Mein Herz hüpfte, doch mein Verstand wehrte sich. Ich wollte nicht, dass es mir gefiel. Ich wollte keine zweite Chance. Allerdings hatte sich mein Herz so sehr an seine Worte geklammert, dass ich leise aufseufzte. „Haruchiyo", schnaubte ich niedergeschlagen und ließ meinen Kopf hängen. „Ja, Sweetheart?" flüsterte er fragend und lockerte seinen Griff um meine Wangen. „Verschwinde einfach", sagte ich flüsternd und dehnte meinen Nacken. Ich legte meinen Kopf schief und versuchte wirklich, taff und stumpf zu wirken. Innerlich wollte ich die Wahrheit sagen, äußerlich musste ich lügen. Er begann stärker zu atmen, und seine Augen - sie loderten vor Zorn. Es gefiel ihm nicht. Überhaupt nicht. Aber wenn er mich wollte, dann sollte er lernen, seine Emotionen zu beherrschen! „Ich schwöre es dir. Ich weiß, dass du noch etwas für mich fühlst. Ich werde alles aus dir graben. Alles aus dir kratzen, jedes einzelne Gefühl. Jede einzelne Bindung zu mir. Ich werde dich zurückbekommen, das schwöre ich dir! Hast du mich verstanden?" brummte er boshaft und biss seine Zähne fest zusammen. „Schon gut, schon gut. Krieg dich erstmal ein, Haru", sagte ich ruhig und winkte ihm ab. Ich fuchtelte wild mit der Hand, dass er gehen sollte, und kehrte ihm den Rücken zu. Er stampfte laut hinaus und knallte die Tür so laut zu, dass der Boden unter meinen Füßen zu vibrieren begann. Endlich atmete ich ruhig aus und hielt mich kräftig an der Kommode fest. Langsam hielt ich es nicht mehr aus, all diese Gefühle zu verbergen und ständig einen Kampf gegen meinen Kopf und mein Herz zu führen. Schließlich begab ich mich in das große Ankleidezimmer, in dem ich mich noch nicht richtig umgeschaut hatte. Um meine Gedanken zu verscheuchen, begann ich, in den Kommoden zu wühlen. „Haben die Männer eigentlich Ehefrauen?" fragte ich verwirrt und zog einen pinken Schlüpfer heraus. Strümpfe mit Schleifen oder aus Netz. Wirklich schöne Unterwäsche, die ich niemals tragen würde. Ich schloss die Kommode und begab mich zum Schrank. Erstaunt fiel mein Kinnlade herunter. Viele schöne Abendkleider oder Anzughosen sowie Röcke und hübsche Blusen mit Rüschchen. Meine Augen fielen auf ein langes, rotes Kleid. Es war matt und sehr eng anliegend. Ich nahm es aus dem Schrank und legte es auf den Sessel neben mir. Schnell eilte ich zur Kommode und fischte rote Unterwäsche heraus. Auch wenn ich wusste, dass mich niemand in dieser hervorragenden, sexy Unterwäsche sehen würde, wusste ich, dass ich gut aussah. Es war wirklich lange her, dass ich ein so langes Kleid trug. Sprachlos starrte ich auf mein Spiegelbild und betrachtete meinen Körper. Ich war immer zufrieden mit meinem Körper gewesen. Ich bekam Komplimente und Fragen von Mädchen, wie man so einen Körper bekommen könnte. Meine schmalen Schultern passten perfekt zu meinen Armen. Meine zierliche Oberweite formte sich gut mit meiner schmalen Taille. Allerdings hatte ich eine etwas breitere Hüfte, die meine Kurven gut zur Geltung brachte. Ich hatte etwas dickere Oberschenkel, die mir dennoch wirklich sehr gefielen. Meine Haare hatte ich leicht gewellt, was meine markanten Gesichtszüge mehr zur Geltung brachte. Durch das rote Kleid wirkte meine Haut blasser und meine grauen Augen stachen noch mehr hervor. Mehrere Schritte gingen an meiner Tür vorbei, und ein Klopfen ertönte. „Wir warten unten", rief einer von ihnen und ging wieder fort. Ich atmete noch einmal ruhig aus und richtete mein Make-Up. Ich griff schnell nach einer schwarzen Tasche und legte alles Wichtige hinein. Schnell kontrollierte ich das Zimmer und schaute nach, ob ich etwas vergessen hatte. Ich liebte Stöckelschuhe, aber mit denen die Treppen hinunterzugehen war der größte Horror. Kräftig hielt ich mich am Geländer fest und achtete bei jeder Stufe darauf, nicht zu stolpern. Als ich unten ankam, schweiften meine Augen direkt zu ihm. Seine Augen funkelten vor Stolz. Sanzu musterte mich voll und ganz, jeden Zentimeter meines Körpers, und als es mir zu viel wurde, kehrte ich ihm den Rücken zu und wandte mich an Manjiro. „Wäre es in Ordnung, wenn ich bei Ihnen mitfahre?" fragte ich etwas schüchtern und verkrampfte mich, da ich alle Augen auf meinem Leib spürte. „Avara duz mich bitte", raunte Manjiro kühl, und ich nickte zum Verständnis.
Ich saß mit Manjiro auf der Rückbank. Kakucho fuhr uns, und Mochi, der blondhaarige, der nicht viel sagte, paffte elegant an seiner Zigarre. „Wie hast du Sanzu kennengelernt?" fragte Manjiro, während er sich ein paar Dokumente ansah. Ich war wirklich nicht in der Laune, ihm solche Fragen zu beantworten. „Auf einem Geburtstag", antwortete ich knapp und wandte mich dem Fenster zu. Die Straßen wurden von vielen bunten Lichtern erhellt, was die Stadt umso schöner und prachtvoller wirken ließ. Die bunten Farben wirkten so lebensfroh, dass ich leicht lächeln musste. „Sanzu hat sich verändert, Avara", flüsterte er konzentriert und blätterte weiterhin in den Papieren. „Es ist mir recht egal, ob er sich verändert hat", log ich und sah ihn nicht einmal an. „Er hat mich traumatisiert, gefoltert und gequält", rechtfertigte ich mich vor meinem Verstand, dass auch endlich mein Herz es verstand, aber es tat es nicht.
◇◇
Aus dem Auto heraus glättete ich mein Kleid und richtete meine Haare. „Ich hätte sie mir zu einem Zopf hochstecken sollen", meckerte ich in meinem Unterbewusstsein und kämpfte mit dem blöden Knoten, der sich in meinen Haaren verfing. Jämmerlich knurrte ich auf und schlug die Autotür zu. Kakucho warf mir einen warnenden Blick zu, den ich nur mit verdrehten Augen erwiderte. „Es ist kein Panzer", äffte ich und kehrte ihm den Rücken zu. Der Club war gigantisch. Von außen war er schwarz, und der Eingang war golden geschmückt, als wäre es ein Luxushotel und kein Nachtclub.
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Two broken Souls/ Sanzu Haruchiyo
Fanfiction《Avara Kaito(23)= Reader》 Ein einziger Blick genügte, und sie erkannte ihn sofort. Avara, 23, ist dazu geboren, eine Killerin zu sein. Niemand wollte ihr im Weg stehen. Ihr Gesicht kannte man nicht, doch ihr Name flößte Angst ein: der Schwarze Engel...