Kokonoi war bereits von dem Auftrag zurückgekehrt. Er informierte mich, dass Ran noch dabei war, Sanzu bei etwas zu helfen. Unruhig stand ich am Herd, wippte von einem Fuß auf den anderen und konnte die Sorge in mir kaum unterdrücken. Sorgen, dass Sanzu es vielleicht doch nicht akzeptieren würde. War ich überhaupt reif genug, ein Kind zu haben? Ein Kind großzuziehen? Konnte ich das? Würde ich eine gute Mutter sein? Und was war mit dem Umfeld? Mein kleiner Sohn würde doch mit Mördern aufwachsen. Seine Mutter war eine Mörderin. Verzweifelt versank ich in Gedanken, so sehr, dass ich nicht bemerkte, wie Ran und Sanzu plötzlich am Esstisch saßen. Hastig holte ich die Kartoffeln und das Fleisch aus dem Backofen und legte beiden etwas auf die Teller, die ich ihnen vorsetzte. Mit angespanntem Körper setzte ich mich und starrte auf den Tisch. Die beiden redeten über ihren Auftrag, während sie das Essen genossen. "Ist alles in Ordnung, Maus?" fragte mich Sanzu mit besorgter Stimme und hob mein Kinn an. "Sei mir nicht böse," flüsterte ich ängstlich, während ich ihm in die Augen sah, die sich vor Verwunderung weiteten. Ich schluckte schwer, rieb nervös meine Hände und biss mir auf die Unterlippe. Zögerlich umfasste ich seine Hand, die immer noch an meinem Kinn ruhte. "Du…" begann ich, unsicher, wie ich die Worte formulieren sollte. "Also... naja." Beide schauten mich fragend an, ihre Köpfe neigten sich leicht zu mir. Ich zwang ein Lächeln auf mein Gesicht und richtete meinen Rücken kerzengerade. "Wir werden Eltern," stieß ich schließlich hervor und spürte, wie sich mein Körper endlich entspannte, nachdem ich es ausgesprochen hatte. Sanzus Augen weiteten sich erschrocken, und er wurde blass. Sofort überkam mich ein mulmiges Gefühl im Magen. Seine Reaktion gefiel mir gar nicht. Sein Mund öffnete sich, doch er brachte nur ein leises Krächzen heraus. Worte wollten ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Seine Augen wanderten zu Ran, der ebenso fassungslos zwischen uns hin- und herblickte. Sanzus Hand drückte plötzlich meine so fest, dass es schmerzte, und ich zog sie hastig aus seinem Griff. "Ich werde Vater," rief Sanzu schließlich stolz, sprang auf und zog mich ebenfalls mit auf die Beine. Er drückte mich fest an sich, küsste sanft meinen Scheitel und flüsterte: "Du wirst die beste Mutter sein, da bin ich mir ganz sicher, Avara." Er verstärkte seine Umarmung noch, und ich atmete erleichtert aus, schmiegte mich an seine Brust. "Wir bekommen einen Sohn," fügte ich leise hinzu. Seine Hände krallten sich plötzlich in meine Schultern, er drückte mich ein Stück von sich weg und starrte mich ungläubig an. Dann strahlte er über beide Ohren. Ohne Vorwarnung hob er mich hoch und drehte mich in der Luft. Ich lachte laut, als das Kitzeln in meinem Bauch mich überkam, und klammerte mich fester an seine Schultern, aus Angst, noch zu fallen.
(Timeskip 7 Monate – Ein kleiner Einblick)
"Hör verdammt nochmal auf, so mit deinem Geld anzugeben!" fauchte ich gereizt und warf Kokonoi einen finsteren Blick zu. Ich versuchte, mich auf die Dokumente zu konzentrieren, aber er kicherte nur und zählte ununterbrochen seine Scheine. Genervt seufzte er und knallte die Schublade zu. "Vielleicht solltest du mal in dein Zimmer gehen und dich entspannen, Kaito," zischte er und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. "Wer soll dann bitte die ganze Arbeit machen, hm?" entgegnete ich herausfordernd und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. "Ich kann das alleine," verteidigte er sich und warf mir einen wütenden Blick zu. "Wie es aussieht, eher nicht. Ich bin hochschwanger und arbeite schneller als du." "Du und deine Hormone gehen mir langsam auf die Nerven," knurrte er genervt, stand ruckartig auf und marschierte zur Tür. "Dann trag du mal ein Kind in dir!" rief ich ihm nach und zuckte zusammen, als er die Tür hinter sich zuschlug.
"Avara!" hörte ich plötzlich eine Stimme aus dem Erdgeschoss. Mühsam erhob ich mich und ging langsam die Stufen hinunter, meinen Bauch stützend. Manjiro reichte mir die Hand. Dankbar nahm ich sie, und er half mir die letzten Stufen hinunter. "Was ist los?" fragte ich, als ich das Wohnzimmer betrat und jeden dort erblickte, sogar Kokonoi, der mich frech angrinste. Sofort ging ich auf Sanzu zu, der wie versteinert auf der Stelle stand. Schweißperlen liefen von seiner Stirn. Sofort legte ich meine Hand auf seine Stirn, um nachzusehen, ob er Fieber hatte. Aber er wirkte völlig ruhig. "Ava, Schätzchen," ertönte plötzlich eine weibliche Stimme hinter mir, und ich zuckte zusammen. Sanzus Körper versteifte sich augenblicklich. Diese Stimme... diese wunderschöne, wohlhabende Stimme. Langsam drehte ich mich um, und mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich die atemberaubende Frau erblickte.Mama.
"Mama," flüsterte ich glücklich und eilte auf sie zu, vergaß dabei völlig, dass ich hochschwanger war. Ich schlang meine Arme um sie und drückte sie fest an mich, vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und begann, laut zu schluchzen. "Ich sehe, es ist viel passiert," raunte sie leise, und ein Stich durchfuhr mein Herz, weil ich sie über nichts informiert hatte. Als ich mich von ihr löste und meine Tränen abwischte, zuckte ich nur mit den Schultern, unsicher, wie ich erklären sollte, was alles passiert war. Ihre Augen glitten über mich hinweg, direkt zu Sanzu. "Ist das Kenny? Dein Mitbewohner?" fragte sie und zeigte auf ihn. Sofort hob ich die Hände und schüttelte den Kopf. "Nein, das ist Sanzu Haruchiyo, mein Freund und der Vater unseres Sohnes," erklärte ich mit zittriger Stimme und legte schützend die Hand auf meinen runden Bauch. Ihr blondes Haar war wie immer zu einem Zopf gebunden, ihre grauen Augen strahlten wie ein bewölkter Himmel. Mama ging an mir vorbei, geradewegs auf Sanzu zu. Ich beobachtete sie verwirrt und biss mir nervös auf die Lippe. Sie stupste ihn leicht an der Schulter und lachte. "Du bist aber ein gutaussehender Mann. Meine Tochter hat also Geschmack," scherzte sie und warf mir einen verschmitzten Blick über die Schulter zu. Ich verdrehte die Augen und fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, denn die Situation wurde allmählich peinlich. Mama griff nach Sanzus Ellenbogen und zog ihn mit sich in Richtung Küche. "Mira Kaito. Wie hast du meine Tochter kennengelernt?" begann sie sofort, ihn auszufragen, während ihre Stimme langsam im Hintergrund verklang. "Deine Mutter hat dir ja gleich deinen Mann gestohlen," lachte Takeomi laut und zog genüsslich an seiner Zigarette. Ich hielt mir die Nase zu und fuchtelte mit der Hand, dass er besser in ein anderes Zimmer gehen sollte. Ich schenkte Manjiro ein Lächeln und versuchte, mich zu verbeugen, aber mein Bauch hinderte mich daran. "Schau mal hinter dich," sagte Manjiro sanft und half mir, wieder gerade auf den Beinen zu stehen. Langsam reichten mir die Überraschungen. Vorsichtig drehte ich mich um und hielt dabei meinen Bauch fest. Plötzlich sprang ein flauschiger kleiner Ball auf mich zu. Das weiche Fell kitzelte so sehr, dass ich laut auflachte.
"Chikko," jammerte ich, während ich versuchte, seine Schnauze aus meinem Gesicht zu schieben. "Ich habe dich auch vermisst, Avara," kam es rau aus seiner Kehle, genau wie früher. Chikko schlängelte sich um meine Beine und legte sich auf das Sofa. "Komm her," flüsterte er, und ich legte den Kopf schief, schniefte leise auf und fiel ihm dann in die Arme. Die Freude, dass Rodrigez ihn mit Chikko nach Spanien geschickt hatte, war überwältigend. Hinter mir hörte ich plötzlich, wie jemand einen kleinen Klaps verteilte. Ich ahnte schon, dass es Takeomi war, der Sanzu aus irgendeinem Grund einen Klaps verpasst hatte, nur weil ich einen alten Freund umarmte. "Erst die Feinde, jetzt schwanger von einem Feind," raunte Kenny belustigt und zwinkerte mir zu.Gespielt schmollte ich, während ich in die Runde sah. "Familie," sagte ich leise, "Sie alle sind meine Familie."....
Ende
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Two broken Souls/ Sanzu Haruchiyo
Fanfiction《Avara Kaito(23)= Reader》 Ein einziger Blick genügte, und sie erkannte ihn sofort. Avara, 23, ist dazu geboren, eine Killerin zu sein. Niemand wollte ihr im Weg stehen. Ihr Gesicht kannte man nicht, doch ihr Name flößte Angst ein: der Schwarze Engel...