Kapitel 38

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Scarlett

Morgen würden wir in See stechen und uns auf den Weg zu der Hexe machen. Ich beobachtete die Kompassnadel, die in das Haus hinter mir zeigte. Mein Blick jedoch hob sich und ich sah auf das Meer hinaus. Der starke Wind wehte mir um die Ohren und ließen meine langen welligen roten Haare tanzen. Morgen. Ich würde mein Land verlassen, würde es hinter den Mann stellen, den ich liebte. Ich war wirklich ein Narr. Einem Piraten sollte man niemals vertrauen, das hatte meine Oma immer gesagt. Meine Oma, die ebenfalls Hexenblut in sich hatte. Ich hatte noch kein einziges Mal darüber nachgedacht, dass ich wirklich aus einer Familie von Hexen stammte. Es blieb mir unerklärlich, wie meine Mutter und meine Oma die Prüfung, die bei Adligen Familien gemacht wurden, bevor eine neue Königin auserwählt wurde, manipulieren konnten. Wenn ich an Mutters Worte zurückdachte, dann schien sie zu wissen, dass wir aus einer alten Hexen Blutlinie stammten. Sie wussten es, aber mussten es geheim halten. Ich sah wieder auf den Kompass und bemerkte, dass sich die Nadel bewegte. Meine Augen weiteten sich und ich drehte mich herum, bevor Talay mich ansprechen konnte.

»Was machst du hier draußen? Du sollst rein, bevor dich jemand sieht.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte mich gereizt an. »Los.«

»Ich...habe doch nur etwas Zeit für mich gebraucht und wollte dich und Moha nicht stören. Ihr hattet viel zu besprechen und....« meine Augen sahen wieder auf den Kompass in meiner Hand. »...ich kann ihr noch nicht in die Augen sehen. Meine Untergebenen haben ihr das angetan.« wurde ich leiser.

»Aye, sie, nicht du.« Seine Antwort war knapp und er nickte ins Haus. »Moha ist Vorräte organisieren. Geh rein, ich muss die Verbände wechseln und du hilfst mir, kleine Hexe.«

Ich sah weiter auf den Kompass, der unkontrolliert auf Talay zeigte. »Ich komme gleich, ich brauch noch einen Moment.«

Doch er packte mich grob am Handgelenk und griff zudem noch den Kompass. »Ich sagte JETZT! Wenn dich jemand sieht, lande ich wieder in diesem Kerker und Moha gleich mit dazu. Ich bezweifle stark, dass es dir ein zweites Mal gelingen würde, uns zu befreien. REIN. INS. HAUS. SOFORT«, knurrte er schlecht gelaunt.

»Du tust mir weh.« sagte ich erschrocken und hielt automatisch mein Amulett stärker fest. »Ich sagte, ich brauche noch einen Moment! Musst du denn immer so harsch sein, wenn du etwas willst? Du kannst mich auch einfach darum bitten, statt mich zu behandeln, als wäre ich eine deiner Män.....« Ich stoppte, als meine Entsetzen Augen von Talay auf den Kompass landeten. Ich blinzelte, beugte meinen Kopf näher auf das Messinstrument hinunter und starrte mit offenem Mund auf die Nadel. Plötzlich zitterte sie, zeigte nach Norden, dann nach Osten, dann nach Westen und zum Schluss nach Süden. Das tat sie mehrere Male, bis sie endlich stoppte und in eine Richtung zeigte in der nicht Talay stand. Sie zeigte zum ersten Mal nicht auf ihn.

»Ich bitte um nichts! Nie, und jetzt schwing deinen Arsch ins Haus! Denn du bist nicht diejenige«, knurrte er, »die am Galgen hängen wird.«

»Shhhh!« machte ich zum ersten Mal bei Talay und verbiet ihm damit den Mund. »Sieh doch mal....die Nadel! Siehst du das, Talay?« fragte ich außer mir.

Der Piratenfürst fauchte mich an: »Shhh?! SHHH?! WAS soll ich sehen?« Er senkte den Blick und seine Laune sank weiter. »Willst du mir etwa zeigen, dass die vermaledeite Nadel noch immer zu nichts zu gebrauchen ist? GEH REIN!«

»Was?« fragte ich verwirrt und sah ihn an. Sah er denn die Nadel nicht? »Talay, wohin zeigt die Nadel?« fragte ich und sah ihn eindringlich an. Ich versuchte seine schlechte Laune zu ignorieren, auch wenn ich echt sagen muss, dass ich seine schlechte Laune gar nicht mochte.

Er schnaubte und wartete nicht mehr, sondern zog mich hinter sich her, hinein ins Haus. »Auf mich. Wie die gesamte Zeit zuvor auch.«

Als er mich hineinzog, ließ er den Kompass los und die Nadel begann wieder an zu zittern. Kurz darauf zeigte sie wirklich wieder auf Talay. Hatte ich mir das vielleicht nur eingebildet?

Red Prinzess, deliver me  {OC x OC}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt