Kapitel 38

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Lucius Angus
by MusicalGirl200

Nach wie vor kämpften meine beiden Wesen steht's gegeneinander, was ich tun sollte. Meine Aufgabe war es die Kinder von Lucifer und Michael zu töten. Dafür war ich geboren und erschaffen worden, um zu töten. Doch Azrael und Kiran versuchten mir genau dieses Verlangen auszutreiben. Ich war manipuliert worden von Anbeginn und es war schwer diese Veranlagung wieder los zu werden. Praktisch unmöglich. So kam es mir vor.

Es war so schwer dagegen anzukämpfen. Heute wollten Azrael und ich uns wieder treffen, um weiter daran zu arbeiten. Aber ich hatte noch ein wenig Zeit und streifte durch die Straßen. Ich wollte etwas runter kommen und raufte meine Haare. Ich hatte Angst davor, wie lange es dauern würde, bis mir komplett die Kontrolle entglitt und mein Tod unausweichlich war. Ich wäre bereit zu gehen.

Meine Gedanken wurden allerdings unterbrochen, als eine junge Frau in mich hinein lief und gegen meine Brust knallte. Ihre Wangen färbten sich etwas rot und sie sah entschuldigend zu mir auf. "Sorry, ich war in Gedanken", entschuldigte sie sich und richtete ihre Handtasche.

Ich brachte ein gequältes Lächeln zu Stande. „Keine Ursache. Ich hätte auch besser aufpassen können. Alles ok?", fragte ich sie und hoffte, ich hatte ihr nicht weh getan. Irgendwie wirkte die junge Frau völlig durch den Wind. Sie musterte mich etwas. Sah man mir an, wie zerstreut ich war? „Nichts passiert, alles gut. Und bei dir? Alles in Ordnung?", erkundigte sie sich bei mir.

„Äh, es passt soweit. Entschuldige nochmals. Ich war einfach nur in Gedanken", sagte ich zu ihr und brachte ein klitzekleines Lächeln zu Stande. Sie hatte es gut, sie wusste nicht, was gerade alles vor sich ging. „Na gut, ich geh dann mal weiter. Hab einen schönen Abend", fügte ich hinzu und streckte meine Hände in meine Hosentasche und wollte mich in Bewegung setzen, als sie noch etwas sagte.

"Darf ich dich vielleicht auf einen Kaffee einladen?", fragte sie mich auf einmal ganz spontan. Aber warum? Ich kratzte mich etwas am Kopf. Ob es eine gute Idee wäre ja zu sagen? Azrael hätte wahrscheinlich mich ermutigt, damit ich Ablenkung fand und lebte. Ich glaubte nicht, dass ich jemals ein normales Leben haben würde. Aber es wäre ja nur ein Kaffee. Was sollte dabei passieren, oder? „Äh, ok ähm gerne. Ich bin übrigens Lucius", stellte ich mich dann höflich vor und stimmte zu.

Die junge Frau schien sich über die Zusage zu freuen und schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln. "Emina", stellte sie sich vor und wir gingen gemeinsam zu einem Café mit einer hübschen Terasse und setzten uns an einen der kleineren Tische. Während ich die Karte etwas ansah, spürte ich ihren Blick auf mir. „Sorry nochmal wegen vorhin. Ich habe einfach nicht auf meine Umgebung geachtet", versuchte sie ein Gespräch zu beginnen.

Ich sah an der Karte vorbei zu Emina. „Alles gut, mach dir keine Gedanken. Das ist doch nicht schlimm", entgegnete ich und klappte die Karte zu, als der Kellner kam. Wir bestellten etwas und dann war es zunächst still zwischen uns. Ich war einfach ungeübt in solchen Dingen, wie eine normale Unterhaltung.

Ich war immerhin auch alles andere als normal, ich war ein Monster, halb Engel, halb Dämon. Ich kratzte mich etwas am Kopf. Emina musste mich für einen Arsch halten. „Tut mir leid, ich nun ja bin etwas eingerostet bei Unterhaltungen. Aber das ist nicht böse gemeint", entschuldigte ich mich. Emina opferte hier ihre Zeit für mich und ich saß da und sagte nichts. „Alles gut, ich verstehe das schon. Weißt du das solche Zusammentreffen manchmal eine große Fügung des Schicksals sind?", versuchte sie offensichtlich die Stimmung etwas aufzulockern und lächelte mich an.

Schicksal! Das Schicksal hatte mich schon genug auf den Kicker. „Ich glaube eher, dass Schicksal will mich verarschen. Also nicht auf den Bezug auf unser Zusammentreffen, aber in all den anderen Dingen, die mir widerfahren sind und mir immer noch passieren", entgegnete ich und Eminas Lächeln verschwand. Sofort fühlte ich mich schuldig. Das hatte ich nicht gewollt.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht kränken, Emina. Unser Zusammenstoß war nichts Schlimmes. So freundlich wie von dir wurde ich schon lange nicht mehr angelächelt. Dabei habe ich das gar nicht verdient", versuchte ich mich zu erklären, aber wahrscheinlich machte ich es noch schlimmer. „Tut mir leid. Du musst mich für einen Idioten halten. Ich bin wahrscheinlich alles andere als eine gute Gesellschaft", entschuldigte ich mich erneut und senkte traurig meinen Kopf.

„Ich halte dich keineswegs für einen Idioten, Lucius. Ich kenne dich nicht, deswegen erlaube ich mir kein Urteil", meinte Emina sanft zu mir. Dann kramte sie aus ihrer Handtasche ein Papier und einen Stift heraus und schrieb ihre Handynummer darauf. Dann schob sie sie über den Tisch zu mir hin. "Falls du mal mit jemandem reden möchtest. Manchmal fällt es einen leichter mit jemand zu reden, der unparteiisch ist.

Weißt du, ich habe mir meine Zukunft auch irgendwie anders vorgestellt. Ich habe das Gefühl, als stünde ich an einer Gabelung und muss mich entscheiden, welchen Weg ich einschlagen soll. Den, den alle von mir erwarten den ich nehme, oder den der das Unerwartete für mich bereit hält.

Ich finde übrigens deine Gesellschaft angenehm", erklärte sie mir ruhig und lächelte, als ich sie mit großen Augen ansah. Da kamen unsere Getränke und Emina machte sich etwas Zucker in ihren Kaffee und einen Schuss Milch und nahm einen Schluck.

Ich ließ Eminas Worte auf mich wirken. Wenn sie wüsste, wie recht sie mit ihren Worten hatte. Ich betrachtete den Zettel mit ihrer Nummer und nahm ihn schließlich, um ihn sicher zu verwahren. Ihr Lächeln war wirklich wunderschön, wie ein Sonnenaufgang. Wenn sie wüsste, wer ich wirklich war und was ich schon alles getan hatte, hatte tun müssen, würde sie mich wahrscheinlich niemals mehr anlächeln.

„Mein Weg scheint vorgegeben zu sein, egal wie sehr ich mich versuche dagegen zu wehren. Seit meiner Geburt hatte ich noch nie die Kontrolle selbst über mein Leben zu bestimmen. Über mein Leben wurde immer bestimmt. Es zählte nie, was ich wollte", vertraute ich ihr ehrlich an. Keine Ahnung, warum ich das tat. Aber vielleicht hatte sie recht. Vielleicht würde es mir gut tun mit jemanden zu sprechen, der nichts damit zu tun hatte.

"Dann sieht es wohl so aus, als müssten wir beide gegen unser Schicksal ankämpfen. Vielleicht war unsere Begegnung nicht vorherbestimmt, aber wir entscheiden selbst, welchen Weg wir nehmen. Es liegt an uns, Lucius. Und daran was wir bereit sind zu tun, um glücklich zu werden", meinte Emina zu mir und sah dann nachdenklich in ihren Kaffee. Ich fragte mich, was sie belastete.

Ich sah Emina nachdenklich an. Das klang nach weisen Worten. Ihre Worte erinnerten mich irgendwie an Azrael und ich musste leicht lächeln, was Emina sofort bemerkte und sie bekam große Augen. „Du klingst wie ein guter Freund von mir", erklärte ich ihr und sah einen Moment in meinen Kaffee, ehe ich wieder Emina ansah.

„Ich hoffe sehr, dass du glücklich sein wirst", sagte ich sanft zu ihr. Wenn man so jung schon so tiefgründig dachte, hatte sie es mehr als verdient. Sie konnte ihr Leben noch in die Richtung bringen, die sie glücklich machen würde und das wünschte ich mir für sie. Aber bei mir wusste ich nicht, ob es dafür längst zu spät war. Aber daran wollte ich im Moment nicht denken. Ich wollte es wenigstens für einen kleinen Moment genießen mit Emina hier normal zu sein. Das hatte ich mir verdient.

Forbidden Love - Era of ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt