Ich parkte das Auto einige Straßen entfernt, schaltete den Motor aus und überprüfte ein letztes Mal alles Wichtige in meiner Handtasche. Aus dem Handschuhfach zog ich die schallgedämpfte Pistole und schob sie in den Bund meiner Anzughose. Ein flüchtiger Blick in den Rückspiegel, ein tiefer Atemzug – dann stieg ich aus und machte mich auf den Weg zur Bar. Während ich die Straßen entlangging, begegneten mir betrunkene Jugendliche, die laut lachend und lebensfroh durch die Nacht torkelten. Ihre Unbeschwertheit war wie eine ferne Erinnerung für mich.
Der Gestank von Rauch, Alkohol und Schweiß empfing mich, sobald ich die Tür zur Bar öffnete. Die stickige, drückende Atmosphäre war nichts Neues, aber heute legte sie sich wie eine bleierne Schwere auf meine Schultern. Ich steuerte zielstrebig auf die Tür zum VIP-Bereich zu und zeigte dem Security meine gefälschte Karte – Rodrigez hatte sie mir gegeben. Er überprüfte sie, bevor er mir schließlich die Tür öffnete.
Drinnen erkannten mich zwei grauhaarige Gestalten sofort und begrüßten mich mit einem unangenehm breiten Lächeln. „Guten Abend, die Herren," sagte ich höflich, ein falsches Lächeln auf meinen Lippen, während ich mich auf den Stuhl niederließ. Ich stellte meine Handtasche neben mir ab und begann, die Situation zu scannen. „So eine junge Dame, und schon in so einem schmutzigen Geschäft?" fragte der Mann zu meiner Rechten, seine braunen Augen musterten mich neugierig. Er schob mir einen Stapel Chips rüber, die als Spielgeld dienten. Dankend nahm ich sie entgegen und wandte mich meinen Karten zu. „Wie viele Frauen stehen gerade zum Verkauf?" fragte der andere, der links von mir saß. Sein Gesicht war ein einziges Knäuel aus Falten, ein ungepflegter Bart und fettige Augenbrauen, die dringend gezupft werden müssten. Er stank so stark nach Schweiß, dass ich am liebsten eine Wäscheklammer für meine Nase gebraucht hätte. Mir wurde übel, als sie die Frauen erwähnten, doch ich hielt mich an meinen Skript. „Wir haben gerade 30 Frauen, die in der Halle warten, abgeholt zu werden," log ich kalt, während ich 3.000 Yen auf den Tisch legte. Der Dealer deckte nach und nach die Karten auf. In meiner Hand hielt ich ein Full House. Es war alles oder nichts – entweder hatten sie schlechtere Karten, oder ich war am Ende.
Bevor ich meine Karten ablegen konnte, flog plötzlich die Tür auf. Alle Köpfe drehten sich in Richtung des lauten Knalls, und in diesem Moment blieb mir der Atem weg. In der Tür stand er: Sanzu. Seine blau-grauen Augen loderten vor Wut, und sein schwerer Atem verriet seine Raserei. „Ich hab's dir gesagt. Ich kriege dich, du Schlampe," knurrte er, während er bedrohlich auf mich zukam. Panik durchflutete mich, und plötzlich schoss mir Rodrigez' Satz durch den Kopf.
Der verdammte Wichser hatte mich verraten. Einfach so.
Warum? Was hatte ich falsch gemacht? Ich hatte doch alles getan, was er von mir verlangte!
Verdammt.
Blitzschnell griff ich nach meiner Handtasche und sprang vom Stuhl. Natürlich hatte sich Sanzu mein Gesicht gemerkt – damals, als ich floh und mir die Maske vom Gesicht rutschte. Und auch heute trug ich keine. Verflucht, ich musste hier sofort weg. Ohne nachzudenken, stürmte ich durch die Bar, zielstrebig Richtung Ausgang. „Du entkommst mir nicht!" schrie er hinter mir, und die Blicke der Umstehenden folgten jedem meiner Schritte. „Scheiße!" fluchte ich und riss die Tür auf. Die kalte Luft schlug mir ins Gesicht, doch ich achtete nicht darauf, rannte nur die Treppen hinunter und weiter auf die Straße, ohne mich umzusehen. Meine High-Heels flogen irgendwo hinter mir auf den Asphalt, während ich barfuß über den eisigen Boden rannte. Panik kochte in mir hoch, doch der Adrenalinrausch hielt mich auf Kurs. Ich konnte die schweren Schritte hinter mir hören, sie kamen immer näher. In einem Augenblick der Hoffnung betete ich, ihm entkommen zu können – doch dann spürte ich, wie sich zwei starke Arme um meine Taille schlangen und mich hart an eine breite Brust drückten.
„Ich bringe dich um, Maus," raunte er mir ins Ohr, seine Stimme war wie Gift, das sich in mein Bewusstsein fraß. Er zerrte mich durch die Straßen, und ich zappelte wie eine Verrückte in seinen Armen, schrie mir die Seele aus dem Leib. „Ich arbeite nicht lange in der Branche," äffte er mich nach, sein Grinsen war höhnisch. Dann warf er mich mühelos über seine Schulter. Ich schlug verzweifelt auf seinen Rücken ein, riss an seinen Haaren, bohrte meine Ellbogen in seinen Nacken – aber es war, als kämpfte ich gegen eine Mauer. Nichts schien ihn zu beeindrucken. „Du wirst dafür büßen, Maus," knurrte er erneut, während er eine Autotür aufschlug und mich grob auf die Rückbank warf. Mein Kopf knallte schmerzhaft gegen die Tür, und ich stöhnte auf, benommen und außer Atem. „Ich hoffe, du verrottest in der Hölle," fauchte ich, obwohl ich kaum Kraft zum Atmen hatte. Meine Füße strampelten wild um sich, doch es half nichts. „Keine Sorge," sagte er grinsend, während er mich festhielt, „du und ich werden auch in der Hölle jede Menge Spaß haben." Sein Lächeln war breiter als jemals zuvor, als er an meinen Knöcheln zerrte und mir ein weißes Tuch gegen die Nase drückte. Ich kämpfte, kratzte ihm eine Wunde ins Gesicht, doch der Geruch des Betäubungsmittels war überwältigend. Langsam verlor ich den Kampf gegen die Dunkelheit, die mich unaufhaltsam einhüllte...
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Two broken Souls/ Sanzu Haruchiyo
Fanfiction《Avara Kaito(23)= Reader》 Ein einziger Blick genügte, und sie erkannte ihn sofort. Avara, 23, ist dazu geboren, eine Killerin zu sein. Niemand wollte ihr im Weg stehen. Ihr Gesicht kannte man nicht, doch ihr Name flößte Angst ein: der Schwarze Engel...