände über ihre nackte Haut und zeichneten kleine Muster darauf. Cassia vergrub das Gesicht noch dichter an seinem Hals und atmete seinen Duft ein.
Auch wenn er sie gefingert hatte, war sie ihm jetzt näher als vorher. Psychisch zumindest. Sie schluchzte leise und die Tränen wollten nicht aufhören.

Tom unterdessen ergriff die dünne Tagesdecke und legte sie Cassia um die Schultern, dabei ließ er sie nur kurz los, bevor seine starken Arme sie wieder an ihn drückten. Die Dunkelhaarige atmete ein wenig freier und schmiegte sich an ihn, obwohl es sich falsch anfühlen sollte, war das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit übermächtig. Er hatte diese Wirkung schon immer auf sie gehabt.

„Es liegt nicht nur an der Klausel", brachte Cassia irgendwann hervor und spürte, dass Tom sich unter ihr versteifte. „Es steht mehr dahinter, ich weiß es."
„Natürlich steckt mehr dahinter", antwortete er gepresst. „Viel mehr, als du ahnst. Aber ich habe dir gesagt, du bekommst die Antwort am Ende von dieser Sache."
„Wenn ich gehe", murmelte die Schwarzhaarige, Toms Griff um ihre Hüfte wurde fester. „Das ist schon lange keine Vereinbarung und kein Vertrag mehr", sprach sie weiter. „Das ist ein Kampf und jedes Mal, wenn wir uns begegnen, entfachen wir ihn erneut."
„Du bist wütend auf mich", hörte sie Toms Stimme und er strich ihre Wirbelsäule entlang. „Dazu hast du auch jedes Recht."
„Ich wäre bei dir geblieben", flüsterte Cassia an seinem Hals. „Ich wäre wegen der Klausel nicht abgehauen, wir hätten eine Lösung gefunden."
„Cassia-"
„Du hättest nichts wegwerfen müssen, Tom."
„Ich weiß!", antwortete dieser plötzlich hart und sie löste sich ein wenig vom ihm, lehnte sich nach hinten, um ihn ansehen zu können. Braune Augen brannten sich in ihre. „Ich weiß", wiederholte der Gitarrist ein wenig leiser. „Und ich weiß auch, dass ich ein Feigling war. Ich verdiene absolut alles, was du mir antun willst, aber..." Er machte eine bedeutungsschwere Pause, bevor er sie an sich zog und sein Gesicht an ihrem Hals vergrub. Seine Lippen küssten sanft ihre Haut. „Ich will nicht, dass alles zwischen uns weiterhin ein Kampf ist", murmelte er dumpf. „Ich habe nicht die Kraft, mich von dir fernzuhalten und dir geht es genauso."
Es war keine Frage. Er stellte fest und sie konnte ihm nichts entgegensetzen.
Cassias Hände auf seinen Schultern krallten sich in seine nackte Haut. Sein Shirt lag neben ihnen und somit spürte sie Toms warme Haut direkt auf ihrer. Seine Muskeln drückten gegen ihren Körper. Er war perfekt. Sie konnte den Gedanken nicht aufhalten. Tom war perfekt. Schon immer gewesen, zumindest für sie.
Die Schwarzhaarige schloss die Augen und genoss einen Moment lang das Gefühl seiner weichen Lippen auf ihrem Hals. Der Gitarrist drückte sie enger auf seinen Schoß und sie spürte mit einem Mal seine Zunge auf ihrer Haut. Er fuhr über ihren flatternden Puls.

„Tom, es wäre besser, wenn du jetzt gehst", murmelte sie schließlich. „Bevor dein Bruder kommt." „Bill versteht es nicht", gab Tom Antwort. „Mach dir keine Gedanken. Er kapiert nicht, dass wir beide besonders sind. Ich rede mit ihm, Cassia."
„Er wird uns schlachten", kommentierte diese trocken und sein leises Lachen schickte einen Stromschlag durch ihren Körper. „Möglich", gab er zu. „Aber insgeheim freut er sich, dass du hier bist und uns hilfst."
„Du weißt, dass das, was wir vorhin hier gemacht haben, die Vergangenheit nicht ungeschehen macht, oder?", wollte Cassia mit dünner Stimme wissen und er ließ von ihrem Hals ab, um sie anzusehen. Sein Blick rutschte eine Sekunde lang zu ihren Lippen.

„Die Vergangenheit...", murmelte er und lehnte seine Stirn an ihre. Cassia verschränkte die Arme in seinem Nacken. „Können wir die Vergangenheit nicht vergangen lassen?", hörte sie ihn fragen. „Ich weiß, dass du deine Wahrheit verdienst und du bekommst sie auch! Aber jetzt gerade möchte ich die Zeit bis dahin nicht damit verbringen, jeden Tag mit dir zu streiten und danach der Versuchung widerstehen müssen, dich auszuziehen."
„Wird die Wahrheit so viel ändern?", fragte die Schwarzhaarige dünn und er atmete lange aus. „Ich weiß es nicht. Aber du wirst... es vielleicht nicht verstehen können und es wird dich wütend machen. Trotz allem, muss sich aber zwischen uns nichts ändern."
„Ich kann nicht vergessen", erklärte Cassia ehrlich, Toms Hände streichelten ihre Seiten entlang. „Dann gib mir die Chance, es diesmal richtig zu machen", verlangte er kaum hörbar. „Ich verlange nicht, dass du mir alles sofort verzeihst, aber... vielleicht sind wir auf einem guten Weg dahin, was meinst du?"

Die Schwarzhaarige unterbrach den Blickkontakt und schaute unsicher zur Seite. Es war lange her, dass sie vor Tom so offen geredet hatte. „Und was passiert dann? Nach dem Prozess gehe ich zurück nach Hause und du wirst hier sein. Sollten wir uns das nicht ersparen und nichts anfangen, was im Nachhinein doch nur wehtun wird?"
„Ich dachte, dass du vielleicht... noch ein bisschen länger bei uns bleiben willst", hörte sie Tom sagen, seine Nase strich ihre Wange entlang. „Deine Schwester kann auch herkommen, wenn es daran liegt." „Nein, das ist es nicht", gestand Cassia ehrlich und er ließ von ihr ab.
„Was ist los, mein Mädchen?", raunte Tom ihr zu. „Was beschäftigt dich, rede mit mir."
Sie schaute ihn sofort wieder an. „So hast du mich noch nie genannt, außer am Pool", murmelte sie dünn und er lächelte sanft. Seine Augen strahlten beinahe liebevoll. „Das bist du doch aber", meinte er langsam und zwickte sie in die Seite. „Oder nicht? Du warst doch auf eine gewisse Weise immer mein Mädchen." „Darum geht es", seufzte die Dunkelhaarige, die ihre eigene Angst spürte. „Als was bleibe ich hier? Ich bin nicht bereit, dass das von damals sich wiederholt. Ich will keine Affäre, das schaffe ich nicht nochmal."

Mit einem Mal wirkte Tom wachsam. Seine Augen wurden ein wenig dunkler. „Lass uns darüber reden, wenn der Prozess vorbei ist und wir beide frei davon sind, hm?", fragte er und drückte seine Lippen auf ihren Haaransatz. „Ich glaube, sonst versprechen wir uns jetzt viele Dinge, die wir im Nachhinein überdenken würden, besonders würdest du mir nicht mehr glauben, was ich hier gesagt hätte."
„Was wolltest du denn sagen?", fragte Cassia dumpf und Tom lächelte schmerzerfüllt. Schuld lag in seinem Blick.
„Ich könnte dir sagen, dass es nicht wichtig ist", murmelte er schließlich. „Aber das wäre gelogen, es ist sogar unheimlich wichtig. So wichtig, dass ich es nicht wage, es dir heute zu sagen. Ich möchte diesen Moment nicht zerstören. Weißt du, wie lange ich wollte, dass du wieder in meinen Armen bist?" „Lange?", riet die Schwarzhaarige, die den Gitarristen aufmerksam musterte. Dieser lachte traurig. „Viel zu lange, Kis."
Bei dem Spitznamen schauderte sie. „Nenn mich nicht so. Bitte. Ich will, dass du mich nur noch so nennst, wenn es Kis ist, die bei dir sein soll. Nicht Cassia."
Tom legte den Kopf schief, seine Arme hielten sie noch immer umschlungen. „Cassia, du weißt, dass es nur ein Name ist, oder? Was verbindest du damit?"

„Eine Menge Erinnerungen", murmelte die Schwarzhaarige ehrlicherweise. „Kis war die Frau, die ich dank dir wurde. Als wir beide etwas miteinander angefangen haben, war ich unerfahren und naiv, ich war gutgläubig und langweilig. Du hast das geändert, und... du hast immer nur Kis zu mir gesagt, wenn wir zusammen waren. Wann immer deine Finger oder deine Zunge in mir waren, kam nur dieser Name. Nie mein Richtiger. Weil Cassia dir schon immer zu brav war."
„Das denkst du also?", schlussfolgerte Tom stirnrunzelnd. „Dass ich Kis wollte und dich nicht? Cassia, für mich warst du schon immer genug. Vielleicht hast du recht und ich habe dich so genannt, weil ich mich sonst daran erinnert hätte, dass eigentlich meine beste Freundin unter mir liegt... aber der Teil in dir, der sich mir damals so leidenschaftlich hingegeben hat, das war nicht Kis. Das warst du."

Cassia antwortete ihm nicht, weswegen Tom sie küsste. Nur einen kurzen Moment lang. Er musterte sie zögerlich. „Du machst dir wirklich Sorgen", stellte der Gitarrist fest. „Dass du nicht das bist, was ich damals wollte? Was ich heute will?"
„Ich glaube, dass es dir gefallen hat, wie ich mich dank dir entwickelt habe", gestand die Schwarzhaarige und er nickte langsam. „Auf eine gewisse Art vielleicht schon. Aber hör auf dir Sorgen darüber zu machen, dass Kis und Cassia für mich zwei unterschiedliche Personen sind. Denn das sind sie nicht."
„So kam es aber immer an", murmelte die Angesprochene leise. „Es war die Entschuldigung für alles, was wir miteinander getrieben haben, mein richtiger Name sollte dort nicht fallen." „Weil er mich daran erinnert hätte, dass ich ein Arsch bin, der Hand an seine beste Freundin legt", vervollständigte Tom ruhig. „Das mag so gewesen sein. Aber wenn dann war es unabsichtlich und ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Denn jetzt bin ich hier. Mit dir."

Cassia brauchte eine Weile, bis sie schließlich nickte. Tom schlang die Arme um ihre Mitte und sie legte ihr Gesicht wieder in seine Halsbeuge. Sie waren sich so verflucht nah und sie wusste nicht, wann sie sich das letzte Mal so vollumfänglich wohlgefühlt hatte. Und das bei Tom. Hätte ihr das vor zwei Monaten jemand erzählt, hätte sie denjenigen ans Auto gebunden und wäre mit ihm Spazieren gefahren. Tom lehnte sich nach hinten und ließ sich in die Kissen sinken, Cassia blieb auf ihm liegen und atmete seinen Duft ein. Ihre Finger spielten mit den Bändeln seiner Jogginghose.
„Wir bekommen das hin, Cassia", hörte sie Toms leise Stimme. Er klang, als würde er sich auch selbst von seinen eigenen Worten überzeugen müssen. „Ich sage dir hier und jetzt, dass es nie wieder so enden wird, wie damals", redete der Gitarrist weiter und seine Hand strich über ihren Rücken bis in ihre Haare. „Ich verliere dich nicht nochmal, nur weil ich zu feige bin, dir die Wahrheit zu sagen."

Cassia überlegte noch, ob sie etwas dazu sagen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie blieb stumm auf seiner Brust liegen und begann irgendwann, mit dem Finger die Konturen seiner Bauchmuskeln nachzuzeichnen.
Sie regten sich erst wieder, als unten eine Tür aufging.

„Cassia, Tom!", rief eine Stimme, Georg klang geschafft. „Cassias Vater ist hier. Er möchte mit uns reden."
Die Schwarzhaarige fuhr wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett hoch. Was wollte denn ihr Vater hier?


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