Humanoid

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So hätte es ewig weitergehen können, wenn sie nicht in diesem Moment eine zornige Stimme aus ihrer Blase katapultiert hätte.
„Scheiße, was ist nur los mit euch beiden!", schrie Bill erzürnt und sie schreckten auseinander.


Cassia löste ihre Beine sofort von Toms Hüfte und glitt wieder tiefer ins Wasser, der Sänger starrte auf sie herunter. „Habt ihr sie eigentlich noch alle? In einem Moment streitet ihr euch, schreit euch an und dann komme ich nach Hause mit dem Gedanken, dass hoffentlich das Haus noch steht und ihr knutscht im Pool?"
„Bill, das ist nicht deine Angelegenheit", zischte Tom, der keine Anstalten machte, die Schwarzhaarige aus dem Wasser klettern zu lassen. Seine Hände lagen wieder auf ihrem Rücken und hielten sie dicht an ihn gedrückt.
„Dann habe ich gerade entschieden, dass es meine Angelegenheit ist. Könnt ihr euch nicht mal ein klein wenig zusammenreißen?! Tom, wenn du nochmal so eine Aktion bringst wie vor sieben Jahren, schwöre ich dir bei meinem Leben, dass ich mit Cassia gehen werde! Nimm deine Finger von ihr."
„Bill, ich wollte das genauso wie er", wollte die Schwarzhaarige einwerfen und bei seinem Blick wäre sie am liebsten untergetaucht. „Das habe ich sehr wohl bemerkt, Cassia. Du lässt dich wieder auf etwas ein, dass gefährlich für dich ist. Eigentlich hättet ihr es verdient, einander wieder die Köpfe einzuschlagen, aber wenn es ein zweites Mal passiert, wird die Band auseinanderbrechen."
„Es passiert kein zweites Mal", meinte Tom scharf. „Jetzt verzieh dich."
„Ich gehe nirgendwo hin, bis du mir sagst-"

Das Klingeln eines Handys ließ Bill verstummen und Cassia schaute Tom vorsichtig an. „Das ist meins, lass mich los", bat sie leise und er tat wie geheißen. Seine Hände lösten sich von ihr, doch weiterhin herrschte zwischen den Brüdern ein Blickduell.
Cassia hievte sich aus dem Pool und ignorierte ihre nassen Kleider so gut es ging. Sie ergriff ihr Handy und erkannte die Nummer ihres Vaters, was ihre Laune schlagartig verschlechterte.

„Ich...", murmelte sie und drehte sich um. „Das ist mein Vater, soll ich-?"
„Geh ran", zischte Bill, es klang wie ein Befehl. „Offenbar seid ihr hier ja fertig."
„Bill, hör auf damit, es geht dich überhaupt nichts an, was ich mit Cassia zu schaffen habe!", hörte die Schwarzhaarige Tom noch knurren, bevor sie mit stark pochendem Herzen über den Rasen davonlief.

„Hallo Papa", meldete sie sich und bremste am Ende des langen Gartens, wo sie sich auf eine Bank unter einer großen Palme setzte. „Cassia", kam es zurück und sofort war klar, dass ihr Vater alles andere als erfreut zu sein schien.
„Lass mich raten, die Anwältin dieser Jessica hat dich kontaktiert?", riet die Schwarzhaarige und das allein reichte schon für eine Predigt von null auf hundert.
„Du hast den Verstand verloren, wie kannst du es wagen, diesen Fall derart zu verkomplizieren!", brüllte ihr Vater ins Telefon und Cassia hielt dieses eine Armlänge von sich weg. „Diese Anwältin hat mir die Beweisbilder und die Fallakte weitergegeben und was sehe ich? Meine Tochter, wie sie ängstlich zu einem Mann hinaufsieht, der sie zu bedrohen scheint, derselbe Mann zieht sie gewaltsam von einer Party in einen gesonderten Bereich! Cassia, was geht da vor?"
„Beruhigst du dich mal wieder?", fragte diese und spannte sich an. „Diese Fotos sind überhaupt nicht so, wie sie wirken. Tom und ich haben in diesem Hotel hitzig diskutiert und er hat mich weder erpresst noch bedroht! Im Gegenteil, er war nur wütend, weil ich die Klappe nicht halten wollte. Die Wahrheit ist also eine ganz andere!"
„Die Wahrheit interessiert mich nicht!", unterbrach ihr Vater wütend. „Sondern die Wahrnehmung. Wie kommst du darauf, nach Los Angeles zu reisen und seine Freundin zu spielen, wobei du dich damit selbst angreifbar machst und diesen Kerl dazu? Davor hatten diese Frauen rein gar nichts gegen ihn in der Hand und nun tauchen deine Fotos mit ihm auf und plötzlich reden wir nicht mehr nur vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs, sondern von häuslicher Gewalt, Erpressung, Bedrohung und eventuell kommt auch noch Freiheitsberaubung dazu! Du wirst sofort abreisen, deine Anwesenheit war nicht dafür gedacht, dass ihr mir den Fall mit eurer Affäre oder was immer es ist, ruiniert!"

Cassia hörte entgeistert zu. „Aber die können doch keine Anklage erheben, weil sie nicht selbst dabei waren! Ich sage von mir aus, wie es wirklich gewesen ist!"
„Und wie glaubwürdig bist du wohl, wenn sie denken, dass dein Freund dich zuhause schlägt und du im Grunde Angst vor ihm hast? Allein als er und sein Bruder mir davon berichtet haben, dass du bei ihnen bist und wegen dieser lächerlichen Sache von früher jetzt seine Freundin sein sollst. Das hattest du wohl vergessen zu erwähnen, als du mir den Fall geschickt hast?"
„Es ging dich nicht weiter etwas an, da Tom mich gefragt hat und ich habe ja gesagt", verteidigte die Schwarzhaarige sich. „Und wenn du etwas zu dieser Party sagen willst, Tom hat mich weggebracht, weil eine der Klägerinnen dort war und er verhindern wollte, dass ich etwas ausplaudere."
„Das ist auch das einzig Gute, was der Kerl getan hat! Denn Addisons Anwalt hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass seine Mandantin heulend vor ihm saß und beteuerte, du hättest Angst vor Tom Kaulitz gehabt und man müsste dich aus diesem Teufelskreis befreien!"
„So war es aber nicht, Papa!"
„Aber so wird es ausgelegt!", brüllte ihr Vater zornig. „Du hast dich angreifbar gemacht und das bedeutet, dass alles erheblich schwieriger geworden ist."
„Du ziehst doch nicht zurück, oder?", wollte Cassia wissen und hörte sein schnaubendes Lachen. „Als wenn ich eine Wahl hätte! Wenn ich den Fall cancle, wird sich die Konkurrenz darauf stürzen! Ich bekomme das hin, aber du hältst dich gefälligst bis zu dieser Anhörung im Hintergrund. Lass ihn ein romantisches Foto von euch posten und nimm darunter Stellung zu den Vorwürfen! Und vor allem, falls ihr wieder an die Öffentlichkeit tretet, wenn er schon die bescheuerte Idee hat, dass eine Freundin ihn retten könnte, dann sei gefälligst verliebt und nicht in panischer Angst! Das würde einiges leichter machen!"

„Papa, hör mir zu, das war bestimmt keine Absicht, ich bin wirklich hier, um ihm zu helfen", beteuerte Cassia leise. „Und es war ein dummer Fehler auf dieser Party und davor wurden wir heimlich fotografiert."
„Ich bin gerade dabei, mit dem Richter zu verhandeln, dass die Bilder vom Hotel nicht vor Gericht zulässig sind und gehe stark davon aus, dass ich damit erfolgreich sein werde. Wenn man davon absieht, dass Mr. Kaulitz offensichtlich schon wieder meine Tochter zu etwas bringt, dass sie gefährdet."
„Ach komm", lachte die Schwarzhaarige auf. „Wann hat dich das bitte je interessiert? Als ich nach Hause kam und dich um Geld gebeten habe, da hat es dich nicht interessiert, was mit deinen Kindern geschieht."
„Ich habe nur ein Kind und das bist du", knurrte ihr Vater aggressiv. „Mit dem anderen Gör deiner Mutter will ich nichts zu tun haben, genauso wenig mit der Frau selbst, die ich geheiratet und ertragen habe, bis ich erfuhr, dass sie von einem anderen geschwängert wurde."
„Das ändert nichts daran, dass ich mich entschieden habe, Elisa als meine Schwester anzusehen und du mich hättest versorgen können", wehrte Cassia sich und er stöhnte auf. „Du bist meine Tochter, du hättest jederzeit nach Frankreich zu mir und meiner Lebensgefährtin ziehen können, aber du hast mir nur gesagt, du kannst sie nicht leiden und willst auch nicht wegziehen. Mein Geld wolltest du, aber mehr auch nicht!"
„Wie kannst du es wagen, es ging mir dabei nicht um Bereicherung, sondern darum, meine Schwester und mich durch den Alltag zu bekommen und ich sie nicht allein bei Mama lassen wollte, die trinkt und was weiß ich welche Drogen einnimmt!"
„Cassia, es ist wirklich nicht meine Schuld, was deine Mutter aus ihrem Leben gemacht hat", wehrte ihr Vater brüsk ab. „Sie hat sich entschieden und das habe ich ebenso. Es ist nicht meine Pflicht, deine Halbschwester durchzufüttern, mit deren Vater mich deine Mutter betrogen hat. Er hätte sich selbst um sein Kind kümmern müssen, aber er ist ja abgehauen, nachdem er davon erfahren hat. Was für eine Art von Kerl auch immer deine Mutter angeschleppt hat, sie hat dadurch ihr privilegiertes Leben verloren und du gibst mir die Schuld daran, dass ich kein Interesse mehr daran habe, sie und deine Halbschwester zu versorgen. Du bist meine Tochter und für dich bezahle ich gerne Unterhalt, wenn es nicht deiner Erzeugerin zufallen würde, wie ich sehr wohl weiß. Und was Tom Kaulitz angeht-"

„Lass es einfach, Papa!", wollte Cassia zischen, doch er ließ sich nicht unterbrechen.
„Was diesen Tom Kaulitz angeht, dieses Theater hatten wir doch schon einmal, nicht wahr? Immerhin war er es, der mich vor Jahren kontaktiert hat, als eure Arbeitsplatzaffäre beendet war und mich gebeten hat, auf dich aufzupassen."

Es wurde einen Moment lang still.
„Wie bitte?", fragte die Schwarzhaarige perplex und ihr Vater seufzte. „Du dachtest nicht wirklich, deine Mutter oder ich hätten dich damals ohne jede Sicherung einfach mit diesen Spinnern ziehen lassen. Als der Wunsch in dir aufkam, dieses Praktikum bei deren Management zu machen, da wusste ich genau, dass einer von ihnen früher oder später in deine Nähe kommen würde. Dein Freund hat ein paar Monate lang Informationen von mir bekommen, wo du steckst und wie es dir geht, bis du dich entschieden hast, bei deiner Mutter bleiben zu wollen."
„Warum hätte Tom das machen sollen?", wollte Cassia wissen, in deren Hals ein dicker Kloß wuchs. Der Wind fegte durch den Garten und ließ die Palme bedenklich wackeln, die ein bisschen Schatten spendete und ihre Kleider waren durch die hohen Temperaturen schon beinahe wieder trocken. In der Ferne sah und hörte sie Bill mit seinem Bruder streiten. Georg und Gustav waren auch mittlerweile dabei.

„Warum er das tun sollte?", wiederholte ihr Vater ihre Frage und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Telefonat zurück. „Weil das Management eine Vereinbarung mit mir getroffen hatte, dass keiner dieser Männer dich auch nur mit dem kleinen Finger anrührt. Denkst du, ich wollte, dass du eines Tages schwanger von einem dieser Kerle nach Hause kommst? Sicher nicht. Die Klausel stand im Vertrag mit der Plattenfirma und dein Tom Kaulitz hat dagegen verstoßen. Auch wenn er es vermutlich lange geheim halten konnte, irgendwann bekam ich einen Anruf. Die Band musste den Verstoß bezahlen, kurz nachdem du weg warst und er wollte, dass du davon nichts erfährst."

Cassia hielt entsetzt die Luft an. „Warum hätten die Jungs mir das verheimlichen sollen?"
Ihr Vater sagte eine Weile nichts, doch dann sprach er es aus. „Weil du ihn geliebt hast und sie sich einig waren, es dir nicht anzutun."

Die Schwarzhaarige saß da wie vom Donner gerührt. Sie starrte auf ihre nackten Füße und griff sich im Affekt an den Hals, der plötzlich brannte wie Feuer. Ihr Vater sprach es aus, als wäre es das Normalste auf der Welt. Die eine Tatsache, vor der sie immer Angst gehabt hatte. Es war absolut die Wahrheit.
Sie hatte Tom geliebt. Leidenschaftlich und bedingungslos.
Solange bis sie gemerkt hatte, dass er nur einen Teil von ihr liebte und das hatte sie auf eine harte Probe gestellt. Und bevor sie die Gelegenheit bekommen hatte, ihm zu sagen, was mit ihr los war, hatte der Gitarrist sie abserviert und weggeschickt, wie ein gebrauchtes Kleidungsstück. Ja, sie hatte ihn geliebt, wie hätte sie ihn nicht lieben können? Tom war der Mann gewesen, mit dem sie ihre Sexualität entdeckt und ausgelebt hatte, er kannte fast ihr ganzes Leben und war immer dagewesen, sie hatte ihm stehts alles anvertraut und er war der Mann gewesen, bei dem sie sich immer sicher gefühlt hatte. Wie hätte sie sich nicht verlieben können? Und der Bastard hatte es geahnt und gewusst, dass er sie nie so lieben konnte, wie sie ihn liebte, daher war er ans Äußerste gegangen und sie war aus seinem Leben verbannt worden. Vielleicht war er tatsächlich ein Feigling. Aber trotzdem hatte ihr Vater recht. Sie hatte ihn geliebt und diese Klausel hätte es ruiniert.

„Du kannst, von mir aus, wütend auf ihn sein, aber dann sei es abseits von Kameras", meinte ihr Vater irgendwann, nachdem eine Weile niemand von ihnen etwas gesagt hatte. „Aber das war die eine Sache, die ich nie verstanden habe. Diese Klausel existierte und er hat sich wissentlich dafür entschieden, dennoch etwas mit dir anzufangen. Von all den Frauen, die er hätte haben können, wollte er genau dich. Warum?"
„Das weiß ich nicht", flüsterte Cassia und versuchte zu verbergen, wie weh ihr diese Aussage tat. Weil sie sich immer selbst gefragt hatte, was Tom an ihr fand. Sie war ein Nichts im Gegensatz zu ihm. Das waren auch seine Worte am letzten Abend gewesen, aber dort war nicht Tom Kaulitz vor ihr gestanden. Tom hätte niemals so mit ihr gesprochen, so angewidert und gemein. Aus ihm hatte der Zorn gesprochen. Ob das einer der Gründe war, wieso er sie damals hatte loswerden wollen? Aus Angst, dass die Band darunter leiden würde, dass er gegen eine Klausel in einem dummen Vertrag verstoßen hatte?

„Nun, ich weiß es ganz sicher", brummte ihr Vater und im Hintergrund hörte man eine Frauenstimme. „Cassia, ich muss los. Mein nächster Termin beginnt."
„Schon klar", murmelte die Angesprochene tonlos. „Ich schätze, wir sehen uns bei diesen Anhörungen."
„Tauch dort nicht mit rotem Hals auf", forderte ihr Vater gereizt. „Und reiß dich ein bisschen zusammen, dass man euch die Geschichte auch abkauft."
Dann war er weg und Cassia ließ das Handy sinken. In ihren Ohren hämmerte es. Eine Klausel. War das der Grund für alles? Es gab nur wenige Leute, die das wussten, aber vier von ihnen standen zum Glück nicht weit entfernt...

Cassia lief den vier Männern entgegen, die mittlerweile wohl fertig mit streiten waren und missmutig am Tisch hockten. Tom und Bill rauchten, Georg war gerade konzentriert dabei, eine Musikdatei anzuhören und Gustav schaute der Schwarzhaarigen entgegen, da er in ihre Richtung saß.
„Was ist los?", fragte er aufmerksam und die anderen schauten hoch. Cassia legte langsam ihr Handy auf den Tisch.
„Mein Vater ist wütend auf mich", informierte sie gedehnt. „Er findet, wir spielen unsere Rollen nicht besonders überzeugend, Tom und ich."
„Würdet ihr euch in der Öffentlichkeit dieselbe Mühe geben wie privat, wäre das kein Thema", stichelte Bill nur und nahm einen Zug seiner Zigarette. Tom warf ihm einen wütenden Blick zu, doch Cassia war noch nicht fertig.
„Außerdem... hat er mir von der Klausel in eurem alten Vertrag mit der Plattenfirma erzählt. Wo klargemacht wurde, dass keiner von euch etwas mit mir anfangen darf und ihr danach ordentlich in die Bresche springen musstet, weil Tom dagegen verstoßen hat."

Sie konnte förmlich sehen, wie alle am Tisch blass wurden. Georg ließ die Kopfhörer sinken, Bill begann zu husten und Gustav senkte den Blick. Einzig Tom schaute Cassia aufmerksam an, fast als würde er einen Ausbruch erwarten, der ausblieb.
„Ich würde gerne wissen, warum ihr mir nie davon erzählt habt", verlangte die Schwarzhaarige gezwungen ruhig und Bill warf einen Seitenblick zu seinem Bruder, so schnell, dass sie es beinahe nicht bemerkt hätte. Es war Georg, der letztendlich das Wort ergriff.

„Dein Vater wollte diese Klausel damals unbedingt einbauen, weil er uns nie über den Weg getraut hat und er ist Anwalt. Die Plattenfirma und die Manager kannten seinen Ruf und dennoch war es natürlich von unserer Seite gewollt, dass du den Praktikumsplatz erhältst und uns begleiten kannst. Das war eine Voraussetzung und wir dachten nicht..., dass das ein Problem werden würde."
„Aber als das Problem da war, wieso habt ihr nichts gesagt?", wollte Cassia wissen, Tom drückte seine Zigarette aus. „Weil ich es nicht wollte", sagte er teilnahmslos. „Ich wusste, du empfindest etwas für mich und ich war zu eigennützig, um es dir zu sagen. Du hättest damals wahrscheinlich entschieden, dass wir aufhören müssen und ich war dreist genug, das nicht zuzulassen."

Cassia brauchte einen Moment, bis sie das verarbeitet hatte. Es war keine Lüge in Toms Augen und das machte es fast noch schlimmer.
„Was Tom sagen will", mischte sich Gustav ein. „ist, dass wir dir einfach nicht wehtun wollten." „Nein, das wollte er nicht sagen, sonst hätte er es gesagt", widersprach Cassia. „War das der Grund?", fragte sie dann an den Gitarristen gewandt, dessen Augen dunkler wurden. „Der Grund wofür?", stellte er sich dumm und sie atmete gereizt aus. „Der Grund für den Streit, die Vorwürfe, die Gemeinheiten gegen mich. War das alles deswegen, musste ich deshalb gehen?"
Tom schaute sie ernst an.
„Nein", sagte er dann jedoch und erneut konnte sie sehen, dass er nicht log. Aber die ganze Wahrheit schien es auch nicht zu sein. Cassia schaute ihn mit wachsender Ungeduld an. „Was war dann der Grund?"
„Das interessiert dich doch gar nicht wirklich", stand Tom auf und beugte sich weiter in ihre Richtung. Es war gut, dass der Tisch zwischen ihnen stand. „Also wieso fragst du nicht das, was dich tatsächlich interessiert und warum du dich wirklich an mir rächen willst?"

„Tom", mahnte Bill gefährlich leise, doch keiner achtete auf ihn. Cassia blieb ruhig, sie wusste, dass ausflippen ihr nichts bringen würde. Daher fragte sie mit neutraler Stimme. „Wovon redest du?"
„Das weißt du verdammt genau", murmelte Tom ihr zu. „Spiel nicht die Dumme, Cassia. Du hasst mich nicht, weil ich dir all diese Dinge damals an den Kopf geworfen habe. Sondern weil du verfickt nochmal genau wusstest, dass jedes verdammte Wort, das ich an diesem Abend gesagt habe, eine Lüge war."


Stereo HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt