Kapitel 01

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Kapitel 01

Kapitel 01

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Einige Jahrzehnte später saß der junge Ricardo, dem sein Schöpfer den Nachnamen del Mar, des Meeres, gegeben hatte, am Bug des schwarzen Schiffes, das sie durch die Meere der bekannten Welt trug. Marelius war ein alter Vampir, der irgendwann während des römischen Reiches gewandelt worden war. Er war als Sklave geboren und von seinem Schöpfer kurz nach der Wandlung einfach allein gelassen worden. Ricardo hatte den Verdacht, dass es genau dieser Umstand war, der Marelius dazu gebracht hatte, den schwächlichen Jungen aus der Gosse in Spanien zu ziehen, der von Fischkadavern und verfaulten Resten mehr überlebt als wirklich gelebt hatte.

Marelius hatte ihn zu sich genommen und im Laufe der Jahre in die Liebe eingeführt. Die Liebe zwischen Mann und Frau und auch die zwischen Männern. Für Ricardo war es gleich gewesen, er war seinem Herrn und Schöpfer treu ergeben. Wenn auch mehr aus Dankbarkeit, denn aus diesem Gefühl, von dem er in den Romanen der Dichter immer wieder las.

Lesen... Noch etwas, das er seinem Schöpfer verdankte. Marelius hatte ihn unterrichtet. Lesen, Schreiben, sogar in den alten Dichtern und Ricardo hatte alles mit wahrem Wissensdurst aufgesaugt. Er wollte lernen, er wollte leben! Und nun, auf diesem Schiff, in dieser ewig währenden Gestalt, würde er dies ohne Reue tun können.

„Dein Geist ist in der Vergangenheit, mein Lieber." Ein gutmütiges Lächeln begleitete den leicht tadelnden Blick des für einen römischen Sklaven groß gewachsenen Mannes, der Ricardo jedoch trotzdem nur bis zur Schulter reichte. „Vergebt mir, Herr. Die See lässt mich träumen." „Nur die See?"

Ein leichtes Summen ließ Ricardo verlegen den Blick senken. Es waren bereits drei Wochen vergangen, seit er das letzte Mal getrunken hatte. Das alte Blut seines Schöpfers hatte ihm den Segen gegeben, die Sonne zumindest stundenweise ohne Probleme zu ertragen. Auch sein Durst war nicht der eines gewöhnlichen Jünglings, doch spürte er ihn immer deutlicher. Ein Umstand, der seinen Schöpfer sehr stolz, aber ebenso besorgt machte.

Altes Blut war rar in dieser Welt. Die Macht, die mit ihm einherging, war begehrt, da es das fast unauffällige Leben unter Menschen ermöglichte. Ein Vampir von gewissem Alter konnte mehrere Jahre in einer Stadt bleiben, ohne wirklich aufzufallen. Nur die Tatsache, dass er nicht alterte, würde ihn nach und nach verraten.

„Wenn die Aussagen von dem Neuen stimmen, sollten wir bald das Schiff sehen." Ernst werdend, nickte Ricardo und sprang vom Bug herunter. Von einem Geretteten des letzten Schiffes hatten sie erfahren, dass von Afrika aus noch zwei weitere Boote mit Ware gestartet waren. Auf ihnen waren Goldbarren und Sklaven geladen. Da die Händler bereits zwei Schiffe an die Pocken verloren hatten, würden sie wohl alles dafür tun, um die Überlebenden zumindest in einen Hafen zu schaffen, damit ihr Gewinn nicht vollends verloren ging.

„Wir werden sie schon finden. Die Santa Maria ist schneller als ihre Nussschalen." Ein leises, fast diabolisches Lachen verließ die weichen Lippen des alten Vampirs. Er war stolz auf sein Schiff und den Ruf, den er und Ricardo sich in den letzten Jahren aufgebaut hatten. Der Schwarze Schatten war zu einem geflügelten Wort unter den Sklavenhändlern dieser Meere geworden. Ein Begriff, der wie ein Fluch über das Wasser hallte. Hieß es doch, wenn die rote Flagge an einem schwarzen Schiff gehisst war, das Ende für das Schiff, das die Kapitäne an Bord im Visier hatten. Unter den Sklaven wurde der Name nur geflüstert. Wie ein Gebet, wie eine Hoffnung... Eine Hoffnung auf ein freies Leben.

Waves Of Eternity (Moonlit Universe Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt