Kapitel 29

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Genauso hatte ich mir diesen Abend heute vorgestellt. Ich bin frisch geduscht, sitze im Bett, esse mein Sandwich und schaue irgendeine Fernsehsendung, die ich nicht kenne. Was diesen Abend aber noch besser macht, als ich es mir vorgestellt hatte, ist, dass Wincent neben mir sitzt. Ich freue mich so sehr, dass er schon einen Tag früher wieder nach München gereist ist, um mich zu sehen. Ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll, wenn ich wieder nach Hause fahre oder Wincent wieder irgendwo unterwegs sein wird.

„Ich weiß ja, dass ich echt gut aussehe, aber du musst mich nicht so anstarren." Seine Worte reißen mich aus meinen Gedanken und erst jetzt bemerke ich, dass ich ihn tatsächlich angestarrt habe. Leicht verlegen lache ich ihn an, aber er hat seinen Blick immer noch nach vorne zum Fernseher gerichtet und grinst nur. „Du bist eben interessanter als diese Sendung. Sieh es als Revanche für vorhin, als ich im Handtuch vor dem Schrank stand. Da war ich wohl auch das Interessanteste hier im Raum." Erst jetzt dreht er seinen Kopf in meine Richtung. „Das bist du immer noch. Ich wüsste auch nicht, was dich da übertreffen könnte. Oh, außer dieses Sandwich hier. Das ist echt ziemlich gut." Gespielt beleidigt verschränke ich die Arme vor meiner Brust. „Na dann schenk deine Aufmerksamkeit mal lieber wieder dem Sandwich, nicht, dass es dann noch beleidigt ist", sage ich und richte meinen Blick wieder auf den Fernseher. „Aha, ist der Fernseher nun doch wieder interessanter als ich?", schmunzelt er. „Ja klar, wenn ich schon Konkurrenz vom Sandwich bekomme, dann hast du es auch nicht so leicht. Was dachtest du denn?"

Er nimmt unsere Teller und stellt sie auf den Nachttisch. Danach rutscht er näher zu mir und starrt mich intensiv von der Seite an. Ich muss mich echt bemühen, nicht loszulachen und zu ihm zu schauen, aber ich kann jetzt nicht nachgeben. Wincent bewegt seinen Kopf direkt vor meinen und schnell weiche ich mit meinem Blick aus. „Ey, das ist jetzt echt hart." Er gibt echt alles, um meinen Blick auf ihn zu lenken, aber ich schaue weiterhin an die Decke. „Ich hab doch extra das Sandwich weggelegt. Ist das nicht Beweis genug, dass ich dich toller finde?" Ich tue immer noch so, als wäre ich beleidigt und schüttle nur meinen Kopf. „Na gut, du hast es so gewollt." Oh nein. In dem Moment, als er diese Worte ausspricht, weiß ich schon genau, was jetzt kommen wird.

Schnell zieht Wincent die Bettdecke weg und beginnt, mich zu kitzeln. Ich kann nicht anders, als laut loszulachen. „Hör auf!" Doch er macht keine Anstalten, auf mich zu hören. Ich winde mich unter ihm und lache so laut, wie ich es lange nicht mehr getan habe. „Ich kann nicht mehr!", bringe ich noch gerade so hervor. Kurz lässt Wincent von mir ab, nur um dann wieder loszulegen. „Wirst du mich denn endlich ansehen?" Ich versuche noch, mich dagegen zu wehren, doch ich merke schnell, dass Widerstand in dieser Situation wirklich zwecklos ist. „Okay, okay! Hör auf jetzt!" Als Wincent endlich aufhört und ich wieder halbwegs normal atmen kann, richte ich meinen Blick zu ihm. Erst jetzt bemerke ich, dass er über mir kniet, ein verschmitztes Grinsen aufgesetzt hat und sein Gesicht ziemlich nah an meinem ist. „Du bist so süß, wenn du so lachst", haucht er leise. „Und du hast viel zu schöne Augen, um nicht hineinzuschauen", erwidere ich mit klopfendem Herzen. Langsam streicht er eine Haarsträhne aus meinem Gesicht, während er mir immer noch tief in die Augen schaut. Was macht dieser Kerl bloß mit mir? Im nächsten Moment überwindet er die Distanz zwischen uns und legt behutsam seine Lippen auf meine. In mir explodiert ein Feuerwerk der Gefühle und ich frage mich, ob ich mich jemals daran gewöhnen werde, wie dieser Typ mich küsst. Als wir uns wieder lösen, schaut er mir noch einmal tief in die Augen, platziert einen schnellen Kuss auf meiner Stirn und klettert dann wieder von mir runter. „Komm, iss dein Sandwich fertig, damit du groß und stark wirst. Vielleicht kannst du dich dann irgendwann mal gegen mich wehren." Ich lache. Mein Herz ist randvoll und ich bin gerade so glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben.

wenn ich grad nicht träum'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt