Kapitel 25

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Kapitel 25

Als die Nacht anbrach, ging Ricardo zurück an Deck, um den Italiener schlafen zu lassen

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Als die Nacht anbrach, ging Ricardo zurück an Deck, um den Italiener schlafen zu lassen. Karlsson stand am Steuerrad und zuckte leicht zusammen, als er die Schritte des Vampirs hinter sich vernahm. „Habe ich dich erschreckt?" „Nur aus den Gedanken gerissen, Ahne meiner Ahnen." „Dein Bruder hat also bereits mit dir gesprochen." Ricardo verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Mast hinter ihm. „Dein Geheimnis ist bei uns sicher, das schwöre ich dir bei meinem Leben", sagte Karlsson und drehte sich zu dem langhaarigen Vampir um, der ihn mit ruhigem Blick musterte.

„Ich danke dir für deine Treue, mein Freund." „Vergebt mir die Unverschämtheit von vorhin..." „Es gibt nichts zu vergeben. Wie ich bereits sagte, die Neugierde der Männer ist nur natürlich. Es ist mir bewusst, dass es seltsam erscheinen muss, unter einem Mann zu dienen, der nie mit der Mannschaft speist und nicht altert. Doch wundert es mich sehr, dass es ein einzelner Mann geschafft hat, alle Kameraden so schnell hinter sich zu vereinen." „Die Männer waren nicht vereint, Kapitän. Natürlich haben sie sich Fragen gestellt, doch..." „Doch?" Das feine, neugierige Schmunzeln auf Ricardos Lippen ließ Karlsson verlegen den Kopf senken.

„Nun ja..." Ein entschuldigendes Lächeln folgte, worauf Ricardo leise lachte. „Sie trauten sich nicht, diese Fragen auch auszusprechen. Oder gar den bösen Dämon selbst zu fragen. Da ich ja in den vergangenen Jahren die halbe Mannschaft gefressen, oder ihre Seelen geraubt habe. Richtig?" „Nein", lachte der Blonde amüsiert und drehte den Kopf mit einem schelmischen Grinsen in Richtung seines Kapitäns. „Sie hatten Angst, Lady Mariella reißt ihnen den Kopf vom Leib." „Verständlich", glucksend, stieß sich Ricardo vom Mast ab, legte dem Steuermann seine Hand auf die Schulter und drückte sanft zu. „Aber wie ich höre, ist deine Furcht diesbezüglich weniger groß."

Es war fast zu amüsant zu sehen, wie der große, muskelbepackte Mann vor Ricardo errötete. Er griff das Steuerrad mit beiden Händen und versuchte krampfhaft, seinen Kapitän nicht anzusehen. Der Vampir lachte gutmütig und drückte die starke Schulter erneut. „Sie ist eine wunderschöne Rose. Ich kann es dir nicht verübeln. Aber bedenke, mein Lieber, Rosen haben Dornen. Und damit meine ich in ihrem Fall nicht die in ihrem Mund." „Dann habe ich... nun ja, Euren Segen?" „Segen?" Die Ironie dieses Satzes ließ Ricardo spöttisch schnauben.

„Karlsson, ich denke, ich bin wirklich der Letzte, der so etwas wie einen Segen aussprechen sollte. Aber wenn es um Mariella geht... Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen. Wenn sie dich bei sich haben will, werde ich das nicht missbilligen. Ihr seid beide erwachsene Menschen. Mehr oder weniger." Nun lachte Karlsson leise und nickte ernst. „Ihr werdet Euer Vertrauen nicht bereuen, Ricardo. Das verspreche ich." Damit nickte der Vampir ruhig und sah in den klaren Nachthimmel.

Der Vollmond stand so tief, dass es sich anfühlte, als könnte er ihn greifen. Ein Schauer überkam ihn, als er daran dachte, welche Wesen in solchen Nächten ebenfalls aktiv waren. In den Büchern seines Schöpfers hatte er über viele solcher Geschöpfe gelesen, unter anderem Leichenfresser und Gestaltwandler. Wesen, die in alter Zeit vielen Vampiren zum Verhängnis geworden waren, als sie noch auf Friedhöfen oder in Gruften Unterschlupf gesucht hatten. Wesen, so abartig, dass sie selbst für einen Vampir kaum vorstellbar waren.

Er atmete die kühle Nachtluft ein und zog den langen Kutschermantel enger um sich. „Kapitän, ist es vermessen zu fragen, wie es dem Mann geht, den ihr gerettet habt?" „Natürlich nicht", lachend, lehnte sich Ricardo mit den Händen an die Reling, wie er es auch am Mittag getan hatte. Er betrachtete die dunkel dahinfließenden Wellen, sah die Schatten von Meereslebewesen darunter glitzern und fragte sich zum unzähligsten Male, wie die Welt dort unten wohl aussehen mochte.

„Er ist erwacht und hat bereits etwas gesessen und getrunken. Jaques war so freundlich und hat eines der Hühner, die wir auf dem letzten Sklavenschiff gefunden haben, zubereitet." „Er... nimmt Nahrung auf?" Das Lachen des Vampirs hallte über die Weite des Meeres, während er den Kopf schüttelte und sich erneut zu seinem Steuermann umdrehte. „Ja, mein Lieber. Er isst, er trinkt und so wie ich ihn einschätze, wird er auch bald mit euch das ein oder andere Bierfass leeren. Er scheint froh zu sein, das Leben zurückbekommen zu haben."

Die unausgesprochene Frage damit wohl mehr als ausreichend beantwortet, schritt Ricardo in Richtung der Galionsfigur und ließ sich den Fahrtwind durch die Haare wehen. Er liebte dieses Gefühl von Freiheit. Dieses sich immer wieder erneuernde Abenteuer der See, das an keinem Tag gleich war.

In wenigen Wochen würden sie spanische Gewässer kreuzen. Ricardo plante dort für ein paar Tage vor Anker zu gehen, um die Vorräte aufzufüllen und die geretteten Sklaven freizulassen. Auf seinem Landsitz wollte er nach den Weinbergen sehen. Sich vergewissern, ob der Hafen noch genauso widerlich war, wie er ihn in Erinnerung hatte. Schluckend erinnerte er sich an die Finca, in die Marelius ihn gebracht hatte. Vor so unvorstellbar langer Zeit. Bevor er begriffen hatte, was das Leben bedeuten konnte.

Waves Of Eternity (Moonlit Universe Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt