Kapitel 31

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Kapitel 31

Karlsson kam ihr entgegen, da er annahm, dass Mariella zu ihm wollte

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Karlsson kam ihr entgegen, da er annahm, dass Mariella zu ihm wollte. Doch sie gab ihm mit einem kurzen Kopfschütteln zu verstehen, dass das gerade nicht der Fall war. Irritiert runzelte der blonde Hüne die Stirn, als sie zu dem Neuen lief, der auch noch die Dreistigkeit besaß, ihr aus dem Weg zu gehen und sich an das andere Ende des Schiffes zu stellen.

Ohne ersichtliche Hast folgte sie ihm, unter den mehr oder weniger heimlichen Blicken der Crew, die mit großem Interesse die Dynamik zwischen den Dreien beobachtete. Der Neue hatte bisher mit keinem Wort erwähnt, was er in der Kajüte des Kapitäns gemacht hatte, oder wie er geheilt worden war. Das wiederum wussten Gunter und Karlsson sehr genau und teilten das Wissen mit niemandem. Doch noch immer blieb die Frage unter allen Männern der Mannschaft: Wer war dieser Salvador, der offensichtlich die Aufmerksamkeit ihres Kapitäns und auch dessen Frau auf sich zog?

Mariella amüsierte sich immer wieder über die Gedankengänge der Männer um sie herum. Sie wusste, dass Ricardo sich nie die Mühe machte, diese Gedanken zu lesen oder gar an sich heranzulassen. Doch sie selbst war zu vorsichtig, zu beschützend ihrem Schöpfer gegenüber, als dass sie diese Option außer Acht lassen würde. Außerdem hatte sie eine diebische Freude daran, zu „sehen", wie einige der Männer über sie fantasierten.

„Salvador, schenke mir eine Minute deiner Zeit." „Schenken?" Der Italiener versuchte die Enttäuschung und auch die Eifersucht zurückzuhalten und sie nicht in seine Stimme hineinfließen zu lassen, doch vollends gelang ihm dies nicht. „Ihr besitzt doch ohnehin alles auf diesem Schiff. Also nehmt Euch auch meine Zeit."

*Feurig ist er, das muss ich dir lassen.* *Mare...* *Entspann dich.* Das schmunzelnde, warme Gefühl, das sie ihrem Schöpfer sandte, ließ diesen in seiner Kabine nur leise seufzen. Er saß vor dem Stapel von Büchern, die er in den letzten Jahren hatte zusammentragen können. Bücher... Schätze von altem Wissen. Doch eben genau das, altes Wissen. Oft Jahrhunderte vor seiner Geburt niedergeschrieben, von Vampiren und Historikern. Wissen, das er gehofft hatte zu mehren, zu nutzen. Doch was brachte dieses Wissen ihm in diesen Zeiten?

Es war eine seltsame, sich stetig wandelnde Zeit, die den alten Vampir mehr verwirrte als erfreute. Hier, auf seinem Schiff, auf dem die Welt stillzustehen schien, fühlte er sich sicher. Er musste sich nicht mit der Politik der Menschen beschäftigen. Alles, was er musste, war, dafür zu sorgen, dass seine Männer genug Gold in den Taschen und genug Nahrung in den Bäuchen hatten. Und über einen Mangel an diesen Dingen konnte sich niemand an Bord wirklich beklagen.

Sie wussten, ihre Familien waren sicher in den Dörfern, die Ricardo gegründet hatte. Beschützt von Wesen, die sie zwar aus Legenden kannten, aber nie wirklich hatten fürchten müssen. Vor Krankheiten musste dort niemand Angst haben, ebenso wenig wie vor Überfällen. Das allein sorgte dafür, dass die Menschen nichts hinterfragten. Sie lebten einen Luxus, den andere Dörfer nicht hatten, das Warum war ihnen egal. Umso mehr graute es dem alten Spanier davor, erneut vor Anker gehen zu müssen, sobald der Winter kam.

„Weder Ricardo noch ich ,besitzen' außer dem Schiff, auf dem du stehst, etwas an Bord." Ein deutlicher Blick in ihre Richtung ließ Mariella leise lachen. „Salvador, ich bin nicht deine Feindin." „Nein, Ihr seid die Frau des Kapitäns. Das macht Euch zu meiner Herrin auf diesem Schiff. Ich bin es gewohnt, einer Herrin nicht zu widersprechen. Dennoch..." „Frau des Kapitäns." Ihre langen Wimpern klimperten amüsiert, als eine Windböe ihre Haare erneut erfasste.

„Nun, für die meisten ist das wohl so. Das bestreite ich nicht." „Ihr habt es eben deutlich bewiesen, oder haben mir meine Augen einen Streich gespielt? Mir ist bewusst, was Ihr damit bezweckt habt, und ich kenne meinen Platz. Seid dessen versichert." „Ihr seid ein Narr, Salvador." „Oh, habt Dank für diese Einschätzung, Donna Mariella. Oder heißt es Domina, Herrin..." „Einfach Mariella." Sie lächelte nun sanfter und trat näher, worauf der Italiener zurückweichen wollte, doch die Reling des Schiffes hinderte ihn daran.

„Salvador, höre mich einfach einen Moment lang an. Mehr verlange ich nicht von Euch." Der Italiener atmete tief durch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sprecht, ich höre zu." „Nun, dann hört mir auch wirklich zu. Denn was ich Euch jetzt sage, könnte für Euch und Euer weiteres Leben von enormer Wichtigkeit sein." Sie trat nun so nah wie möglich an den Menschen heran und suchte dessen Blick.

„Was Ihr gesehen habt, ist etwas, das Ihr akzeptieren müsst, wenn Ihr Euer Herz noch weiter für Ricardo öffnet. Ricardo del Mar ist kein gewöhnlicher Mann, wie Ihr bereits am eigenen Leib erfahren habt und erleben durftet. Er ist ein Wesen, weit über dem, was die Menschen jenseits dieses Schiffes jemals begreifen werden. Sie fürchten die Legenden, die Geschichten. Sie ahnen die Wahrheit, doch begreifen werden sie sie nie." „Worauf wollt Ihr hinaus?" „Darauf, dass das Herz eines Vampirs für dich schlägt, du rebellischer Dummkopf. Darauf, dass ein nahezu unsterbliches Wesen dir seine Liebe schenkt und du die Gefühle dieses Wesens offensichtlich mit dem schalen, flachen Empfinden der Menschen misst." „Dann..." „Bei den Göttern, ja! Ricardo hat dir sein Herz geschenkt, er hat dir sein Leben in die Hände gelegt, indem er sich dir offenbart hat." „Und was... bist... du?"

Nun seufzte Mariella lange und hörbar. Sie schloss kurz die Augen und neigte ihren Kopf von einer zur anderen Seite. „Menschlich gesprochen, seine Adoptivtochter. Im vampirischen Sinne ist es jedoch anders. Ricardo und ich sind eins. Verbunden in Blut und Geist." „Also doch seine Frau..." „Ja und nein." Nun lachte sie, da ihr die Erklärung schon etwas schwerfiel.

„Ich war dereinst ein Mensch, so wie du. Damals war ich ein Kind, eine Haremssklavin. Ricardo hat mich gerettet und aufgenommen. Er zog mich auf, führte mich in die Welt der See ein und beschützte mich. Als ich körperlich gereift war, gestand ich ihm meine körperliche Begierde für ihn. Er war zunächst überrascht, doch hatte er auch für mich tiefe Liebe entwickelt. Hatte mir diese Liebe jedoch nicht gestehen wollen, da er mir sein Leben nicht aufbürden wollte."

Salvador sah sie mit einem skeptischen Ausdruck an. Doch er ließ die Rothaarige weitersprechen. „Nun, er wurde dann mein Liebhaber. Oh bitte, spar dir die Eifersucht, sie steht dir offensichtlich ins Gesicht geschrieben. Lass mich aussprechen. Du hast gemerkt, dass ein Vampir andere Bedürfnisse hat als ein Mensch..."

Als Salvador nickte, schmunzelte die Vampirin und fuhr gelassen fort: „So wurde aus der Liebschaft schnell etwas anderes. Ich wurde seine Quelle. Das ist etwas, das in unserer Welt ein heiliger Bund ist. Wir blieben als Liebhaber verbunden, doch bald wurde es mir allein mit ihm zu langweilig. Ich war jung, ich brauchte Abwechslung. Nun, diese Abwechslung hätte ich beinahe mit dem Leben bezahlt. Ich wurde krank. Sterbenskrank... Ricardos Blut hielt mich zwar am Leben, doch... Ich wollte mehr. Ich wollte seine Stärke, seine Macht. Sein wie er, um..." Sie stockte schluckend, senkte einen Wimpernschlag lang den Blick, bevor sie ihn wieder auf Salvador konzentrierte.

„Er weihte mich. Machte mich zu seinem Blutkind." „Blut... Kind?" „Wiedergeboren durch sein Blut. Geweiht. Das bedeutet, ich wurde zu seiner Erbin, seiner rechten Hand. Seinem stellvertretenden Ich, wenn du es so sehen willst. Wir werden ewig miteinander verbunden sein. Und ja, auch in einer körperlichen Art, die jedoch alles, was ihr Menschen jemals teilen werdet, dermaßen übersteigt, und ihr es niemals erfassen werden könnt." Sie schnaubte nun, lächelte ein sinnliches Lächeln, als sie einmal seinen Körper herauf und herunter sah und schließlich schmunzelte.

„Also, mein italienischer Freund, denke nicht mal im Traum daran, dass ich dich jemals aus den Augen lasse, wenn ich die Vermutung habe, du schadest meinem Schöpfer. Träume nicht einmal davon, meinem Schöpfer zu schaden, denn du würdest die Flammen der Hölle meiner Wut vorziehen. Doch sei versichert, dass so etwas wie Eifersucht oder Scham in meiner Welt nicht die geringste Rolle spielt, wenn ich spüre, dass deine Liebe für meinen Schöpfer von ehrlicher Natur ist. Wenn dein Herz für meinen Schöpfer schlägt, wie das seine für dich, wirst du in diesem Leben nie eine treuere Seele an deiner Seite haben als die seine oder die meine. Überlege dir also gut, wie du dich entscheidest, Salvador. Diese Entscheidung wird wahrlich dein Leben verändern." Damit wandte sie sich abrupt um, schüttelte ihre Mähne und schwebte regelrecht unter den neugierigen Blicken der Männer zurück zu den Kabinen im höher gelegenen Teil des Schiffes.

Waves Of Eternity (Moonlit Universe Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt