Kapitel 27

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Kapitel 27

In dem Moment, wo Salvadors Zungenspitze über die langsam herausfahrenden Fänge des Vampirs streiften, wurde Ricardos Verstand schlagartig klar

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In dem Moment, wo Salvadors Zungenspitze über die langsam herausfahrenden Fänge des Vampirs streiften, wurde Ricardos Verstand schlagartig klar. Entsetzt zog er sich zurück und nahm die warme Hand an seiner Wange sanft, aber bestimmt in seine. „Vergib mir...", hauchend, schloss Ricardo die Augen und versuchte seinen aufgewühlten Geist zu beruhigen. „Nein, mein Freund. Ich muss dich um Vergebung bitten. Offensichtlich habe ich die Signale falsch gedeutet. Ich..." Salvador zog sich nun seinerseits zurück, rutschte etwas beiseite und wischte sich mit beiden Händen durch sein Gesicht.

„Ich sollte gehen." „Nein." Sachte hinderte Ricardo den Italiener daran, den Raum zu verlassen. „Ich bin es, der gehen sollte." „Es ist Eure Kajüte, Kapitän del Mar. Ich versichere Euch, ich werde Euch nicht erneut belästigen. Ich werde meine Zeit bei den anderen Geretteten verbringen, wie ich es bereits seit Tagen tun sollte."

Der rationale Teil Ricardos stimmte seinem Gegenüber zu. Es wäre besser, wenn der Mensch nicht länger in seiner Nähe wäre. Wenn er sich in Sicherheit bringen würde, so weit weg von ihm wie irgend möglich. Doch der von Gefühlen beherrschte Teil seines Verstandes, der kleine schwarze Fleck in seiner Brust, der bei dem bloßen Gedanken daran schmerzte, dass Salvador bei ihrem nächsten Anlegen das Schiff und damit sein Leben für immer verlassen würde, der wollte einfach nur die Tür schließen und dort weitermachen, wo sie eben aufgehört hatten.

„Kapitän..." Ricardo war nicht bewusst gewesen, dass er mit seinem ausgestreckten Arm die Tür blockierte. Sein Herz hatte bereits über seinen Verstand gesiegt. Die grünen Augen lagen fragend auf ihm, als der Vampir sich vor Salvador stellte. Der Italiener ging ihm bis zum Schlüsselbein, so dass Ricardo mit zittrigem Atem auf den feinen Haarflaum heruntersehen konnte. Er schloss die Augen erneut, versuchte den wundervollen Geruch von Sandelholz, Meer und etwas, das nur den Mann vor ihm ausmachte, seine Sinne nicht vollends berauschen zu lassen, und schluckte, um die plötzlich sehr trockene Kehle zu besänftigen.

„Ricardo..." Salvador trat einen Schritt zurück, suchte seinen Blick und neigte den Kopf leicht zur Seite, um ihn besser betrachten zu können. „Bitte, geh nicht", hörte der Vampir sich hauchen. „Bin ich dein Gefangener?" Der Ton in Salvadors Stimme verriet deutlich, dass er sich weder so fühlte, noch wirklich Angst vor dem großgewachsenen Mann vor sich hatte.

Ganz langsam fuhr Ricardo mit seinen kühlen Fingern über die warme Haut. Strich die Vene auf Salvadors Arm entlang nach oben und ließ seine Hand in der Beuge zwischen Hals und Schulter liegen. „Ich glaube eher, ich bin der deine", flüsternd, hob Ricardo mit dem Daumen das Gesicht des Italieners an. Strich über die leicht stoppelige Haut und die ausgeprägten Wangenknochen. Die grünen Augen drangen in den tiefsten Winkel der Seele des Vampirs. Suchten furchtlos nach dem geringsten Zeichen, und fanden schließlich, was sie erhofft hatten.

„Was fürchtest du?", wispernd, legte Salvador seine Hand auf die an seiner Wange. „Dass deine Zuneigung nur ein Trugbild, hervorgerufen durch meine Natur, ist. Dass ich dich zu etwas verleite, dass du in dem Moment bereuen, gar verabscheuen wirst, sobald der Wind des Meeres dich von meiner teuflischen Natur erlöst." „Öffne die Tür." „Salvador..." „Öffne die Tür, Ricardo!"

Das Zittern seiner Finger gar nicht erst verbergend, öffnete er die schwere Holztür und ließ den jungen Mann an sich vorbeigehen. Salvador betrat das erste Mal bewusst die Planken der Santa Maria. Bestaunte die doch geräumige Größe des Schiffes und sog mit geschlossenen Augen die frische Meeresbrise ein. Die Wellen rauschen am Bug entlang, gaben dem Schiff seine sanfte Bewegung und ließen den erst vor wenigen Tagen Genesenen etwas schwanken. Salvador hielt sich an der Reling fest, atmete erneut tief durch und drehte sich schließlich zu dem noch immer an der Tür stehenden Vampir um.

Ricardo wagte nicht, den Blick von dem wunderschönen jungen Mann zu nehmen, dessen Körper fast zu alter Stärke zurückgekehrt war. Er konnte die Rückenmuskulatur sehen, die sich unter dem, durch die Gischt leicht angefeuchteten, weißen Hemd abzeichnete. Das runde, feste Gesäß, in der alten Leinenhose deutlich zu erkennen, obwohl sie ihm eigentlich zu locker um die Hüften saß und nur durch ein Lederband gehalten wurde. Er beobachtete den ruhigen Gang, als Salvador wieder auf ihn zukam und einen Schritt vor ihm stehenblieb. Wie die, im Dunkel der Nacht fast schwarz schimmernden Augen erneut seine fanden und sich ein feines, schelmisches Lächeln auf die sinnlichen Lippen legte, welches er noch Jahrhunderte später von ganzem Herzen lieben würde.

Eine warme Hand senkte sich auf Ricardos Wange, zog ihn tiefer, bis seine Lippen direkt vor Salvadors lagen. „Wenn du der Tod bist, werde ich das Leben sein. Wenn du der Parasit bist, werde ich dein Wirt sein. Es ist mir egal, ob du der Teufel höchstpersönlich bist, Ricardo. Aber wenn es so sein sollte, dann soll die Hölle mein Zeuge sein. Ich bin hier, ich bin Herr meiner Sinne. Und ich will dich in meinen Armen."

Seinen nächsten Atemzug nutzend, überbrückte Salvador die noch fehlenden Millimeter und presste seine Lippen auf die des Vampirs. Sekundenbruchteile später lag er wieder in den weichen Decken des Bettes, Ricardo über ihm, der ihn aus bläulich schimmernden Augen ansah, während er ihn mit dem willkommenen Gewicht seines Körpers in die Matratzen drückte. In dem Moment, wo Ricardos Lippen sich auf seine legten, vernahm Salvador noch, dass sich die Holztür hinter ihnen schloss. Dann war alles, was er spürte, nur noch die sanften Lippen, die seine liebkosten, während eine geschickte Hand die Schnürung seiner Hose öffnete.

Waves Of Eternity (Moonlit Universe Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt