Epilouge - Deutschland -

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Juli 2023:

Die letzten Jahre sind vergangen wie im Flug. Nachdem Sammi zu uns zurück gekehrt war, hatte sich vieles verändert. In den Wochen und Monaten danach, gab es zwischen Jens und mir immer mehr Differenzen, doch nie ließen wir den jeweils anderen ganz davon gehen. Ich wusste bereits nach der großen Suchaktion, dass wir einiges zum Aufarbeiten hatten. Schließlich hatte ich ihn und die Familie eiskalt hintergangen. Es ist bis jetzt immer noch unverzeihlich. Mittlerweile besuchten wir eine Paartherapie.
Mittlerweile hielt der Kontakt zu Richard und der Band. Wir sprachen zwar nicht jede Woche, aber alle paar Monate mal, trafen wir uns und gingen gemeinsam als Gruppe essen. Meist zu den Mitgliedern nach Hause, da die mediale Aufmerksamkeit sonst bei einem öffentlich zugänglichen Ort, mitten in der Stadt, viel zu groß und stressig wäre. Jens gefiel die gesamte Situation überhaupt nicht und wurde auch jedes Mal stutzig, wenn ich sagte, dass mal wieder ein solches Abendessen anstand.

🤘🏻

Der Tag des Berlin Konzertes stand an. Sie spielten im ausverkauften Olympiastadion und meine Familie war mit dabei. Die Karten bekam ich bei einer der letzten Zusammenkünften mit der Band. Till, welcher mir gegenüber saß, schob mir diese ohne ein Wort zu. Vor Freude bedankte ich mich bei allen und fiel meinen Freunden in die Arme. Die Kinder freuten sich auf die anstehende Show, genauso wie ich. Jens eher weniger, jedoch auf Drängen von Samuel, hatte er schließlich das Angebot doch wahrgenommen.
Als wir wenige Minuten vor Beginn im VIP Bereich standen, sprach unser Sohn:,, Ach komm Papa! Was machste so n' langes Gesicht? Hab doch mal Spaß und mach dich locker!"
,,Ick bin nich so wirklich ein Freund von dieser Musik und tu, dass nur dir zu liebe."
,,Es is doch wegen Richard, oder?", schaltete sich nun auch noch Marlene hinzu, welche den Blick von ihrem Handy hob und ihn genervt ansah. Sie war mittlerweile zu einem richtigen Teenager herangewachsen und war 14 Jahre alt. Mein Blick wanderte zwischen meinem Mann und meiner Tochter hin und her, während ich versuchte mein Grinsen zurückzuhalten.

Jens Gesicht sprach Bände. Er war überrascht, überfordert und sprachlos zugleich. Seine Augen glänzten vor Angst etwas Falsches zu sagen. Marlene blieb jedoch ganz cool.
,,Nein....Nein es is nich wegen diesem Gitarristen. Ach is ja auch egal. Genießt die Show. Wir sprechen darüber, wenn es vorbei ist." Ich sah zur Bühne, als schwarzer Rauch in den Himmel entwich und das Rammstein-Logo war auf einem Transparent zu sehen, welches per Fahrstuhl ebenfalls nach oben gefahren wurde. Ein leichtes Lächeln blieb nicht aus. Ich hatte seit sehr vielen Jahren das letzte Mal ein Konzert von ihnen erlebt. Vieles hatte sich in der Zwischenzeit verändert und ich sprach nicht nur von den Outfits. Nein! Die gesamte Bühne war größer geworden, die Pyro wurde über die Jahre hinweg immer mehr zum Markenzeichen und die Menschen auf der Bühne waren ebenfalls anders als auch noch in den 90ern.

❤️‍🔥

Die Show dauerte in etwa 2 1/2 Stunden. Danach verließen die Leute um uns herum das Stadion und wir wurden durch einem Security-Mann nach hinten in den Backstage-Bereich geführt. Sammi kam aus dem Staunen und Reden gar nicht hinaus. Immer und immer wieder durchlöcherte er uns beide oder den Sicherheitsmann mit Fragen über die Band und die Organisation dahinter. Marlene trottete, mit ihrem Handy in der Hand, ein paar Schritte hinter uns her. Ob sie sich wirklich darüber freute, dass wir einen so exklusiven Einblick hinter das gesamte Geschehen werfen konnte, wagte ich nicht zu vermuten. Seitdem sie ein Teenager war, zeigte sie keine Freude mehr an irgendetwas.

Bei einer Tür, auf dem der Bandname gedruckt war, machten wir plötzlich Halt und der Sicherheitsmann klopfte an. Wenige Sekunden später schritten wir hinein. Mitten im Raum stand eine große Ledercouch und ein Make-up Tisch mit einem Spiegel davor. Musikinstrumente fand ich keine, einzig und allein Schneider's Drumsticks lagen auf einem hölzernen Tisch.
Nach und nach kamen alle Bandmitglieder durch eine weitere Tür am anderen Ende des Raumes und hießen uns willkommen. Als Sammi, Richard erblickte, lief er ihm schon fast in die Arme.
,,Na Samuel! Mensch bist du groß geworden! Wie hat dir die Show gefallen?"
,,Die war mega krass! Auch von dir Paul, und von euch allen! Ihr seid wirklich die beste Band der Welt!"
,,Nun mach mal halblang Kleiner, da gibt's noch einige andere und größere Bands als uns. Schon mal was von den Guns' n' Roses gehört?", fragte Schneider.
,,Ja oder Nirvana?", mischte sich Paul ein.
,,Oder Emigrate?", fragte Richard. Ein Lächeln kroch auf meine Lippen und ich verdrehte theatralisch die Augen."
,,Nun sei mal nicht so eingebildet, Scholle! Ohne uns hättest du die nicht.", erwiderte Till mit einem Lächeln.
,,Nun ja aber erfolgreich sind wir trotzdem, und Fans haben wir sicher auch genug. Das zeigen unsere Streaming Daten."
,,Ihr müsstet mal auf Tour gehen um die zu sehen." Alle im Raum lachten, bis auf Jens und Marlene.

Als die Musiker mit Duschen und Umziehen nach und nach alle fertig waren fragte mich Ollie.
,,Hey Amelie! Wir haben noch ne Aftershowparty anstehen. Hättest du Lust mitzukommen? Es könnte wie früher werden." Verwundert sah ich den Bassisten an. Die letzte Party, die ich mit ihnen gefeierte hatte, lag über 25 Jahre zurück. Sollte ich wirklich gehen? Ich sah zu meiner Familie neben mich. Sammi schlief vor der ganzen Aufregung der letzten Stunden schon fast auf der Couch ein und auch Marlene rieb sich die Augen. Jens hatte außer eine kurze Begrüßung kein Wort gesagt.
Richard, nun bekleidet in einem schwarzen Hemd und einer grauen Jeans, kam auf mich zu. Die Haare wie immer in einer wilden Frisur. ,,Was meinste? Magst du mit uns alten Knackern noch einmal ne Aftershowparty genießen?"
Ich überlegte einige Minuten lang. Egal wie ich mich entschied, einer von uns blieb enttäuscht zurück. Ob es nun ich, Jens oder Richard war. Seine blauen Augen blitzten schelmisch und erwartungsvoll.
,,Richard, es wär mir eine große Ehre mit euch als Freunde wieder mal etwas zu erleben und feiern zu gehen, aber ich muss meine Kinder nach Hause bringen. Ein ander Mal vielleicht, okay?" Ein wenig enttäuscht senkte er den Blick zu Boden.
,,Na gut. Is deine Entscheidung. Wir sehen uns dann nach der Tour wieder Mal bei nem Abendessen?"
,,Na das will ich mal stark hoffen."
,,Sehr schön. Na dann. Gute Heimreise!" – Wir umarmten uns darauf hin, etwas länger als geplant. Jens war bereits mit den Kindern vor die Tür gegangen. Die Wärme umhüllte mich ein letztes Mal und der Geruch seines Aftershaves stieg mir wieder in die Nase. Dasselbe welches er bereits in den 90ern verwendet hatte. Komisch, dass ich mich immer noch an den Geruch erinnern konnte. Nach der Umarmung sah er mir nochmals in die Augen.
,,Pass auf dich auf Liebchen!"
,,Immer doch. Dass weißt du doch!"- Danach verließ ich den Raum und ließ Scholle alleine zurück.

Auf halben Weg hielt ich Jens kurz auf. ,,Warte ich glaube ich habe meine Tasche im Backstagebereich vergessen. Da ist meine Geldbörse drinnen. Ich muss nochmal zurück."
,,Wie du meinst! Ich geh einstweilen mit den Kindern zum Auto.", antwortete er mir, ohne mich anzusehen.
,,Aber Amelie? Du hattest doch gar keine Tasche mit, die hast du doch extra deswegen im Auto.......Amelie? AMELIE?"

Jens schrie mir meinen Namen nach, doch ich lief so schnell ich konnte wieder in den Backstagebereich zurück. Wenig Minuten warten nur vergangen, was bedeutete, dass die Band noch hier sein musste. Ich musste zurück zu ihm. Meine Ehe war hinüber, meine Kinder jedoch in Sicherheit und nur das zählte für mich. Egal wie viele Therapiesitzungen ich mit Jens auch hatte, ich hatte erkannte, dass ich ihn nicht mehr liebte. Mein Herz schlug wie wild gegen meinen Brustkorb und trieb meine Füße immer weiter voran. Ich stoß die Tür zum Backstagebereich auf und fand nur den Gitarristen vor, welcher verdutzt seine Sonnenbrille vom Kopf nahm.
,,Amelie? Was machst du hier?"
,,Auf ne Aftershowparty gehen, auf die du mich eingeladen hast." – antwortete ich schwer atmend und passierte ihn ohne einen Blick.
,,Aber, ......"
,,Was is Reesh? Kommste jetzt oder nicht? Ich meine die Party fängt auch ohne dich bestimmt an, aber?"
,,Du bist mir aber mal eine!", sprach er während er nah an mich heran trat.
,,Nein, ich bin dein Liebchen! Und jetzt küss mich, Richard!" Ich spürte seine Lippen auf meine, während er abermals meinen Körper umfasste und mich sanft hielt. Nach dem Kuss verließen wir gemeinsam den Raum und machten uns zur Aftershowparty auf.

ENDE

A/N: Das war mal eine Erfahrung. Diese Geschichte habe ich letzten Sommer innerhalb von 4 Monaten verfasst und ohne Spaß. Es war eine wilde Reise. Heute sind es genau noch 53 Tage bis ich mit meiner besten Freundin, Richard aus der FZ sehe. Habt ihr eigentlich mit so einem Ende gerechnet?

Danke für jeden einzelnen der kommentiert, diese Geschichte gelesen und bewundert hat.

Bussi! Vlt gehts ja bald weiter. Die Ideen wären jedenfalls vorhanden 😌

Xo Selina

R A I N B O WWo Geschichten leben. Entdecke jetzt