Kapitel 13

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Kapitel 13

Lavinius präsentierte sich als perfekter Gastgeber, führte Ricardo durch einige Hallen, erzählte vom Alter des Palastes und der Geschichte dieses Hauses

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Lavinius präsentierte sich als perfekter Gastgeber, führte Ricardo durch einige Hallen, erzählte vom Alter des Palastes und der Geschichte dieses Hauses. Dass die Vampire einen großen Anteil an der Geschichte Byzanz gehabt hatten, in dem sie erst Konstantin und dann später Mehmet dem Zweiten zur Macht verholfen hatten. Jeweils aus dem einfachen Grund, dass sie den Taten des Nachtvolkes Einhalt gebieten wollten.

„Stell dir nur einmal diese Arroganz vor, mein lieber Freund. Wir, die Herren dieser Stadt, die Erheber Konstantins, uns hat dieser undankbare Emporkömmling verfolgen lassen. Er hat unsere Art gejagt, sie der Sonne ausgesetzt und gefoltert. Wir haben uns gerächt, indem wir den Türken einen Plan zukommen ließen, wie sie die uneinnehmbare Stadt für sich beanspruchen konnten. Bisher sind die Nachfahren dieses Herrschers durchaus nützlich, das muss ich zu geben. Auch wenn wir hier und da intervenieren müssen, um ihren Machthunger etwas zu zügeln."

Ein seltsames, fast versonnenes Lächeln glitt über die schmalen Lippen des Römers, als er sich Ricardo zuwandte und ihm einen der Wandteppiche zeigte, welche den Tod Konstantins als Märtyrer der Christen zeigte. „Sie wissen, wer ihnen die Macht gegeben hat. Und dass wir ihnen diese auch sehr schnell wieder nehmen können." Mit schlanken, schneeweißen Fingern fuhr Lavinius über den Teppich.

„Da fällt mir ein, ich muss dich tatsächlich etwas tadeln, mein lieber Ricardo. Du hast mich, ich bin mir sicher, es geschah unwissentlich, ein sehr kostbares Spielzeug gekostet. Der Sultan hat für mich einige der stärksten Lycaner in seinen Gebieten zusammengetragen. Und wie mir zu Ohren gekommen ist, hast du den Alpha eines wilden Clans verbrannt. Ich bin mir sicher, du hattest deine Gründe. Aber dennoch..." Ricardo schluckte, spürte das eiskalte Gefühl in seinem Nacken nun seine gesamte Wirbelsäule herunterkrabbeln, senkte kurz den Kopf und versuchte erst gar nicht, den Ältesten vor sich anzulügen.

„Wenn ich geahnt hätte, dass er für Euer Haus bestimmt war, ich hätte sicherlich größere Vorsicht walten lassen. Doch da das Mondkind den Tod meines Schöpfers und die dadurch in mir entstandene Schwäche schändlich missbraucht hat, blieb mir nichts anderes übrig." Nun sichtlich interessiert, hoben sich Lavinius' wohlgeformten Brauen und er suchte Ricardos direkten Blickkontakt.

„Was hat der Lycaner getan?" „Er hat meine Ohnmacht ausgenutzt und von mir eine erhebliche Menge getrunken." Der Älteste riss die Augen auf. „Das... Das ist ein Frevel sondergleichen!" „Das ist es, Ältester." Dass er allerdings nach seinem Erwachen selbst das Blut des Werwolfs zu sich genommen hatte, verschwieg der Freibeuter lieber. Wer wusste schon, wie die Alten über eine solche Tat dachten.

„Die Wirkung trat ein paar Tage später, bei seiner nächsten Wandlung, ein. Er war nicht länger abhängig vom Mond. Und mein Blut, die Macht darin, sie ließ ihn wahnsinnig werden. Ich tat, was ich tun musste." „Und du tatest recht!" Wie ein gönnender, sichtlich von einem enttäuschenden Kind überraschter Vater, legte Lavinius Ricardo die Hand auf die Schulter, wozu er sich beinahe auf die Zehenspitzen stellen musste.

„Dein Blut ist heilig, mein lieber Ricardo. Marelius' Erbe darf nicht an dahergelaufene Kreaturen verschwendet werden. Die Macht darin..." *Sie gehört nicht in die Hände von Unwürdigen*, hörte Ricardo den Fetzen eines Gedankens, als Lavinius ihm über die Wange streichelte. Etwas an diesem Gedanken gefiel dem Freibeuter nicht. Doch was es genau war, konnte er nicht ausmachen. Viel zu sehr prickelte die Berührung des Ältesten auf seiner Haut.

Ricardo wurde in einen großen Saal geführt, der hinter einer erneuten, offensichtlich alten Bronzetür verborgen war. Dahinter lag ein Raum, der mit seltsamen Laternen beleuchtet war. „Offenes Feuer würde das Pergament zerstören, also haben wir die Flammen gezähmt. Tritt ein, Erbe des Marelius. Dies ist die Chronik des Nachtvolkes. Eine Chronik, deren Vollständigkeit wir unter anderem deinem Schöpfer verdanken."

Lavinus machte eine weite Bewegung mit seinem Arm und deutete auf die vielen Regale voll mit Büchern und Schriftrollen, die sich wie ein Schatz vor Ricardo präsentierten. Der Spanier spürte, wie sich sein Mund vor Staunen öffnete. So viel Wissen. So viel Geschichte in einem Raum! Die Antworten auf seine Fragen. Sie lagen hier, direkt vor ihm ausgebreitet.

„Ich sehe, du teilst die Leidenschaft für Wissen mit deinem Schöpfer." Wieder lag dieses seltsame Lächeln auf den schmalen Lippen des Ältesten, das Ricardo nicht deuten konnte. „Nun, als dein Gastgeber und alter Gefährte deines Schöpfers, wer wäre ich, dir diese Leidenschaften zu verwehren? Nur zu, lies, lerne... Stille den Hunger deines fragenden Geistes. Die anderen werden in etwa zwei Stunden hier sein. Ich lasse dich bis dahin hier allein. In Ruhe studiert es sich besser."

Damit schloss sich die schwere Tür hinter Ricardo und das leise Sirren der Laternen war, neben dem Rascheln der Seiten beim Umblättern, für eine lange Zeit das einzige Geräusch im Raum. Und so sehr Ricardos Sinne ihn auch warnten, der Hunger nach Wissen hatte etwas Übermächtiges. Sobald er das erste Buch in Händen hielt, nahm er um sich herum nichts anderes mehr wahr, als die Buchstaben auf dem Pergament.

Waves Of Eternity (Moonlit Universe Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt