Kapitel 21 - Die Schlucht

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Pov Dr. Mona Black

Ein tiefer Seufzer entglitt meinen Lippen, als die Alarmglocken des Notfallsystems erneut ertönten. Es war einer dieser Tage, an denen es kein Ende zu geben schien. Die Notaufnahme war überfüllt mit Patienten und das ständige Piepen der Geräte und die hektischen Stimmen der Kollegen vermischten sich zu einem chaotischen Klangteppich, der in meinen Ohren dröhnte.
Ich war froh über die Arbeit, sie lenkte mich ab.

Wir begannen, den Schockraum vorzubereiten. Der Geruch von Desinfektionsmittel und der Anblick der sterilen Instrumente, die in perfekten Reihen auf den Tischen lagen, waren mir vertraut, fast beruhigend. Doch die Nervosität, die in der Luft lag, war greifbar. Ein weiteres Leben hing am seidenen Faden.

„Mona?" hörte ich hinter mir Hannahs Stimme, die sich wie ein leiser Schrei durch die Geräuschkulisse schlängelte. Ich zuckte kaum merklich zusammen, als ich bemerkte, dass sie mir das Tablet reichte, auf dem die neuesten Informationen des Notarztes eingingen. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich die ersten Zeilen las. Die Worte auf dem Bildschirm schienen sich vor meinen Augen zu verdunkeln und ich fühlte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.

Ella Jackson, 21 Jahre alt.

Der Name stach in mein Gedächtnis wie ein glühender Nagel. Ella.

Beim Wandern in eine Schlucht gefallen."

Der Schock traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wusste, dass Wandern in den Bergen ihre Leidenschaft war, aber nie hätte ich gedacht, dass es zu einem solch tragischen Vorfall führen könnte. Die Vorstellung, dass sie dort draußen in der Wildnis lag, verletzt und allein, schnürte mir die Kehle zu. Gedanken rasten durch meinen Kopf - Wie schlimm war es? Hatte sie Schmerzen? War sie bei Bewusstsein?

Hannah bemerkte mein Starren und legte mir eine Hand auf den Rücken. „Mona, wir müssen uns konzentrieren. Wir müssen bereit sein." Ihre Stimme war ruhig, aber ich konnte die Besorgnis nicht übersehen. Sie wusste, wie viel mir Ella bedeutete und ich konnte mir nur schwer vorstellen, was in den nächsten Minuten auf uns zukommen würde.

Ich nickte, versuchte, den Schock abzuschütteln und mich auf die bevorstehenden Aufgaben zu konzentrieren. „Wir brauchen das CT-Gerät bereit. Und lasst uns die Bluttransfusionen vorbereiten. Wir wissen nicht, wie viele Verletzungen sie hat oder ob sie Blut verloren hat."

In diesem Moment war ich Ärztin und musste alle persönlichen Gefühle beiseite schieben. Dennoch, in der Tiefe meines Herzens, fühlte ich die Panik aufsteigen.

Die Türen des Schockraums öffneten sich mit einem lauten Knall und die Sanitäter kamen herein, Ella auf einer Trage. Ihr Gesicht war blass und der Anblick ihrer bewusstlosen Gestalt ließ mich innehalten. Überall waren Schrammen und Blutergüsse, die von ihrem Sturz zeugten. Die Welt um mich herum verschwamm für einen kurzen Moment und alles, was ich hören konnte, war das Dröhnen meines eigenen Herzens.

„Wir haben Atemnot festgestellt, sie ist ansprechbar, aber verwirrt. Ob sie bewusstlos war wissen wir nicht aber sie war anscheinend ganze drei Tage in der Schlucht gefangen ", rief einer der Sanitäter, während sie Ella in den Raum schoben. „Sie hat einen offene Wunde am linken Bein und wir haben eine Kopfverletzung festgestellt."

Ich stellte mich neben sie, ihre Augen waren geschlossen und ich musste mich zwingen, ruhig zu bleiben. Ich durfte nicht zulassen, dass meine Emotionen überhandnahmen.

„Ella", flüsterte ich, während ich ihren Arm berührte. „Halte durch, wir sind hier."

Ich wollte mir gerade die offene Wunde anschauen als die Geräte laut zu Piepen begannen. Ellas Herz setzte aus.

Die Professorin- Das Machtspiel (Überareitete und neue Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt