Madelyn
„So, jetzt sind wir dran.", beginnt Caden. „Kann ich dich was fragen?" Mittlerweile sitzen wir wieder auf Codys Bett in einem Halbkreis, beide rauchen eine Zigarette und ich betrachte ihre unfassbare Schönheit. Gott, bin ich kitschig. Ich weiß, wieso sie mich schon wieder den ganzen Tag hier festhalten, ohne mich wirklich festzuhalten, dumm bin ich ja nicht. Entweder liegt schon wieder eine Leiche vor dem Haus, Trevor hat einen seiner Ausraster oder Dylan braucht für seinen aktuellen Auftrag das gesamte Haus. Ich tippe auf Nummer zwei, wobei eins auch nichts neues wäre. „Alles, was du willst, Baby.", ahme ich ihn nach, was ihn schmunzeln lässt. „Was ist mit deiner Mutter? Wieso sitzt sie im Knast?" Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet, doch ich lasse mich davon nicht aus der Bahn bringen. Meine Mutter hat kein Stück Macht mehr über mich. Nicht mal mehr so wenig, dass ich mich von ihr oder ihrer absolut bescheuerten Geschichte runterziehen lasse. „Woher weißt du..." Bevor ich die Frage zu ende ausgesprochen habe, fällt es mir ein. Natürlich hat Dylan es ihnen erzählt, sie teilen alles miteinander. Bei dem Gedanken, dass ich auch zu diesem alles zähle, kribbelt es schon wieder verdächtig in meiner Magengegend. Ich versuche das Gefühl zu unterdrücken und beginne zu erzählen. „Sie hat jemanden umgebracht. Sie sitzt wegen Mord." Cody weicht die Farbe aus dem Gesicht und auch Caden reißt schockiert die Augen auf. „Ich weiß nicht alles, man hat es mir nur grob erzählen wollen, weil ich noch so klein war aber was ich weiß ist, dass meine Mutter eine verdammte Schlampe ist. Auch als Dad noch gelebt hat, hatte sie unzählige Affären aber nach seinem Tod ist sie völlig ausgerastet. Es war, als wäre sie ein zweites Mal in der Pubertät. Sie hatte einen nach dem anderen, jeden Tag war ein anderer Mann bei uns zuhause und das obwohl sie eigentlich mit meinem Onkel, Dads Bruder, zusammen war." Ich hole tief Luft bevor ich weiterspreche, damit ich nicht gleich noch vom Bett kippe. „In einen von ihnen hat sie sich dann verliebt. Ich habe ihn nie kennengelernt, aber ich habe jedes einzelne Telefonat mit ihren Freundinnen mitbekommen, in denen sie stundenlang von ihm geschwärmt hat. Jetzt kommt der Haken: Er hatte eine Frau und wollte sich natürlich nicht von ihr trennen. Dann ist Mom plötzlich zum Psycho geworden, hat seine Frau irgendwann abgefangen und erstochen." Ich nehme einen weiteren tiefen Atemzug, weil ich das Gefühl habe, dass ich beim Erzählen aufgehört habe zu atmen. Das passiert mir oft wenn ich lange Geschichten erzähle. „Sprachlos?", frage ich um die Stimmung aufzulockern, doch ich bekomme keine Antwort. Was zur Hölle soll das? Ich erzähle ihnen meinen tragischen Leidensweg (der eigentlich weder tragisch ist, noch mir irgendwie mehr Leid zufügt) und dann bekomme ich nicht mal eine Antwort? Sie werfen sich Blicke zu, die ich nicht deuten kann. Unruhe? Nervosität? Ich weiß es nicht. „Tut mir leid, dass du sowas erleben musstest, mein Engel." Cody ist der Erste, der endlich etwas sagt. „Ist schon okay. Ich glaube, es wäre schlimmer zu ertragen gewesen, wenn sie mich geliebt hätte." Als ich in beiden Augenpaaren das Mitleid aufblitzen sehe, bereue ich, dass ich das gesagt habe. „Das stimmt vermutlich, aber ich hoffe du weißt, dass ich..." „Wir", korrigiert Cody wieder. Caden verdreht die Augen und räuspert sich, bevor er neu ansetzt. „Ich hoffe du weißt, dass wir dich dafür umso mehr lieben." Mein Herz springt mir bei diesen Worten beinahe aus der Brust raus, die Schmetterlinge tanzen Walzer und alle Motten haben sich verzogen. Wenn das nicht schon längst passiert wäre, hätte ich mich spätestens jetzt in sie verliebt.
Es ist schon spät, als ich zu Dylan ins Bett krabbele und er mich sofort knurrend an seine Brust zieht. Ich habe ihn kaum gesehen in letzter Zeit und es ist wirklich so, wie ich die ganze Zeit befürchtet habe. Zweisamkeit mit ihnen ist toll, ich genieße diese auch wirklich sehr aber trotzdem brauche ich sie alle. Jeden einzelnen von ihnen. Ich will von Trevor gehalten werden, während Caden mich küsst, Dylan mich streichelt und Cody mich anderweitig verwöhnt. Von mir aus auch andersrum, es ist mir wirklich egal. Die Hauptsache ist, dass ich sie alle bei mir habe und sicher sein kann, dass sie mich nie wieder gehen lassen. „Du riechst nach Sex.", brummt Dylan in mein Ohr und ich spüre sofort, dass mir das Blut in die Wangen schießt. „Ich weiß ganz genau, wie rot du gerade bist aber ich weiß echt nicht, wie oft ich dir noch sagen muss, dass du dich für nichts schämen musst." Ich drehe mich in seine Richtung, will ihn ansehen aber es ist so dunkel im Zimmer, dass ich bloß seine Umrisse erkennen kann. „Wäre ich nicht so kaputt von der Arbeit würde ich dich hier und jetzt dafür bestrafen aber so, wie du vorhin geschrien hast, scheinst du schon mehr als einmal auf deine Kosten gekommen zu sein. Wir wollen dich ja nicht überanstrengen. Nicht wahr, Liebling?" Ich schnaube ungläubig und gleichzeitig beschämt über seine Bemerkung. Trotzdem schmiege ich mich noch mehr in seine Arme und genieße seine Nähe, als wäre er wochenlang weg gewesen. „Ich habe dich so vermisst.", murmle ich. „Ich dich auch. Tut mir leid, dass ich momentan so wenig Zeit für dich habe." „Hör auf damit. Es ist alles gut, Hauptsache du bist jetzt da." Seine Hand reibt beruhigend in Kreisen über meinen Rücken, meine Atmung entspannt sich sofort und ich spüre, wie auch er langsam wieder zur Ruhe kommt. „Du weißt, dass ich dich mit meinem Leben beschützen würde, oder?", fragt er plötzlich. „Egal, was kommt, Maddie. Bei uns bist du sicher." Seine Worte erwärmen mein Herz und am liebsten würde ich quietschen vor Freude aber irgendwas in seiner Stimme beunruhigt mich und ich komme einfach nicht drauf, was es ist.
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Our Girl - wir brauchen dich
Romance„Du glaubst uns zu kennen, Madelyn. Doch das tust du nicht. Das wirst du niemals." - Vier Männer. Ein Mädchen. Zu viele Fragen. Zu wenig Antworten.