Kapitel 41

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Hawk

Seit zwei Tagen hingen der Kapitän der Engländer und seine Zofe am Hauptmast. Nackt. Ohne Essen, ohne Trinken und nur einmal am Tag mit Meerwasser abgeschüttelt um die Scheiße und Pisse in der sie saßen wegzuspülen.
Bis dahin hatten nur die Zofe um Gnade gefleht, wann immer Moha, Scarlett oder ich selbst vorbeiliefen.
Der Kapitän hatte nie ein Wort gesagt.
Aber das würde er.
Er würde betteln.
Denn heute, heute würde der Spaß erst richtig losgehen.

Ich sah in die Wolken und dann zu Moha, die mit Scarlett am Hauptdeck stand und Taue aufwickelten. Dann schlenderte ich, nur in eine Hose und meine Waffen bekleidet, zu den Gefangenen. Ich kniete mich vor die Zofe und sah sie mit schief gelegtem Kopf an.
»Du stinkst, Zofe. So sehr, dass selbst die Fliegen Reißaus nehmen.«

Die Aufmerksamkeit, die ich den beiden schenkte, zum ersten Mal, wo sie dort festgebunden waren, erregte Aufmerksamkeit. Die Männer begriffen, dass jetzt die eigentliche Bestrafung losging, und versammelten sich interessiert.

Auch Moha und Scarlett traten näher.
Scarlett sah zu mir. »Was passiert jetzt? Schmeißt du sie ins Meer.«

Ich wandte mich ihr zu. Ausgeruht, wie ich war, ließ ich mich zu einem schiefen Schmunzeln verlocken. Neben ihr zu liegen, so wie sie es verlangt hatte, war nicht der Plan gewesen. Doch die Verlockung, die meine Hexe mittlerweile war, schien nicht von mir ignoriert werden zu können.

Ich sah wieder zu der Zofe. »Aye. Sie wird über die Planke gehen.« Meine neuen Männer johlten erfreut. »Zuvor jedoch, wird sie unter Deck gehen und jeder Mann, der will, darf sich nehmen, was er möchte.«

Das freudige Gerufe der Mannschaft wurde zu wahrem Vergnügen und sie lobten und dankten mir, während ich auf eine Reaktion der Zofe wartete.

Moha sah mit zusammengebissenen Zähnen weg und lief zurück zum Hauptdeck. Ich sah ihr jedoch nur kurz nach, bevor mein Blick zielsicher den der Zofe traf. »Ich würde ja sagen, die Männer werden sanft mit dir umgehen, aber ich denke, das wäre gelogen.«

Scarlett sah ebenfalls zu der Zofe, die sich fassungslos umsah und dann wieder zu mir blickte.
»N ... Nein«, begann sie erschöpft und ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Flehen. »Prinzessin ...« Nun ging ihr Blick zu meiner Hexe. Diese erwiderte ihn, jedoch zeigte sie kein Mitleid. Die Frau bettelte weiter: »Ich flehe euch an ... bitte ... habt Erbarmen.«

»Wie könnte ich, Beth? Du hast mich zum Sterben zurückgelassen. Wie könnte ich dir solch ein Verrat vergeben?«

Ich grinste schief und befahl einem der Männer, die nun schreiende und bettelnde Zofe unter Deck zu zerren und mit ihr zu machen, was ihnen beliebte. Viele Männer gingen gleich mit und einige öffneten schon im Laufen ihre Hosen.
Ich hatte kein Mitleid. Kannte keine Gnade.
Mein Blick kreuzte den des Kapitäns. Ich seufzte gespielt übertrieben und rieb mir, nun wieder vor ihm hockend, das Kinn und damit über die neue lange Narbe. Ich schnallte einen gebogenen Dolch von meiner Seite und drückte ihn in die Haut seines Oberarms. »Was mache ich nur mit dir? Was nur?«

Ich wusste sehr genau, dass ich tun würde, doch es gehörte zu der Folter dazu, den Gefangenen denken zu lassen, ich wäre unschlüssig. Denn das, suggerierte, ich wäre mir nicht sicher. Und Unsicherheit bringt Hoffnung auf Gnade.
Gnade, die ich niemals zeigen würde.
Gnade, die mir mein Vater abtrainiert hatte.

Scarlett blieb schräg hinter mir stehen. Der Kapitän sah von mir zu ihr und zurück.
»Ich habe nichts getan, die Hure hat die Prinzessin doch verraten, nicht ich ... ich bin unschuldig ... Ich bin unschuldig! Ich bin unschuldig!«, wurde er immer lauter und verzweifelter. Dabei spuckte er mir regelrecht ins Gesicht.

Ich verzog die Lippen und steckte den Dolch tiefer in sein Fleisch, sodass er versuchte, sich zurückzuziehen. Doch die Seile waren fest um ihn geschlungen und er kam nicht weg.

Red Prinzess, deliver me  {OC x OC}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt