Kapitel 8 - Helfe mir

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Die Vorlesung war vorbei und die meisten Studenten hatten den Hörsaal bereits verlassen, so auch Lisa da sie sich beeilen musste um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Ich packte meine Sachen zusammen, als Professorin Dr. Black auf mich zukam. “Frau Jackson, könnten Sie mir einen Gefallen tun?” Ihre Stimme klang überraschend freundlich, fast sanft, und ich nickte wie in Trance.
,,Natürlich, Professorin. Was kann ich für Sie tun?” Ich versuchte, meine Überraschung über ihre direkte Bitte und die unerwartet nette Stimmlage zu verbergen.
“Ich habe vor, einige Bücher aus dem Lagerraum zu holen, aber mein Zeitplan ist heute sehr knapp. Könnten sie mir helfen, sie nach oben zu bringen?” Sie lächelte, und mein Herz begann schneller zu schlagen, als ob es sich weigerte, sich zu beruhigen. Das Lächeln, das ihre Lippen umspielte, schien mehr als nur freundlich – es war fast elektrisierend.
Jedoch zog ich eine Augenbraue hoch als ich merkte, dass sie mich wieder bei meinem Nachnamen nannte. Sie hat so als sind die letzte Woche nicht passiert, als hätte sie mich nicht geküsst.
„Natürlich, kein Problem,“ antwortete ich, obwohl meine Stimme fast zitterte. Die Gelegenheit, Zeit mit ihr zu verbringen, ließ mein Inneres aufgeregt flattern, aber die Aufregung wurde von einer überwältigenden Nervosität überschattet.
Trotzdem konnte ich die Skepsis nicht verdrängen, die sich in mir regte.
Ich streckte mich so weit ich konnte, aber die oberen Bücher schienen außer Reichweite zu sein. Ein frustrierter Seufzer entwich mir, als ich spürte, wie meine Finger knapp daran vorbeischrammten. Plötzlich spürte ich eine sanfte Berührung auf meiner Schulter und ich drehte mich um.
Dr. Black stand hinter mir, ein warmes Lächeln auf ihren Lippen. “Brauchst du Hilfe, Ella?” Ihre Nähe ließ mein Herz schneller schlagen.
,,Ja,” gestand ich leicht errötend. Sie trat näher, und gemeinsam streckten wir uns nach den Büchern. Ihre Hand berührte meine, als wir die schweren Bände vorsichtig aus dem Regal hoben. Ein unerwartetes Kribbeln durchzog meinen Körper, und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen was sie hier wieder geplant hatte. Ich machte mich seelisch schon für das verletzt werden fertig.
Ihre Nähe war fast überwältigend, Ihr Atem fühlte sich warm auf meiner Haut an, und ich spürte, wie meine Wangen leicht erröteten. Die Sekunden verstrichen in einem ungewissen Schweigen, das von einer merkwürdigen Spannung durchzogen war.
In einem beinahe zufälligen Moment, stellte sie die Kiste mit den Büchern zur Seite, ich spürte plötzlich eine sanfte Berührung auf meiner Wange. Professorin Black strich behutsam eine verloren gegangene Haarsträhne hinter mein Ohr. Ihr beruhigender Blick traf auf meinen, und ich konnte die Intensität dieses Augenblicks förmlich spüren. Ihr Blick wirkt nicht kalt, ganz im Gegenteil.
Die zarte Berührung und der unmittelbare Blickkontakt ließen eine leise Vertrautheit zwischen uns entstehen, die ich nicht ignorieren konnte. Mir wurde plötzlich sehr warm, während ich versuchte, die aufkommenden Gefühle zu verstehen.
,,Danke für deine Hilfe”, flüsterte Sie und in diesem Moment schien die Welt um uns herum zu verblassen, während wir uns tief in die Augen sahen.
Es fühle sich so an als würde ich grade vergessen was in der Bar passiert war.
Ihr Blick wanderte langsam von meinen Augen zu meinen Lippen und ein elektrisierendes Prickeln durchzog meinen Körper. Die Luft schien für einen Moment stillzustehen, während sich die Spannung zwischen uns verstärkte. In diesem intensiven Augenblick konnte ich die Frage in ihrem Blick förmlich spüren.
Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Die Stille zwischen uns war greifbar und ich fragte mich, ob dieser Moment der Beginn von etwas Neuem sein könnte. Oder ob die Kälte gleich wieder Oberhand gewann.
Ein leichtes Nicken entwich mir, als stumme Zustimmung zu diesem unerwarteten, aber fesselnden Moment. Ihre Lippen senkten sich sanft auf meine und die Welt schien für einen Herzschlag lang still zu stehen. Ein Hauch von Leidenschaft durchzog diesen Kuss und ich konnte die Intensität der Emotionen spüren, die zwischen uns flackerten.
Ich war überwältigt von diesen Gefühlen und hatte Angst, vor dem was als nächstes passiert.
Ich löste mich von ihr und in diesem Moment kehrte die Klarheit meiner Gedanken zurück. Ein Stich der Erkenntnis durchzog mich: Es war nicht richtig, ihr erneut Raum zu geben, um mich zu verletzen. Obwohl der Kuss intensiv und anziehend war, hatte die vorherige Distanzlosigkeit und Kälte meiner Professorin mich verletzt und ich musste meine eigenen Grenzen schützen. Ich erinnerte mich an Lisas Worte Spiel mit ihr, und das war das was ich nun tat.
Entschlossen drückte ich sie von mir weg, meine Hand auf ihrer Brust. Der Ausdruck in meinen Augen verriet Entschiedenheit, während ich einen Schritt zur Seite trat. Die Stille zwischen uns war spürbar, als ich versuchte, meine Gefühle zu sortieren und meine persönlichen Grenzen zu wahren.

Verwirrung spiegelte sich in ihrem Ausdruck wider, als ich mich zurückzog. Es schien, als hätte sie nicht erwartet, dass ich diesen intensive Moment unterbrechen würde. Etwas Unsicherheit und Überraschung lagen für wenige Sekunden in ihren Augen und für einen Moment schien die Welt zwischen uns aus den Fugen geraten zu sein. Ich übernahm ihre Rolle und sie meine, wenn auch nur für eine paar Sekunden. Ich fühlte mich für einen Moment stark, als hätte ich die Kontrolle. Dies wich jedoch schnell wieder als ihr Blick kalt wurde und sich wieder eine unüberwindbare Distanz zwischen uns aufbaute.

Das Flackern von Emotionen wich einer eisigen Barriere. Ein unangenehmes Schweigen hing in der Luft und ich konnte spüren, dass die Entscheidung, dieses intensiven Moments Einhalt zu gebieten, unsere Verbindung wieder auf eine Ebene verschoben hatte – diese, die von kälte nur so geprägt war.
Ihr Blick blieb kalt und ihre Worte zischten mit bedrohlichem Unterton ,,Du solltest gehen.” Die Spannung in der Luft war greifbar, ihr gefiel es nicht die Kontrolle abzugeben.

,,Es tut mir leid”
Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und ein Ausdruck von Enttäuschung und Wut lag auf ihrem Gesicht. Die Wut in ihrem Ausdruck nahm überhand und bevor dies zu eskalierend droht, verließ ich den Raum ohne ein weiteres Wort, ihre Worte wie ein unüberwindbarer Abgrund zwischen uns. Der Gang fühlte sich plötzlich endlos an und während ich weiterging, versuchte ich, die zersplitterten Teile meiner Gedanken wieder zu sammeln.
Erschöpft fiel ich in mein Bett, und ein Strudel von Selbstzweifeln überrollte mich. Die Ereignisse des Abends wirbelten in meinem Kopf, und die Frage nach den richtigen Entscheidungen nagte an mir. Zweifel und Unsicherheit breiteten sich wie ein Schatten in meinem Inneren aus, und ich starrte in die Dunkelheit, während ich versuchte, Klarheit in meinem Gefühlschaos zu finden. Hatte ich unsere vielleicht gut werdenes Verhältnis kaputt gemacht? Konnte es überhaupt gut werden?

Die Professorin- Das Machtspiel (Überareitete und neue Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt