Kapitel 47 {Epilog}

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Hawk

Ich saß in diesem vermaledeiten Stuhl, der mein Thron war. Neben mir, meine Frau, die Königin von England und der Mensch, der meine Nerven bis zum Zerreißen strapazierte. Jeden Tag aufs Neue.

Ich lenzte wie der Pirat, der ich einst war und im Herzen immer blieb, herum und stützte den Kopf auf der Hand ab, die ich selbst auf der Lehen abstützte. Scarlett neben mir saß, wie es sich gehörte, als hätte sie einen Stock im Hintern.

Meine Gedanken drifteten ab. Weit, weit, WEIT ab. Zurück zu dem Tag, als ich den Titel des Königs von England erhielt.

Die Trauung war ein reines Spektakel für die Bevölkerung, die zu diesem Zeitpunkt in völligen Zwiespalt stand. Es gab die, die mich hassten und die, die mich mehr hassten.

Dennoch ließ Scarlett nicht davon ab und ließ mich regelrecht vor den Altar schleppen, an dem ein steinalter Priester, der zu diesem Zeitpunkt der Papst war, wartete und mit einem Schwur abnahm, den ich nie wollte.

Und dennoch ...

An diesem Tag sah Scarlett atemberaubend aus.
Das weiße Kleid war etwas zu pompös gewesen, doch als ich sie gesehen hatte, hatte mein Herz unwillkürlich schneller geschlagen. So schnell, dass ich gedacht hatte, es spränge mir aus der Brust.

Nach dem ganzen öffentlichen Mist, den ich wie heute noch verabscheute, kam jedoch der Teil des Tages, der mir alles, zu was sie mich zwang, versüßt hatte.

Die Tradition der Hochzeitsnacht war etwas, dass ich gutheißen konnte. Obwohl sich das Beiwohnen der alten Säcke erledigt hatte, die prüften, ob die Ehe vollzogen worden war. Immerhin wurde sehr deutlich klargestellt, dass ihre Jungfräulichkeit bereits mir gehörte.
Zudem war ich mir sicher, das ganz England uns an diesem Abend gehört hatte. Und so tat es das Land wohl jede Nacht, die wir zusammen verbrachten.

Ich verbildlichte mir jedes Gespräch und jede Berührung, wieder, um mich von diesem höfischen Schwachsinn abzulenken. Gerade stand der zweihundertste Bittsteller vor uns, der mehr und mehr und mehr verlangte. Wovon? Ich wusste es nicht, ich hörte nicht zu. Aber dass er etwas von und dem Königspaar wollte, war klar.

Sie wollten alle etwas.

Ich schloss die Augen und sah Scarlett, wie sie aus diesem wunderschönen Albtraum von Kleid schlüpfte, dann aus den Unterkleidern und dann nackt vor mir stand, während ich jede ihrer Bewegungen gemustert hatte.

Mein Blick war über sie gewandert und an dem Schmuckstück hängen geblieben, das auf ihrem Kopf gesessen hatte.

»Nun gehörst du, nach dem Recht der Piraten, mir, und ich, nach dem Recht der englischen Krone, dir.« Ich hatte sie angesehen, ihr tief in die Augen geschaut und dann jeden Zentimeter ihres Körpers betrachtete.

Erhaben.

Das war wie, denn nun war sie in ihrem Revier und ebenso ein Raubtier, wie ich eines war.

Meine Lippen hatten sich zu einem einseitigen Lächeln verzogen. »Du weißt, dass du noch bereuen wirst, was du getan hat, oder?«

»Was habe ich denn getan?«, hatte sie gespielt ahnungslos gefragt.

Ich hatte dabei zugesehen, wie ihre Haare Strähne um Strähne hinab fielen. »Mich zum König zu ernennen, war keine gute Idee, Hexe.«

Als jede Nadel gelöst war und ihr dichtes Haar wellig um sie lag, sah ich sie auffordern an. Mein Kinn leicht gehoben, kreuzte ich die Arme, vor der in edle und dunkle, Stoffe gehüllten Brust. »Kleines du gehörst jetzt mir. Mir alleine. Und jetzt komm her, knie dich hin und sag meinen Namen.«

Red Prinzess, deliver me  {OC x OC}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt