Das Mädchen aus dem All

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Es vergingen einige Minuten, in denen keiner der beiden ein Wort sagte. Schließlich sah die junge Frau das sichtliche Schlucken ihres Gegenübers. Er schien erkannt zu haben, dass sie alles andere als glücklich über seine Erscheinung war. In der Erwartung, wahrscheinlich gleich dem Teufel leibhaftig gegenüberzustehen, machte er den Mund auf und murmelte zwei leise Worte.
„Hallo Kis."
„Was-!", unterbrach die Schwarzhaarige augenblicklich und wich zurück. Ihre Beine begannen zu zittern. „Was zum Teufel suchst du hier?"
Toms braune Augen, die sie früher so schön gefunden hatte, fanden die ihren. Es kam ihr vor als wäre keine Zeit vergangen. Keine sieben Jahre, in denen sie sich nicht mehr gesehen hatten. Wie er hier auftauchte... als wären sie zum Abendessen verabredet und als wäre nichts geschehen. Als wäre alles normal.
Gleich darauf schickte seine Erscheinung einen heißen Pfeil von heißem, giftigem Schmerz in ihr Herz und sie wollte die Tür wieder zuschlagen, doch der Drecksack war schneller. Sein Fuß landete zwischen Tür und Angel und hinderte sie daran, ihn auszusperren.

„Kis", hörte sie seine Stimme, diesmal leiser. „Bitte, mach auf. Nur fünf Minuten. Ich erkläre dir alles, versprochen."
„Das", zischte die Schwarzhaarige mit harter Stimmlage. „ist nicht mein Name! Verschwinde, oder ich rufe die Polizei."
„Cassia", sagte Tom auf der anderen Seite der Tür und ihre Nackenhaare stellten sich auf. „Bitte mach die Tür auf. Ich schwöre dir, du kannst mich in fünf Minuten wieder rauswerfen, wenn du willst." „Ich brauche keine fünf Minuten. Nicht mal eine. Hau ab!", zischte die Frau namens Cassia und schluckte hart.

Seine Stimme.
Sie klang noch genau gleich wie damals. Nein, nicht ganz. Er klang reifer. Und weicher als bei ihrem letzten Aufeinandertreffen. Vor sieben Jahren bei ihrem Abschied. Oder besser gesagt, dem Abend, an dem er sie aus seinem Leben und das der einzigen Menschen geworfen hatte, die ihr je wichtig gewesen waren und für die sie wie eine Löwin gekämpft hatte. An dem Abend, an dem sich ihr ganzes Leben geändert hatte.
„Nur fünf Minuten, Cassia. Bitte. Ich möchte dich nicht um Verzeihung bitten oder sonst etwas... ich- bitte. Ich erkläre dir, warum ich hier bin und wenn du nichts damit zu tun haben willst, dann bin ich sofort wieder weg", hörte sie Toms Stimme, die ernst und erwachsen klang. Und verzweifelt. Doch sie glaubte nicht, dass das ihretwegen war.

„Nein", wiederholte Cassia angespannt, ihre Nerven waren kurz vor dem Reißen. „Ich verlange, dass du abhaust."
„Dann wirst du die Polizei rufen müssen", murmelte Tom. „Denn ich gehe nicht, bevor ich nicht die Chance hatte, mit dir zu reden."
„Ich wollte reden, du hast es verweigert! Sieben scheiß Jahre lang! Also muss ich gar nichts!", schrie Cassia erbost und drückte sich weiterhin gegen die Tür. Ein kleiner Teil von ihr wusste, dass wenn Tom wirklich wollte, er die Tür aufbekommen würde. Er war stärker als sie. Dass er noch nicht in der Wohnung stand, lag nur daran, dass er es nicht wirklich versuchte. Und weil er sonst garantiert damit rechnen musste, eine Bratpfanne ins Gesicht zu kriegen.
Es vergingen mehrere Minuten, in denen keiner etwas sagte.

Die Schwarzhaarige lauschte ihrem eigenen Atem und schloss die Augen. Sie musste runterkommen, so konnte sie ihm auf keinen Fall gegenüberstehen. Aber sie kannte ihn – Tom würde auch vor der Tür übernachten, wenn es sein musste. Das war er. Wenn er etwas wollte, dann geschah es so. Punkt.
Aber die Frage war, was zum Teufel er hier wollte. Wieso nach all den Jahren? Warum kam er zurück? Was hatte sich geändert?

„Wenn ich aufmache", sagte Cassia warnend. „Dann hast du genau fünf Minuten. Keine Sekunde mehr. Und dass nur, weil ich nicht gebrauchen kann, dass hier die Bullen auftauchen und dich mitnehmen... und dann mich, weil ich dich umgebracht hab... und ich dafür morgen in der Zeitung stehe."
„Abgemacht", kam es leise zurück und sie atmete einen Moment durch. In ihren Augen brannte es verräterisch, doch sie hatte genug Kontrolle, um keine einzige Träne kommenzulassen. Schließlich stützte sie sich von der Tür ab und öffnete diese langsam.

Da stand er. Ihr ehemaliger bester Freund, der Mann, für den sie die Schule geschmissen hatte und für dessen Band sie ihr Leben aufgegeben hatte. Mit dem sie die Welt bereist hatte und der sie besser kannte, als jeder andere Mensch, abgesehen vielleicht von den restlichen Mitgliedern seiner verschissenen Band, deren Namen sie immer noch in ihren Albträumen verfolgte. Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre sie für sein Lächeln einen Berg hinuntergesprungen. Jetzt verspürte sie eher den Drang, ihn einen Berg hinunterzuwerfen. Ohne Seil. Nur mit einer winkenden Hand und einem fetten Grinsen im Gesicht.
Es lag keine Reue in seinem Blick, eine Tatsache, die sie fast noch wütender machte, doch er wirkte wachsam. Als wüsste er genau, dass sie ihm ebenso gut jeden Moment die Eier abreißen und an die Wand tackern könnte.

„Ich höre", verlangte Cassia mit einer Stimme, bei der selbst die Wüste eingefroren wäre. Tom trat einen Schritt in die Wohnung und sie ging drei zurück. Nicht weil sie Angst hatte. Sondern weil sie wusste, wie schnell ein Streit zwischen ihr und Tom eskalieren konnte. Es hatte dutzende solche Streitereien gegeben und auch wenn das nichts im Gegensatz zu dem war, wie Tom und Bill sich stritten, wollte sie lieber nichts riskieren. Denn gerade hatte sie das Bedürfnis, sein Gesicht gegen eine Bachsteinmauer zu hämmern. Sie wollte nicht, dass er so nah an sie herankam.
„Halt gefälligst Abstand, bevor ich dich mit meiner Armut anstecke!", zischte sie und seine Augen brannten sich in ihre. Augen, die früher augenblicklich jede Emotion sofort erkannt hatten. Er hatte gewusst, wenn sie log, wenn sie verletzt war, wütend, traurig oder einsam. Tom war jemand, der sie in- und auswendig kannte. Besser als jeder andere Mensch auf der Welt. Zumindest war das mal so gewesen.

„Glaub mir, ich wäre nicht hier, wenn es nicht wichtig wäre", begann Tom leise und sie lachte unterkühlt. „Klar, immerhin bist du der Unterschicht gegenüber abgeneigt, nicht wahr?" „Nein, ich- nicht deswegen", gab er zurück, sie konnte deutlich erkennen, dass er den Seitenhieb durchaus bemerkt hatte.
„Können wir uns setzen?", brachte er hervor, die Schwarzhaarige zog die Augenbrauen hoch. „Viereinhalb Minuten."
„Okay, schon gut", gab er nach und strich sich mit der Hand übers Gesicht und in sein Haar. „Es gibt da eine Sache... Cassia, bitte flipp nicht komplett aus, bevor du alles darüber weißt... aber du musst mir helfen."

Kurz schien die Zeit stillzustehen.
Dann holte die Schwarzhaarige unerwartet aus und ihre ausgestreckte Hand traf ihn mitten ins Gesicht. Es gab ein lautes Klatschen, als ihre Hand auf seine Wangenseite traf und sein Kopf zur Seite flog.
„Du...", fing Cassia an, diesmal schossen die Tränen unaufhaltsam in ihre Augen. Wütend blinzelte sie sie weg. „Du bist das absolut mieseste Schwein auf dem gesamten Planeten Erde! Du tauchst hier auf nach sieben Jahren! Und sagst, du brauchst meine Hilfe!?"
„Kis..."
„Kis gibt es nicht mehr!", sagte Cassia zornig. „Kis ist tot. Du siehst sie nie wieder. Also jetzt erklär mir mal eins: wieso sollte ich dir, nach allem, was du getan hast, jetzt plötzlich helfen? Du hast echt Nerven! Du tauchst hier auf nach JAHREN-!"
„Das weiß ich!", unterbrach Tom sie ebenso laut. „Aber ich wäre nicht hier, wenn es die letzte Hoffnung wäre! Glaubst du, ich reiße deine Wunden mit Absicht auf?"
„Ja, allerdings. Genau das ist meine Überzeugung! Und jetzt raus!", fauchte die Schwarzhaarige und er schluckte hart. „Du hast mir fünf Minuten gegeben. Ich hab' noch mindestens drei."
„Dann sag endlich, was du willst!"
„Das", brachte er hervor und blickte zu Boden. „ist in fünf Minuten nicht so leicht zusammenzufassen. Sagen wir, ich stecke ziemlich in der Scheiße und ich brauche jemanden, der mich rausholt." „Und da kommst du natürlich genau zu mir, weil wir so dicke Freunde sind", sagte Cassia ironisch. „Weil wir beide uns dermaßen nahestehen, dass ich dich aus der Scheiße hole. Du kannst von mir aus dran ersticken!"

„Im Gegenzug helfe ich dir auch", bot dieser an und wagte es, sie anzusehen. „Egal womit. Wenn du Geld brauchst, völlig egal, wie viel. Wenn ihr eine andere Wohnung wollt, wenn du ausziehen willst, wenn du ein neues Auto brauchst... egal was."
„Du denkst, ich brauche Geld? DEIN Geld?", wollte Cassia gefährlich leise wissen und Tom vergrub die Hände in den Taschen seiner scheißteuren Lederjacke, deren Marke sie sich nicht einmal in tausend Jahren leisten könnte. Das mit den Taschen tat er immer, wenn er sich unwohl fühlte, und sie hasste sich dafür, dass sie das immer noch wusste.

„Ich weiß, dass du mit der Miete im Rückstand bist und dass du kurz davor bist, dass das Jugendamt deine Schwester nimmt. Ich kann dir helfen. Ein Wort und ich bezahle jeden Cent der Schulden, wie viel auch immer ihr habt. Und ich sorge dafür, dass deine Schwester auf eine bessere Schule kommt, wenn sie ins Ausland möchte, finanziere ich es ihr. Selbst wenn du willst, dass ich dir ein Haus kaufe...Bitte, Cassia. Ich brauche nur Zeit, um dir alles zu erklären", offenbarte Tom leise und traf die weise Entscheidung, ein wenig Abstand zwischen sie zu bringen.
„Du hast meine persönlichen Daten eingesehen! Du hast es gewagt, dir Informationen über mich zu beschaffen und darüber, dass wir Schulden haben!", schrie Cassia entgeistert. „Du Bastard, dazu hattest du kein Recht!"
„Cassia, ich verlange doch nur, dass du mir zuhörst! Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut hab, damals! Aber es war das Beste so, auch wenn du es nie verstehen musst. Aber ich brauche deine verdammte Hilfe, sonst lande ich vielleicht im Knast!"

Das sorgte dafür, dass es still wurde. Cassia starrte ihn fassungslos an.
Vor sieben Jahren in einem unfassbar schmerzhaften Streit, der aus dem Nichts entstanden war, hatte Tom ihr gesagt, dass sie aus seinem Leben zu verschwinden hatte. Dass ihre Sachen gepackt waren und sie gehen sollte, sich nie wieder melden durfte, weil die Band sonst rechtliche Schritte gegen sie einleiten würde. Er hatte ihr gesagt, dass sie ihm völlig egal war und er sie nur als beste Freundin gebraucht hatte, um auf dem Schulhof weniger Prügel einzustecken. Weil sie beliebt gewesen war, außerdem hübsch genug, um sich eine Weile mit ihr abzugeben. Dass es so weit kam, dass sie mit der Band als Praktikantin des Managements mit auf die Tourneen ging, war jedem von ihnen auf die Nerven gegangen und sie wollten sie nie dabeihaben.
Danach hatte Tom, ihr bester Freund bis zu diesem Moment, jemandem dem sie ihr ganzes Leben anvertraut hatte, den Sicherheitsdienst geholt und sie in ein Auto gesetzt. Ihre Sachen waren hinten in den Kofferraum geworfen worden und ab diesem Tag hatte sie keinen ihrer vier früheren Freunde je wiedergesehen.
Stattdessen war sie ins Elternhaus zurückgekommen, wo eine vollkommen alkoholkranke Mutter mit ihrer jüngeren Schwester in einem Haus voller Müll und Dreck hauste, ihre Schwester war kurz davor gewesen, selbst auf den Strich zu gehen, um wenigstens etwas zu essen zu haben und ihr Vater, ein stinkreicher Anwalt aus Frankreich, weigerte sich, für die beiden zu sorgen.
Cassias Schwester Elisa war nicht seine leibliche Tochter, daher war die Ehe auch zerbrochen und er weigerte sich daher, für die Familie zu sorgen oder Elisa auch nur einen Cent seines Vermögens zu zeigen. Cassia unterstützte er mit Geld, doch als er mitbekommen hatte, dass sie damit ihrer Schwester und Mutter half, waren die Zahlungen gestoppt worden.
Somit hatte Cassia, die damals noch minderjährig gewesen war, die alleinige Verantwortung für eine neunjährige Schwester und eine alkoholabhängige Mutter übernommen. Schon mehr als einmal war Elisa kurz davor gewesen, vom Jugendamt abgeholt zu werden, doch das hatte Cassia stehts verhindern können. Weil sie bei den Besuchen dafür gesorgt hatte, dass das Haus sauber war, weil sie sich den ganzen Tag abrackerte, mit Aushilfsjobs bis in die Nacht arbeitete und dann mit Ausbildung und Nebenjob weiterschuftete, dank denen sie selbst kaum Zeit für ihre eigene Berufsschule hatte, um ihre Schwester in halbwegs ansehnlichen Kleidern in die Schule zu schicken. Sie wusste nicht, wie oft man ihnen schon Strom, Internet und warmes Wasser abgestellt hatte, wann auch immer sie im Rückstand waren, weil ihre Mutter das Arbeitslosengeld für Alkohol, Zigaretten und manchmal sogar für Drogen ausgab. Ihre eigenen Kinder interessierten sie einen feuchten Dreck und wenn sie mal nüchtern war und versprach, sich bald einen Job zu suchen, glaubten sie es ihr beide schon lange nicht mehr.

Bis zu jedem Abend in Los Angeles, an dem Tom verkündet hatte, dass er Cassia als Abfall betrachtete und diesen Ballast nun nicht mehr brauchte, da er nun ein Rockstar war, hatte ihre Mutter ihr immer versichert, dass es allen blendend gehen würde und man ihre Hilfe nicht bräuchte. Darüber hinaus war das Praktikum bei Universal sehr gut bezahlt worden und das Geld, welches Cassia aus Pflichtgefühl nach Hause geschickt hatte, wäre angeblich in guten Händen.
Natürlich war ihre Welt zusammengebrochen, bei ihrer Ankunft zuhause. Elisa hatte über Wochen nicht mit ihr gesprochen, weil sie der Annahme war, ihre ältere Schwester hätte das Geld ihrer Mutter gesendet und damit bewusst ihre Alkoholsucht unterstützt, wobei Cassia immer sicher gewesen war, ihre Mutter hätte genug Anstand, um das Geld wenigstens ihrer jüngeren Tochter zu geben.

Und in all dieser Zeit, hätte sie ihre vier Freunde gebraucht. Bill, Tom, Georg und Gustav. Obwohl Tom sie damals sang- und klanglos aus dem Leben von Tokio Hotel geworfen hatte, war auch von keinem der anderen Drei je wieder ein Lebenszeichen gekommen, nur eine gerichtliche Verwarnung mit dem Vorwurf von Stalking, als sie sich in ihrer Not einmal an Bill gewendet hatte, weil sie damals kurz davor gewesen waren, die Wohnung verlassen zu müssen, weil sie die Miete nicht mehr zahlen konnten. Das war der letzte Kontaktversuch gewesen.
Und heute tauchte Tom Kaulitz auf. Nach sieben Jahren. Als wäre nie etwas gewesen. Und verlangte ihre Hilfe.

Tom nahm ihr Schweigen jedoch als Gelegenheit, einfach weiterzureden, nachdem er sich gefangen hatte. Seine Augen suchten in ihren nach einem Zeichen von Mitleid, aber er fand keins.
„Es gibt da eine Gruppe Frauen. Eine davon ein Mädchen. Sie sagen, dass ich sie in den letzten Monaten sexuell missbraucht hätte, und das sind allesamt Gören mit verdammten Arschlöchern als Vätern, die einen Haufen Geld haben. Menschen, die wirklich viel davon verstehen, irgendwelche Beweise zu fälschen und wenn diese Hurensöhne eines wollen, dann dass ihre kleinen Prinzessinnen Recht haben."
„Moment, Sekunde", unterbrach Cassia fassungslos. „Du hast einen Missbrauchsprozess am Hals?"
„Ich habe keine von denen je angefasst!", beschwor Tom verzweifelt. „Ich hätte niemals sowas angerichtet! Ich kannte sie vorher nicht einmal."
„Und da bist du sicher?", fragte die Schwarzhaarige spitz. „Denn wenn ich mich recht entsinne, hattest du zu deinen Spitzenzeiten jeden Abend ein Mädchen mit auf dem Zimmer und wenn ich mich weiter recht entsinne, habe ich dir damals schon gesagt, dass das irgendwann so enden wird."
„Ich habe keine von denen angerührt und schon gar nicht gegen ihren Willen!", zischte Tom, diesmal war Wut in seiner Stimme zu hören. „Du kennst mich! Ich hätte niemals eine Frau gegen ihren Willen angefasst."
„Ich kenne dich?", echote Cassia lächelnd. „Das dachte ich auch mal, aber so ist es nicht. Deine Zeit läuft ab, also rede lieber weiter."
„Cassia", wollte Tom verteidigen, schien sich jedoch zu entscheiden, dass er darauf nicht zu erwidern hatte und erzählte schließlich weiter.

„Jedenfalls habe ich die Klage am Hals und diese Schweine sind... mächtige Leute. Sie haben Zeugen geschmiert und alles Mögliche, es gibt kein Schweigen und keine Falschaussage, die sie nicht bezahlen können. Angebliches Personal und jeder will etwas gesehen haben. Die haben sich in den Kopf gesetzt, ins Fernsehen zu wollen und in den USA gibt es Fernsehsender, die Interviews mit denen ausstrahlen werden, sobald eine Kleinigkeit dieser Geschichte bekannt wird... ihnen wird geglaubt, weil sie sich als Opfer hinstellen und weil ich nicht auf das Schweigegeld eingegangen bin, wollen sie mich jetzt öffentlich vernichten. Das hat mir der Vater von einer zumindest angekündigt. Wenn sie damit durchkommen, sitze ich ohne Deal mit dem Richter irgendwann im Knast und der wird sich hüten, sich mit diesen Hurensöhnen anzulegen!"
„Und du hast tatsächlich gar nichts damit zu tun?", wollte Cassia wissen und legte den Kopf schief. „Du bist keine fünf Minuten hier und schon lügst du mir direkt ins Gesicht!"
Tom wurde blass. „Okay, jetzt... warte mal, Kis..."
„Ich schwöre, wenn du mich nochmal so nennst-!"
„Von mir aus! Die Jüngste ist minderjährig und wollte mich in einem Club überreden, mir einen zu blasen! Ich hab' abgelehnt und sie hat eine Szene gemacht, ist aber abgehauen! Und mit einer war ich kurz zusammen, nur für wenige Wochen und zum Spaß. Nichts Ernstes. Sie hat mir gesagt, sie steht drauf, wenn es härter zugeht und als ihr Vater das erste Mal die...Würgemale am Hals gesehen hat, muss sie durchgedreht sein. Sie hat das erfunden, Ki- Cassia. Ich schwöre dir, ich habe niemandem etwas...Derartiges angetan! Herrgott, ich würde niemals eine Frau... Sie sagte, sie steht drauf! Sie wollte das so! Und die anderen, sieh mir in die Augen und sag, dass ich lüge... die anderen kenne ich nicht. Es sind Bekannte von ihr, die Eltern kennen sich, da bin ich sicher! Als ich Heidi kennengelernt habe, da gab es dann keine anderen mehr! Die Zurückweisung hat der Ältesten nicht geschmeckt und dann sind sie vor Gericht gezogen! Die ganze Band steckt mit drin!"
„Du hast gesagt, du kanntest keine von ihnen", flüsterte Cassia, deren Hände zitterten. „Und schon da kam deine erste Lüge. Du willst meine Hilfe, erst ruinierst du mein Leben, zerstörst...alles, was ich hatte und kommst her als wäre nichts gewesen, lügst mir aber bei der ersten Gelegenheit ins Gesicht. Denn so warst du schon immer! Wenn es ungemütlich wurde, dann hat Tom Kaulitz einfach eine Geschichte gedichtet und alles war halb so wild!"

Es entstand eine angespannte Pause, in der Tom Cassia hilflos musterte. Diese bemerkte genugtuend, wie dieser Anblick ihr gefiel und zugleich schnürte sich ihr Hals zu. Ihn zu sehen tat schrecklich weh. Alles, was sie glaubte, vergessen zu haben, war mit einem Schlag wieder da. Seine Worte. Sein eiskalter Blick, als er ihr gesagt hatte, er brauchte sie nicht. Und bis heute wusste sie..., dass es eine Lüge gewesen war. Sie erkannte es, wenn er log. Nur hatte sie keine Ahnung, wieso er damals gelogen hatte. Bis heute nicht.

„Von welcher Art Frauen reden wir hier? Du sagtest etwas von einer Gruppe", fragte Cassia irgendwann sehr leise und er zögerte. „Zwei davon sind harmlos. Die erzählen nur das, was die Anführerin möchte. Die Dritte hat einen Hurensohn als Vater, der seiner kleinen Prinzessin sowieso alles erfüllt. Die ist sauer, weil ich nichts mit ihr anfangen wollte, weil ich verheiratet war und sie verdammt nochmal minderjährig! Und die vierte ist die Frau, mit der ich kurz zusammen war. Sie ist...die Gefährliche."
„In welchem Sinne?", fragte die Schwarzhaarige und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sagst du mir jetzt, sie ist die Tochter von irgendeinem gottverdammten Drogenbaron?"
Bei dem Blick, den Tom ihr daraufhin zuwarf, wurde ihr schlagartig anders. Ihr Mund klappte auf.
„Scheiße, das ist nicht dein Ernst! Du konntest natürlich nicht wenigstens aufpassen, wo du deinen Schwanz reinsteckst, geschweige denn welchen Hals du würgst!"
„Cassia, ich hatte keine Ahnung, wer sie ist. Nicht, bis es passiert war", presste Tom hervor und diesmal sah sie widerstrebend, dass er die Wahrheit sagte.
„Und was genau willst du dann von mir?", fragte Cassia tonlos. „Soll ich hingehen und ihnen sagen, was für ein toller Hecht du bist? Denn falls du das wirklich glaubst, dann bist du noch größenwahnsinniger als ich dachte."
„Ich brauche zwei Dinge", wisperte Tom und die Schwarzhaarige wurde sofort aufmerksam. „Zwei Dinge", wiederholte der Gitarrist. „Was du im Gegenzug dafür willst, ist mir völlig egal."

Wieder entstand eine Pause, Cassia ergriff den Türknauf.
„Gleich sind deine fünf Minuten um. Also raus damit!"
Tom biss sich fest auf die Lippen, eine Strähne seiner braunen Haare fiel ihm ins Gesicht. Er war so weiß, dass man zu einem Blatt Papier keinen Unterschied gesehen hätte.
„Zuerst das... bei dem ich weniger verlange", murmelte er. „Und ich hasse mich dafür, dass ich zu dir kommen muss, Cassia, glaub mir. Aber es ist der einzige Weg und ich... wollte dir das nicht antun." „Tom, so wahr mir Gott helfe, noch ein Wort abseits dessen, was du von mir willst und ich schmeiße dich wirklich raus!", drohte die Schwarzhaarige zornig. „Ich brauche deine Heuchelei nicht! Rede!"

„Ich brauche deinen Vater als Anwalt", brachte der Gitarrist endlich hervor. „Ich kann nicht darauf vertrauen, dass jeder andere Anwalt in Amerika von diesem Weib und ihrem Vater geschmiert wird und deswegen brauche ich jemandem, dem ich trauen kann."
„Haben die dich so sehr in der Tasche?", fragte Cassia, die kurz tatsächlich darüber nachdachte, noch nichts davon in den Medien gehört zu haben. „Sie drohen dir mit der Öffentlichkeit, oder?"
Ihr Gegenüber nickte. „Es hat schon meine Ehe ruiniert. Die erste Anschuldigung kam etwa ein Jahr nach der Hochzeit. Heidi und ich sind seit über sechs Monat auseinander, weil sie diesen Mädchen irgendwie glaubt, aber irgendwie auch nicht, aber sie ihre Kinder vor dem Schützen wollte, was die Medien mir andichten könnten. Ich verstehe sie sogar ein wenig. Und wenn jetzt die Presse irgendwas mitbekommt... dann brauche ich einen verdammt guten Anwalt, von dem ich weiß, dass man ihn nicht kaufen kann. Und dein Vater ist einer der besten Anwälte der Welt. Die würden ganz schön Panik kriegen, wenn sie wüssten, dass er mich verteidigt."

„Mein Vater hat Prozesse über Mordfälle, Folter, Menschenhandel, gefährlicher Körperverletzung und schweren Missbrauch. Glaubst du, er schert sich um deinen verdammten Ruf?", lachte Cassia auf. „Du bist krank. Mein Vater hat mit Leuten zu tun... die sind selbst über deiner Gehaltsklasse, und zwar sehr weit darüber, Tom. Lass dir gesagt sein, dass mein Vater deinen Fall nicht mal ansehen wird. Dafür bist du nicht wichtig genug, egal wie groß dein Ego ist und wie lange du daran zu knabbern haben wirst, das wegzustecken."
„Wenn du ihn drum bitten würdest, dann vielleicht schon", sagte der Gitarrist, der auf ihre Provokation nicht einging. „Er ist einer der Besten und du bist seine Tochter. Ich weiß, dass ich ihn mir nicht einmal leisten könnte, selbst wenn er den Fall annimmt. Für dich würde er es vielleicht machen. Du hast immer gesagt, dass er ein schlechtes Gewissen hat, weil er nie für dich da war."
„Wenn dir deine Zunge lieb ist, dann halt die Klappe", unterbrach Cassia laut. „Das ist rein gar nichts, was dich noch irgendetwas anginge."

„Das Zweite", fügte Tom hinzu und die Dunkelhaarige verstummte widerstrebend, vor allem, weil er den Blick senkte. „Du tötest mich", murmelte er mehr zu sich selbst. „Ich... ich brauche eine Freundin, Cassia. Ich brauche deine Hilfe..., weil du meine Freundin sein sollst."

Die daraufhin entstehende Stille, hätte eine Fliege in Depressionen versetzt. Cassia riss entgeistert die Augen auf, bevor die Worte zu ihrem Gehirn durchdrangen. In der nächsten Sekunde warf sie den Kopf zurück und begann lauthals zu lachen. Natürlich war es kein echtes Lachen. Hades, der Gott der Unterwelt persönlich, hätte bei diesem Lachen eine Gänsehaut bekommen.
„Du bist echt... ich finde keine Worte dafür", brachte Cassia hervor. „Du bist ein widerliches Arschloch, Tom Kaulitz! Es reicht jetzt. Genug mit dieser Zeitverschwendung! Ich habe keine Ahnung, ob du und die anderen eine beschissene Wette am Laufen habt, oder..."

„Du bist die Einzige, mit der das möglich ist", unterbrach Tom sie leise. „Du kennst mich. Wir beide haben eine Geschichte. Du warst mal unsere Praktikantin, du kennst die Band, das Leben hinter den Kulissen. Du warst bei den verdammten Konzerten dabei, bei jedem Interview, irgendwann warst du sogar im Tourbus..."
Tom unterbrach sich, wahrscheinlich weil er sich gerade daran erinnert hatte, wie es so weit gekommen war.
„Sag es ruhig", höhnte Cassia leise. „Es ändert sich nichts daran, wenn du drum herumredest."
Seine braunen Augen fixierten sie.

„Du kennst mich", flüsterte er. „Die könnten dir jede Frage stellen und du wüsstest die Antwort. Nicht Heidi, nicht irgendeine vorher. Du kanntest mich vor Tokio Hotel... keine Frau weiß ansatzweise so viel von mir... du kennst jedes Geheimnis, jede Sekunde meines verdammten Lebens, weil du die meiste Zeit davon bei mir warst!"
„Und...", fügte Cassia hinzu und diesmal war sie es, die einen Schritt in seine Richtung machte. „Weil du genau weißt, dass ich Dinge von dir weiß, die du niemandem je gesagt hast." Sie sah, wie etwas in seinen Augen aufleuchtete. „Darüber musst du kein Wort verlieren, wenn du nicht willst. Du sollst nur sagen, was du während unserer Freundschaft von mir erlebt hast und dass ich nie ein Mann war, der Frauen misshandelt hat."
„Und wenn sie fragen, was wir beide sonst miteinander zu tun hatten?", wollte die Schwarzhaarige wissen und ihre Mundwinkel zuckten. „Soll ich dann sagen, dass ich genau weiß, wie du deine Blowjobs magst? Wie du es geliebt hast, mich zu lecken? Wie du darauf stehst, mich gegen eine Wand zu pressen und mir die Hand an die Kehle zu drücken, wenn du mich fingerst?"
„Kis", warnte Tom und zum ersten Mal nahm seine Stimme einen Tonfall an, den sie von früher kannte. Er klang drohend. Der Ton war ihr so bekannt, dass sie ihn nicht einmal wegen des unliebsamen Spitznamens rügen konnte, so unerwartet kam es. Und es rief Erinnerungen wach, bei denen sie einen heißen Schauer im Nacken spürte. „Darüber musst du nicht sprechen", redete Tom mit rauer Stimme weiter. „Wenn du meine Freundin bist, kannst du über vieles in der Vergangenheit reden, was du von mir kennengelernt hast und was nichts mit dem zu tun hat, als was diese Frauen mich hinstellen wollen. Ich brauche jemanden, den es vorher schon gegeben hat, jemand mit einer Hintergrundgeschichte zu mir und es gibt keine Frau, die mich so gut kennt, wie du. Und es gibt handfeste Beweise, dass du damals unsere Praktikantin warst, es gibt Belege, Dokumente."
„Eure Praktikantin", wiederholte Cassia leise. „So willst du mich also deinen... Anklägern vorstellen? Als eine Praktikantin, die nun deine Freundin ist?"

„Es ist glaubwürdiger, wie wenn ich plötzlich aus dem Nichts eine fremde Barbie von irgendwo herziehe", beschwor Tom und hob die Hände, als wollte er ihr zeigen, dass er unbewaffnet war. „Du kennst mich, Cassia. Es gibt Dinge, die sie dir glauben werden, weil du mich so lange kennst. Unter anderem, wenn du aussagst, dass ich dir gegenüber nie gewalttägig wurde."
„Oder sie denken, dass ich genau deswegen lüge", bemerkte die Dunkelhaarige spitz. „Weil wir uns kennen und ich dich aus der scheiße holen will. Ich soll deine Freundin spielen, die werden denken, ich mache das aus Liebe zu dir."
„Dazu hätten sie keinen Grund, denn ich habe nicht vor, die Tatsache zu verleugnen, wieso wir so lange keinen Kontakt miteinander hatten, wir schreiben es nur ein wenig um", redete der Gitarrist vorsichtig und gerade als Cassia empört losschreien wollte, ruderte er zurück. „Ich weiß, dass du nicht mitmachst, wenn ich lüge. Aber eine Freundin würde mich vor vielem bewahren. Die vierte der Frauen kam erst hinzu, als ich und Heidi getrennt waren. Wenn ich zu der Zeit, in der sie mir das andichtet, allerdings bereits wieder eine Freundin gehabt hätte..."
„Klar, schon kapiert. Du brauchst ein Alibi", nickte Cassia und kicherte. Tom blickte sie an als hätte sie den Verstand verloren. „Du denkst nicht allen Ernstes", begann die Schwarzhaarige mit unterdrücktem Hass in jeder Silbe. „dass ich dir dabei wirklich helfen werde, oder? Nach ALLEM, was geschehen ist und plötzlich soll ich deine Freundin spielen?"

„Ich meinte das ernst vorhin", bekräftigte Tom, der wieder etwas Farbe bekam. „Was auch immer du im Gegenzug dafür willst... es gehört dir. Schreib eine Liste, wenn du willst. Egal was draufsteht, du kriegst es."
„Du kaufst mich also? Ich bin keine Prostituierte!", knurrte Cassia empört, er schüttelte matt den Kopf. „Ich kaufe dich nicht, aber ich weiß, dass ich viel von dir verlange und es dafür einen Preis gibt. Daher schreib auf, was dein Preis ist. Ich zahle ihn, ich schwöre es."
„Und wenn ich deine Freundin bin, wie lange soll das dauern?", wollte die Schwarzhaarige wissen, die daran dachte, dass sie auf seine bescheuerte Liste schreiben würde, dass sie seinen Schwanz, gut durchgebraten auf einem Silbertablett wollte, um ihn dem Nachbarshund als Snack anzubieten.
„Bis der Prozess durch ist, vielleicht noch ein paar Wochen danach, bis alles ruhig ist. Du musst mich niemals wiedersehen, Cassia. Ich werde dich auch zu nichts überreden, weder was du sagen noch was du tun sollst. Du sollst nach außen meine Freundin sein, was du Privat von mir hältst, das spielt da draußen keine Rolle. Ich sehe dir an, dass du mir am liebsten die Eier abreißen würdest."

„Das hättest du auch verdient", sagte Cassia und meinte, ihn schlucken zu sehen. „Das kommt darauf an, wie man es interpretiert. Aber darüber streite ich nicht mit dir. Nicht heute und nicht jetzt."
„Und wenn ich vor dir auf die Knie gehe?", provozierte die Schwarzhaarige leise. „Du hast es geliebt, wenn ich das getan habe."
„Hör auf", befahl Tom leise. „Darum geht es hier nicht."
„Befriedigt dich deine Heidi so, wie ich es getan habe?", fragte Cassia, ohne dass sich an ihrem provokanten Tonfall etwas änderte. „Früher hättest du mich nicht frech werden lassen. Dann hätte ich dafür bezahlt." Mit voller Genugtuung bemerkte sie, wie Tom die Zähne zusammenbiss. Seine Hand zuckte und ließ nur erahnen, wo er sie gern hingelegt hätte. Oder zumindest der Teil von ihm, den sie auch irgendwann neben ihrer Freundschaft kennengelernt hatte.

„Zu schade für dich", säuselte die Dunkelhaarige und öffnete die Tür. „Dass ich dich nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde. Und jetzt raus."
„Überlegst du es dir?", zischte Tom, der ihren Kommentar überging und sie sah sehr wohl, wie schwer ihm das gefallen war. Cassia tat als würde sie überlegen und zuckte die Schultern.
„Von mir aus. Ich überleg mir, wie viel Geld es mir wert ist, deine Gesellschaft zu ertragen. Mach dich auf was Sechsstelliges gefasst." „Kein Problem", meinte der Gitarrist viel zu entspannt dafür, dass sie ihm gerade eine verdammt hohe Geldsumme angedroht hatte. Cassias Hand auf dem Türknauf versteifte sich vor Zorn. Sie wollte etwas tun, ihm Schmerzen bereiten, ihn mit irgendetwas schlagen, ihm ebenso wehtun, wie er ihr damals wehgetan hatte.

„Sag es mir bis Montag, okay?", fragte Tom langsam und zog einen Zettel aus seiner Jackentasche, den er auf der Kommode neben der Tür ablegte. „Was soll das sein?", zischte Cassia und blickte den Fetzen an, als könnte er beißen. Sie meinte, Tom die Augen verdrehen zu sehen und spielte mit dem Gedanken, ihm diese mit dem in greifbarer Nähe liegenden Autoschlüssel auszukratzen.
Der Gitarrist wandte sich ihr zu. „Meine Handynummer. Schreib mir alles, was du möchtest. Falls du zusagst, werden wir wohl oder übel noch Einzelheiten klären müssen."
„Von mir aus", zischte Cassia und als er an ihr vorbeitrat konnte sie nicht anders, als sachte zu lächeln. „Richte Bill aus, dass er das nächste Mal mitkommen kann, statt sich gegenüber in der Kneipe zu verstecken."

Tom hielt inne und schaute sie einen Moment lang verwirrt an. Dann trat Gewissheit in seine Augen. Nicht nur er kannte sie, sondern sie kannte auch ihn und die Band. Die Schwarzhaarige wusste über alles Bescheid, denn mit einer Sache hatte Tom völlig recht. Sie kannte sie, jeden einzelnen von ihnen und wusste genau, wie sie alle tickten.
Daher wusste Cassia, dass Tom keineswegs allein in seinen früheren Heimatort gereist war, wo alles angefangen hatte. Er war zu feige, um allein herzufahren und an ihrer Tür um ihre Hilfe zu betteln. Bill musste irgendwo in der Nähe sein, hatte aber seinem Bruder zweifellos gesagt, dass er das alleine bewerkstelligen musste.
All das sagte sie Tom in nur einem Blick und sein Gesichtsausdruck wurde hart.

„Hab ich recht?", fragte Cassia nach der Antwort und es dauerte zwei Sekunden, bis er nickte. „Überleg es dir. Bitte", verlangte er nur noch flüsternd und im nächsten Moment ließ er sie zurück. Allein und verwirrt. Wie vor sieben Jahren auch schon.


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