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Hawk

Ich war eingenickt. Nur für eine Sekunde. Einen verdammten Herzschlag lang. Das Gefühl war so überwältigend gewesen, dass ich einen Moment gebraucht hatte, es zu verarbeiten.

Schlaf.

Das war ein fremdes Wort für mich und trotzdem habe ich es getan. Eine endlose Sekunde lang.

Ich sah in den Sternenhimmel und betrachtete die Milchstraße, die sich einmal quer über das Firmament schlängelte.

Schlaf.

Ich schloss die Augen, doch der genussvolle Moment wiederholte sich nicht.

»Cornwall?«, fragte jemand und ich sah zu Moha. »Ich dachte, wir haben Kurs auf Afrika gesetzt?«

»Planänderung.«

Sie schnaubte. »Du änderst nur ungern Pläne.«

Nun schnaubte ich. »Dann ist das eben so ein ›ungern‹.«

Das war es wirklich, denn Afrika-Beutezüge würden mich verdammt reich machen.

»Nach Hause also.« Ich nickte stumm und Moha frage weiter: »Wieso der Stress?«

Ich sah sie an, antwortete aber nicht. Moha war viel zu schlau, um nicht schon längst ihre Schlüsse gezogen zu haben. Also stellte sie sich vor mich an die Reling des Vorderdecks, verschränkt die Arme und überkreuzte die Beine. »Du fragst dich, ob Scarlett die Lösung für dein Problem sein kann? Ob sie die Hexe aus der verschwundenen Blutlinie ist, die eigentlich unmöglich zu finden sein sollte? Diejenige eine, die dir den langersehnten Schlaf bringen wird?«

Ich betrachtete sie kurz. »Wenn du es weißt, wieso fragst du dann?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Bestätigung.«

Ich stellte mich neben sie, in genau derselben Haltung. »Ich glaube nicht daran, aber ich wäre ein Narr, wenn ich das nicht dennoch prüfen würde.«

Sie nickte nur und dann herrschte kurze Zeit Stille.

»Sie ist mit den Kräften am Ende, Hawk.«

»Wer?«

Moha sah mich böse an. »Hör auf mit dem Spiel. Du weißt, wen ich meine.«

Ich lachte. »Du wirst weich und sentimental in ihrer Nähe.«

»Leck mich, Hawk.«

Ich lachte. »Das habe ich schon mehr als ein Mal getan.«

Ein schnauben, halb lachend halb verärgert, entkam ihr. »Sie macht das mental nicht so lange mit, wie ich. Durch meine Vergangenheit war ich abgehärtet und ihr konntet mich nicht brechen. Sie hingegen ...«

»Ist mit einem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen. Denkst du ich weiß das nicht?«

»Warum machst du das dann?«

»Weil es mir egal ist, wie es ihr geht.«

Sie hob eine Braue. »Selbst wenn sie die Lösung für den Fluch sein sollte?«

Ich sah auf mein verlassenes Schiff. »Ich werde sie schon nicht sterben lassen.«

»Nein? Sie hat sicher fünf Kilo abgenommen, seit du sie an Bord geholt hast. Lass sie noch drei, bis vier Tage weiter so abnehmen, und sie verhungert.«

Die Augen verdrehend, wandte ich mich dem Meer zu. »Der Smutje gibt ihr ihre Ration. Was weiß denn ich, warum sie so abgemagert ist. Solange sie stehen kann, arbeiten kann und-«.

Red Prinzess, deliver me  {OC x OC}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt