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E n i s a
Rückblick
14.11

Es ist der nächste Tag. Ich liege noch in meinem Bett und schwebe in Gedanken. Mein Kopf schmerzt schon vom ganzen nachdenken, doch ich kann nicht aufhören. Es war zu erst eine normale Gala, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat. Oder eher gesagt ein Altin der mein Leben auf den Kopf gestellt hat. Ich würde ihn morgen wieder sehen, da wir in den Club gehen. Ich freue mich sehr darüber, aber sobald die Freude da ist, fressen mich meine Schuldgefühle auf.

Meine Eltern sind nicht Zuhause, sie kommen erst etwas später nach Hause, weswegen ich heute ausschlafen konnte. »Enisa!« höre ich meinen Bruder schreien, der im nächsten Moment in meinem Zimmer auftaucht. »Was ist?« frage ich und setzte mich auf. »Ich bin gleich raus aus dem Haus.« Er hält inne, als er die Blumen sieht. Ich lasse mir nichts anmerken. Ich bin die ältere, ich habe keinen Grund mich rechtfertigen zu müssen.

»Von wem sind die?« fragt er mich. »Habe ich Rita geholt, sie hat die gestern hier vergessen.« erkläre ich ihm. »Wieso lügst du?« »Wieso sollte ich lügen?« frage ich ihn. »Weil du dir gerne etwas von Typen geben lässt.« Der Zorn in seiner Stimme lässt mich ungewollt meine Augenbrauen hochziehen. »Schämst du dich nicht?« frage ich ihn. »Schämst du dich nicht jeden Mann deine Beine breit zu machen?« stellt er mir die gegenfrage.

Meine Augen füllen sich sofort mit Tränen. »Du weist das Babi mich dazu zwingt! Unterstelle mir nichts, denn ich bin immer noch eine Jungfrau!« schreie ich ihn an und die Tränen strömen über meine Wangen, als die Bilder vor mir auftauchen. Über Fünfzig Jährige Männer die mir an die Wäsche gehen nur damit mein Vater seine Geschäfte behält. Ich schämte mich Tagelang vor meinem Spiegelbild, obwohl ich selbst keine Schuld hatte.

»Schlampe bleibt Schlampe.« zuckt er mit seinen Schultern. Und wirft die Blumen die Altin mir geschenkt hat so stark auf dem Boden, sodass die Blätter überall rumliegen. »Nein!« schreie ich und springe aus meinem Bett. Mein Bruder lacht dreckig und verschwindet aus meinem Zimmer. »Wieso?« hauche ich. Ich sehe kaum etwas da meine Tränen meine Sicht verschwommen.

Man könnte meinen ich übertreibe, doch es waren Blumen die er mir geschenkt hat, weil er mehr in mir sieht. Ich lehne mich mit meinem Rücken an mein Bett und ziehe meine Knie eng an meinem Körper. Leise Tränen fallen über mein Gesicht und meine Brust wird schwer. Es ist unglaublich wie sehr Menschen jemanden zerstören können. Ich bin ein gebrochenes Mädchen. Ein unschuldiges das alles genommen wurde. Und das ungewollt.

Ich spüre wie die Tür sich öffnet und sich wieder schließt. »Enisa?« höre ich die besorgte Stimme von Rita fragen. Ich hebe meinen Kopf und schaue zu ihr hoch. Ihr Gesicht wird zum traurigen, als sie mein verheultes Gesicht sieht. »Ich kann nicht mehr.« flüstere ich. Sie kniet sich zu mir runter und nimmt mich in ihre Arme. Meinen Kopf lege ich auf ihre Brust und atme schwer aus.

»Die Blumen.« hauche ich. »Er hat sie zerstört.« Er hat nicht nur das zerstört, sondern auch die schlimmen Gedanken hoch geholt die ich versuche so gut wie möglich zu verdrängen. Sie fressen mich auf und tun genau so weh wie ein Schlag ins Gesicht. »Ich weis, Zemer.« sagt sie und drückt mir einen Kuss auf den Kopf. Rita erlebt dies nicht zum ersten mal. Sie war öfters da als ich zusammen brach und ich durfte mich immer bei ihr ausweinen. Sie ist so gut, das es mir oft leid tut das sie hier arbeiten muss. Das einzige was sie hier bleiben lässt ist unsere Freundschaft und mein Vater bezahlt sie wirklich gut. Wenigstens eine Sache die er richtig macht im Leben.

»Glaubst du es wird irgendwann aufhören?« frage ich leise, als ich mich beruhige. Ich löse mich von ihr und gehe mit meinem Handrücken über meinem Gesicht um meine Tränen wegzuwischen. »Glaub mir es wird vergehen. Es klingt schwer und es ist es auch, aber Gott testet keine Seele über das hinaus was sie nicht ertragen kann. Du bist stark, Enisa. Jeder kann auf dich hoch schauen, wenn es um Durchhaltevermögen und Stärke geht.« lächelt sie schwach. »Danke.« hauche ich.

PishmonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt