E n i s a
Entgeistert schaue ich Altin an. Ich fange langsam an meinen Kopf zu schütteln. Meine Unterlippe fängt an zu beben, sie zittert wie mein inneres. Mir ist plötzlich wieder kalt und die tiefe Trauer überkommt mich. Ich bin bei Altin. Mir sollte es eigentlich gut gehen. Du bist sicher bei mir. Ich bin sicher bei ihm. Es ist niemand da der mir weh tuen kann. Keine fremden Hände auf meinem Körper. Kein Schmerz. Nur ich, Altin und unsere Augen die mit einander kommunizieren.
»Ich werde dich nicht hassen.« versichert er mir. »Du hast sie gelesen.« flüstere ich. Er nickt einmal. Er sitzt auf dem Stuhl gegenüber von mir und ich habe mich aufgesetzt. Meine Hände liegen auf meinem Schoß und seine Hände liegen seitlich auf dem Bett. »Ich kann nicht.« murmle ich. Ich schaue weg um mir meine Träne weg zu wischen. »Enisa, bitte.« Bitte. Ein Wort das in meinem Leben öfters akzeptiert werden sollte. Stattdessen wurde meine Bitte nie akzeptiert.
Ich atme tief aus und sortiere meine Worte in meinem Kopf. Meinen Blick wende ich wieder an Altin und schaue ihn an. »Es war schon immer so, auch bevor ich dich kennengelernt habe. Mein Vater hat mich als Marionette benutzt. Er hat mir weh getan wenn ich nicht auf ihn gehört habe oder mir das Essen weggenommen.« Ich kneife meine Augen zusammen um die Bilder zu verdrängen. Ich zucke zusammen, als eine große Hand meine Hände umfasst. »Mach langsam.« sagt er ruhig.
»Als ich dich kennengelernt habe war es wie ein Segen für mich. Ich war glücklich und habe neue Lebenserfahrung gesammelt. Weist du noch an dem Abend wo wir im Club waren?« »Wie könnte ich den vergessen.« Er streichelt mir vorsichtig über die Wange um meine Tränen auf zu fangen. »Mein Vater wollte das ich mich mit jemanden treffe um einen Deal zu retten. Ich habe ihn angelogen und meinte das ich hingehe, doch als ich nach Hause kam-« Meine Hand lege ich mir auf meinen Mund um mein Wimmern zu unterdrücken. »Er- Er hat mich in den Keller eingesperrt und mir einen Schnitt in den Rücken gerammt.« Altins Kiefer zuckt und sein Körper spannt sich an. »Naja das war noch das harmloseste. Als sie erfahren haben das ich mich mit dir getroffen haben-«
»Haben sie mich zwangsverlobt mit Eduard.«
Stille. Nur Altins beschleunigter Atem ist hörbar. Er steht plötzlich auf und dreht sich mit dem Rücken zu mir. Seine Hände wandern durch seine Haare und eine legt er sich auf dem Mund. »Du hast dich nie neu verliebt.« höre ich ihn leise sagen. »Nein. All die Jahre habe ich mit einem Mann Zeit verbracht den ich nie geliebt habe, Altin. Ich kam damit klar bis-« Mein weinen unterbricht meine Stimme. Eine Schauer durchzieht meinen Rücken, als ich daran denke. »Bis was, Enisa?« fragt Altin und nimmt mein Gesicht in seine Hände.
»Bis er mich vergewaltigt hat.«
Im nächsten Moment lässt Altin von mir ab. Ekelt er sich jetzt? Sieht er mich jetzt anders? Mir wird plötzlich übel. Die Angst und Sorge lässt mich keinen richtigen Atemzug nehmen. Ich beobachte Altin. Sein Körper ist angespannt, so angespannt das sein Shirt droht zu reißen. Seine Ader an der Schläfe kommt zur Geltung und seine Hände sind zu einer Faust geballt. »Ich verstehe wenn-« »Mos fol.« sagt er das ich leise sein soll. Mein Mund schließt sich Automatisch. Meine Hände gehen zu meiner Kette und ich umfasse sie kräftig. Leise bete ich das irgendwie überleben kann.
Augenblicklich geht Altin auf Knien. Er hebt seinen Kopf und schaut mich an. »Es tut mir so unfassbar leid, Enisa. Ich schäme mich dir ins Gesicht zu schauen, weil ich dir nie zugehört habe. Bitte verzeih mir. Verzeih mir, weil ich mir selber nicht verzeihen kann.« Seine Augen widerspiegeln seine Reue.
»I kom ra Pishmon, Enisa.«Es dauert kurz bis ich weiter reden kann, denn das ein Altin Berisha für mich auf die Knie geht und um Verzeihung bittet überwältigt mich. »Ich verzeihe dir, Altin. Mehr als das. Ich habe dich immer verstanden, denn wäre ich du gewesen hätte ich nie anders reagiert. Nehm mich einfach nur in den Arm.« Das lässt er sich nicht zwei mal sagen. Gleich darauf steht er auf und zieht mich an seine Brust. Er drückt meinen Körper so fest an seinen, als könnte ich jeden Moment gehen. Als könnte ich von ihm fliehen. »Mfal, Ylli jem.« entschuldigt er sich und drückt mir einen sanften Kuss auf meinen Kopf.
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Pishmon
Romance𝑩𝒂𝒏𝒅 𝟑 Enisa die Tochter eines albanischen Mafia Bosses, der sich in dieser Branche nicht beliebt gemacht hat. Sie muss sich für ihre Rechte und für ihre Freiheit opfern, weil ihr Vater sie stets kontrolliert und sie perfektioniert. Sie sehnt s...