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Ich blickte zurück zur Statue. Obwohl ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte, schien er zu wissen, wer ich bin. Ich zuckte mit den Schultern.
 
Schätze, er war hier mal Wächter. »Du… Du siehst die Seelen von Wächtern?«
 
Ich nickte und war erleichtert, mich auf etwas sichererem, nicht so peinlichem Terrain zu befinden. Ich sehe sie nicht häufig und ich habe noch nie den Geist eines Wächters gesehen, aber schon ein paar Wächter-Seelen.
 
 
 
Zayne schien zu grübeln. Warum, glaubst du, hast du noch den Geist eines Wächters gesehen?
 
Ich vermute, sie fielen alle direkt ins Jenseits über, erklärte ch Im Gegensatz zu Menschen fürchten sie den Tod nur sehr wenig. „Ja, mag sein…“ Zayne lächelte auch nicht mehr. Seine Anspa mang liefs deutlich nach, während er in die Bäume und Sträucher uns herum blickte. Er wurde so still, dass ich mir nicht einmal sicher
 
war, als er überhaupt noch atmete. Dann ließ er die Arme sinken. Urplötzlich bildete sich ein Knoten in meinem Bauch und breitete sich aus wie ein Virus. Dann spürte ich es – wie heißen Atem im Nacken und als ob Gewichte an meinem Becken zerrten.
 
Unruhig blickte ich mich im Garten um, von Zayne zur Stame und in all die schattigen Nischen um uns.
 
Dämonen.
 
Dämonen waren ganz in der Nähe.
 
Mein Atem überschlug sich, als Zayne meinen Arm packte. Bei dieser Berührung durchzuckte mich ein Stromschlag, tanzte auf meiner Haut und fuhr meinen Arm hinau hinauf, gefolgt von einem merkwürdigen Gefühl geschärfter Wahrnehmung, aber das Gefühl verging schnell, und danach dachte ich nicht mehr daran.
 
Eben noch hatte ich neben der Statue gestanden und über Geister und Seelen gesprochen, und nur eine Sekunde später drehte ich mich in der Luft, weil Zayne mich zuerst hinter sich schleuderte und mich dort, gut fünfzehn Zentimeter über dem Boden, festhielt. Dann schob er mich vor sich.
 
Irgendetwas… Irgendetwas geschah jetzt hinter mir – geschah mit Zayne. Der Arm um meine Taille war wie ein Stahlseil, und die Brust an meinem Rücken wurde steinhart und so heiß wie die Sonne. Ich hörte, wie Stoff zerriss, und spürte dann einen unglaublich scharfen Luftzug, der mir Zaynes Haar ins Gesicht schlug. Zaynes Flügel hatten sich geöffnet.
 
Zayne bewegte sich.
 
 
Erschaudernd versuchte ich zu atmen, während die Luft um uns herum zu explodieren schien.
 
 
  
 
Ein Schreckensschrei blieb mir im Hals stecken, während Zayne sich vorbeugte und mich mit sich zu Boden riss.
 
Was, in drei Teufels Namen, war da los?
 
Mein Verstand konnte die Schreie, die aus allen Richtungen zu uns herüberdrangen, nicht verarbeiten. Dazu kamen das Heulen der Sirenen, das Bersten von Glas und Geschrei – schrille Schreckensschreie. Gerade hatten wir noch von Seelen gesprochen. Jetzt schien die ganze Welt um uns herum zu explodieren. Kein Training hätte mich darauf vorbereiten können, dass ich so schnell reagierte, wie es nötig war.
 
Neben uns schlug etwas ein, das vom Marmor abprallte und sich tief in den Boden bohrte.
 
Kugeln.
 
Kugeln flogen, doch das ergab keinen Sinn. Dämonen benutzten keine Schusswaffen.
 
Beton splitterte, und Kleine Steine, die mich im Gesicht und an den Armen trafen, wirbelten hoch. Ich biss mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte, und kniff die Augen zu. Wie imposant ich auch sein mochte: Ein Teil meines Körpers war menschlich.
 
 
Daher waren Kugeln nicht gerade meine Freunde, und gerade standen wir mitten in einem Hagel.
 
In meinem Inneren erwachte die summende, kraftvolle Wärme meiner Gabe zum Leben.
 
Zayne hatte den Arm fest um meine Taille gelegt und ich spürte ihn Luft holen. Bleib unten. <<<<
 
 
 
Ich kam nicht mehr dazu, ihm zu antworten. Eine Sekunde später ließ er meine Taille los, und ich spürte seine Handfläche auf meinem Kopf. Er ließ erm Er drückte mich flach auf den Boden, und ich sprach die Rüger auf dem rissigen Asphalt. Dann plötzlich waren Gewichsing und Warme wie weggeblasen, und ich hörte Schwingen durch die Luft sausen.
 
Urinstinkt übertönte die Stimme der Vernunft, die mir sagte, ich solle mich ducken. Also hob ich das Kinn, blinzelte und kniff die Augen zusammen, um mit meinem ohnehin nicht überragenden Sehvermögen zwischen den Haarsträhnen hindurch etwas
 
Zu erkennen. Da sah ich Beine – Beine, die auf mich zurannten.
 
Zayne landete geduckt vor mir und ließ den Boden erzittern. Mein Herz tat einen Sprung, während ich mich auf einen Ellbogen stützte, mir das Haar aus dem Gesicht wischte und ihn ansah. Zayne, wie er wirklich war.
 
Als er sich wieder aufrichtete, waren Gestalt und Größe zwar wie sonst, doch die weiße Tunika hing ihm in Fetzen von der Taille. Am nackten Rücken spannten sich Muskeln und bewegten sich unter der Haut, die die Farbe von dunklem Schiefer angenommen hatte.
 
Heilige Scheiße, seine Schwingen, die er zu beiden Seiten ausbreitete, hatten eine Spannweite von jeweils drei, vielleicht sogar vier Metern. Und sein blondes Haar wurde von zwei kräftigen, nach hinten gebogenen Hörnern geteilt.
 
Ich hatte Misha schon für einen relativ großen Wächter gehalten, aber das war nichts im Vergleich zu Zayne. Jetzt schoss er vorwärts, und ein schriller Schmerzensschrei war
 
Zu hören. Etwas fiel zu Boden. Einen Moment später erkannte ich, dass es eine Art Gewehr war. 
 
 
 
Als Nächstes schlug ein Körper auf, dessen Hals seltsam verdreht aussah. 
 
 
Mein Magen brannte, während Zayne nach rechts wirbelte, kurz vom Boden abhob, aber gleich wieder landete. Ich hörte ein fleischiges Klatschen, das sich anhörte, als würden Haut und Muskeln nachgeben. 
 
 
Als weitere Schüsse ertönten, grub ich die Finger in die Erde.
 
Ich begriff das alles nicht. Dämonen benutzten keine Schusswaffen, und Kugeln waren gegen Dämonen praktisch wirkungslos. Sobald sie ihre Gestalt verändert hatten, war ihre Haut für Kugeln undurchdringlich.
 
Meine nicht, deshalb blieb ich auch unten und drehte nur den Kopf rechts in Richtung der großen Halle.
 
 

Dark Lightning Funkelnde Schwingen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt