Er nennt mich „Bella", aber meint er wirklich nur mich?//Jamal. HOODBLAQ FF

∆Leid zweier liebenden∆

ILAYAS POV

Ich sah ihn an.
„Nichts, tut mir leid, bin einfach nicht so gut gelaunt," sagte ich.
Was soll ich sonst sagen? Ja, meine gute Freundin hat gehört, wie du gesagt hast, dass du mich drücken würdest.

„Laber nicht," kam aus seinem Mund.

„Doch, auf Ernst, mir geht es einfach gerade nicht so gut," sagte ich.

„Alles okay bei dir?" fragte er jetzt besorgt.

„Ja, hab nur meine Tage, deswegen tut mir leid," sagte ich.

Er nickte und wir gingen weiter. Auf einmal bekam Jamal einen Anruf.

„Yeah, nah, I told you that I will come later(Ich hab dir doch gesagt, dass ich später komme), was, scheiße, ich komme, tut mir leid," sagte Jamal und blieb auf einmal stehen. Er legte auf und sah so besorgt aus.

„Ilaya, kommst du alleine nach Hause?" fragte er.

„Ja, alles gut, geh. Sag Bescheid, wenn du jemanden zum Reden brauchst," sagte ich und Jamal nickte und verschwand.

JAMALS POV

Ich rannte gefühlt nach Hause und es dauerte nicht lange, bis ich da war. „Es tut mir leid, Mama," sagte ich, als ich die Wohnung betrat und sah, wie meine Mutter am Esstisch saß, mit einer Zigarette in der Hand, weinend.

„Ich hab die Diagnose," sagte sie. Ich stand vor ihr.

„Bösartiger Krebs in der Endstufe, Jamal," sagte sie und begann zu weinen.

Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Ich darf jetzt nicht weinen. Ich muss stark für sie sein.

„Mom, alles wird gut, don't worry. We will get through it,(Keine sorge, wir schaffen es da durch)" sagte ich.

„I don't think so, my love,(ich denke nicht, mein Liebling) " sagte meine Mutter.

Und so saßen wir am Tisch für Stunden.
Um 23 Uhr ging meine Mutter ins Bett.
Ich saß alleine am Tisch.
Ich würde Ilaya gerne anrufen und mit ihr reden, mit ihr durch die Siedlung gehen, aber das geht nicht.
Ich muss alleine damit klarkommen.
Ich brauch kein Mitleid, sondern ich muss jetzt noch einmal stark für meine Mutter sein, bevor alles vorbei ist und ich alleine dastehe, ohne meine geliebte Mutter.
Und so verließ ich die Wohnung, um einen zu kiffen, und ein bisschen Alkohol könnte auch nicht schaden. Ich entschied mich, durch die Siedlung von Safraoui zu gehen.
Es war eh spät und keiner war unterwegs.

ILAYAS POV

Ich stand auf. Ich konnte nicht pennen. Ich hatte die ganze Zeit diese Träume von damals aus Palästina.
Wie ich die toten Körperteile meines Bruders aufsammeln musste. Wie wir das Dschanaza (Beerdigungsgebet) zu Hause für meinen Bruder beten mussten.
Wie wir ihn in unserem zerstörten Garten begraben mussten. Das einzige, was wir heute noch von Ibrahim, meinem geliebten Bruder, haben, sind seine Schuhe. Die standen bei uns im Flur, neben unseren Familienbildern.

Ich konnte nicht schlafen. So ging ich schnell zu meiner Zimmertür und schloss sie ab. Man weiß ja nie. Dann ging ich zu meiner abschließbaren Schmuckkiste.
Oben lag mein Gold und unten war das, wonach ich gesucht hatte: Kippe, Snus, Vape, Grinder, Haze, Papes, Filter und was man sonst noch so haben kann. Ich nahm mir eine Kippe und stellte mich ans Fenster. Ich zog mir meinen AirPod an, Musik lief, 

zündete mir meine Kippe an und sah aus dem Fenster. Ich genoss die Musik und sah mir meine Gegend an. Von unserem riesigen Haus in Palästina zu einem Brennpunkt in Ludwigshafen.

Ich sah, wie eine Gestalt an der Tischtennisplatte unten saß. Ich konnte nicht erkennen, wer es war, nur dass die Person am Kiffen war. Zumindest sah das nicht nach einer gedrehten Zigarette aus. Ich sah die Person an und rauchte die ein oder andere Zigarette. Ich schaute zum Himmel, bis unten ein zerbrochener Schatten erschien und ich nach unten sah. Jetzt sah ich, wer unten saß. Durch das Lampenlicht konnte ich ihn endlich erkennen: Es war Jamal, und eine zerbrochene Flasche lag auf dem Boden. Er sah nicht gut aus.

Ich überlegte, nach unten zu gehen, aber er war auf Mischkonsum, höchstwahrscheinlich. Das heißt, ich hätte nichts machen können. Und so entschied ich mich, schnell Zähne putzen zu gehen und dann zu schlafen. Vorher sprühte ich mein Zimmer mit Deo ein, damit man am Ende nichts riecht.