Kapitel 46

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Leyna
by MusicalGirl200

Lächelnd betrat ich den Vorlesungssaal und entdeckte Jasper, der mir aus der dritten Reihe zuwinkte. Sofort steuerte ich auf ihn zu und setzte mich auf den freien Platz neben ihn, den er mir tatsächlich jedes Mal frei hielt. Er schien wohl meine Gesellschaft zu genießen und wenn ich ganz ehrlich war, tat ich das auch. Dabei sollte ich Jasper nicht ins Herz schließen. Er war immerhin ein Mensch und Menschen waren grausam und ich hatte hier immerhin eine Mission.

Aber er war so anders. Er war immer so nett und zuvorkommend zu mir und ich wusste nicht wieso. Auch wenn ich es nicht wollte, berührte diese Tatsache mein Herz. Ich konnte es mir nicht erklären. Allerdings sollte ich mich nicht zu sehr da hineinsteigern. Wahrscheinlich war er zu jedem so. Warum sollte jemand in mir etwas besonderes sehen? Nie würde sich jemand für mich einsetzen, naja außer Leliel. Sie hatte mich aufgenommen, als mich niemand wollte.

„Danke, dass du mir wieder den Platz freigehalten hast", bedankte ich mich und mein Lächeln war wirklich aufrichtig. Ich konnte es immerhin auch genießen, auch wenn es zu schön war, um wahr zu sein. „Kein Problem", erklärte Jasper mir freundlich.

Es wurde etwas still zwischen uns und Jasper wirkte traurig. Eigentlich sollte mir das egal sein, aber das war es nicht und ich konnte mir denken, um was es ging. „Du bist wegen Robert bedrückt, oder? Wenn du ihn wieder als Freund willst, dann sag ihm das. Er würde bestimmt nicht nein sagen", meinte ich zu Jasper.

Einen Freund zu haben, war etwas wirklich kostbares. Also so stellte ich mir das vor. Aber ich war alleine, schon immer. Wahrscheinlich war das auch besser so, so war ich mir selbst treu ergeben. Aber wieso schaffte es Jasper, dass ich plötzlich wieder an so etwas dachte? Ich hatte doch alles, was ich brauchte.

Mit hochgezogener Augenbraue sah Jasper mich an. In diesem Fall war er leicht zu durchschauen. Aber dann seufzte er aus und rieb sich etwas die Stirn. "Das ist kompliziert, Leyna. Er ist mit Zac befreundet. Und der hasst mich. Jetzt weiß ich ja auch wieso", erklärte er mir leise. „Du solltest dir Zac ebenfalls aus dem Kopf schlagen, Leyna", meinte er dann. Ihm war also aufgefallen, dass ich seine Nähe suchte. Dabei machte ich das ja nicht freiwillig. Zac interessierte mich kein Stück.

Ich seufzte. „Hör zu, ist doch egal, was mit Zac ist. Robert kann befreundet sein mit wem er will und du genauso. Freunde sind wichtig, also lass dir das nicht kaputt machen", gab ich ihm meinen Rat. Aber als er mit Zac anfing, fühlte ich mich komisch. Sorgte er sich um mich? Nein, das bildete ich mir nur ein. Nie sorgte sich jemand um mich.

Ich lächelte ihn leicht an. „Ich pass schon auf mich auf, mach dir keine Sorgen", erklärte ich ihm. Eigentlich wollte ich nichts von Zac. Aber ich musste für Leliel meine Aufgabe erfüllen, sonst würde es ein böses Ende geben. „Nachdem Sie beide ja so viel zu bereden haben, wird es Ihnen sicherlich nichts ausmachen gemeinsam an dem Projekt zu arbeiten", sagte plötzlich die Dozentin und klatschte uns ein Papier hin über irgendeine Firmenidee.

„In zwei Monaten möchte ich von Ihnen eine Präsentation über den Marketing Plan sehen", fügte sie streng hinzu und ging. „Du meine Güte, was für ein dramatischer Auftritt", scherzte ich etwas und brachte Jasper tatsächlich leicht zum Lachen. Das verbuchte ich als kleinen Sieg.

Jasper musste tatsächlich sogar noch ein wenig lachen, was ihm einen weiteren bösen Blick der Dozentin einbrachte. Aber auch ich schmunzelte. Jasper hatte ein schönes Lachen, weil es vom Herzen kam. So etwas war sehr selten. Jasper nahm sich das Papier, um sich unsere Aufgabe genauer anzusehen. Das bekämen wir schon hin. Jasper war darin bestimmt sowieso ein Profi.

"Sieht wohl so aus als würden wir die nächsten zwei Monate mehr Zeit zusammen verbringen", meinte er nun ein wenig besser gelaunt und zwinkerte mir zu. Freute er sich Zeit mit mir zu verbringen? Wirklich? Mein Herz machte einen Sprung, obwohl es das nicht sollte. Und sein Zwinkern war irgendwie süß gewesen. Leyna, reiß dich zusammen!

Ich lächelte Jasper weiter an. „Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen, als Zeit mit dir zu verbringen", entgegnete ich Jasper und er grinste mich an. Und die Worte waren ernst gemeint. Ich freute mich jetzt schon auf unsere Treffen, wahrscheinlich auch etwas zu sehr. Ich sollte wirklich aufhören diese menschlichen Gefühle rauszulassen, aber Jasper brachte mich ganz automatisch dazu.

Ich würde einfach viel lieber Zeit mit ihm verbringen, als Zac hinterher zu laufen. Aber Leliel verließ sich auf mich. Ich durfte sie nicht enttäuschen, sonst wäre ich alleine oder vielleicht auch tot. „Ich freue mich auf die zwei Monate", sagte ich zu Jasper ehrlich. Ein bisschen egoistisch zu sein, würde nicht schaden. Leliel musste ja nichts davon erfahren.

Forbidden Love - Era of ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt