#67 Majoli Petit

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„Dich sehe ich in letzter Zeit ja auffallend oft, Majoli,“ grinste Tomek, während er sich auf den Stuhl am Esstisch plumpsen ließ. „Ich hab's doch gesagt, das ist ein Zeichen des Schicksals!“

Zofia hob eine Augenbraue und schmunzelte. „Tomek, ich bin mir nur nicht sicher, ob du der richtige Typ bist, der Zeichen des Schicksals erkennt und dafür bestimmt bist.“

Ich konnte mein Grinsen kaum zurückhalten, selbst wenn Matylda und ich wegen der Sache mit Lotte innerlich unruhig waren.

„Hä? Wer denn sonst, wenn nicht ich?“ kratzte sich Tomek ratlos am Kopf.

In diesem Moment brachte Matylda einen dampfenden Auflauf herein, der den ganzen Raum mit einem verlockenden Duft füllte.

„Naja,“ lachte Zofia, „das wird dir das Schicksal schon noch klarmachen.“

Tomek sah sie verwirrt an, und ich wusste genau, worauf Zofia anspielte.
Ich zwinkerte ihr zu, während wir uns alle zum Essen hinsetzten.

Nach ein paar Bissen fragte Tomek plötzlich: „Und, wann kommt Papa eigentlich vorbei?“

Zofia schaltete sich ein: „Amira möchte nächste Woche vorbeikommen. Denkst du, Papa ist bis dahin zurück?“ fragte sie ihre Mutter.

Matylda lächelte sanft und legte eine Hand auf Zofias. „Schatz, auch wenn er nicht da ist, ich freue mich schon riesig darauf, Amira kennenzulernen.“

Zofia erwiderte das Lächeln, aber ein Hauch von Nervosität blitzte in ihren Augen auf. Dieses ewige Gefühl, sich immer wieder erklären zu müssen...
Es war jedes Mal schwer, besonders bei Menschen, die einem wichtig sind.

„Ist Amira hübsch?“ fragte Tomek, ganz der neugierige, junge Mann.

Zofias Gesicht erstrahlte förmlich. „Wunderschön,“ sagte sie und versank einen Moment lang in Tagträumen.

Matylda lächelte wissend, und zum ersten Mal seit Tagen sah sie nicht so aus, als würde sie die Sache mit Lotte belasten.

„Klär sie mir doch,“ scherzte Tomek mit einem Augenzwinkern.

Zofia warf ihm sofort einen scharfen Blick zu. „Na, schön den Ball flach halten, kleiner Casanova.“

„Vielleicht kann sie mir ja gar nicht widerstehen,“ grinste Tomek selbstbewusst.

Zofia rollte mit den Augen. „Da kannst du aber lange warten, sie ist vergeben,“ sagte sie, während ihre Stimme plötzlich einen ernsten Tonfall annahm.
Sie hatte ihr Revier markiert, und das nicht gerade subtil.

Tomeks Gesichtsausdruck blieb verwirrt, und ich konnte sehen, wie die Zahnräder in seinem Kopf ratterten.
Matylda schien das Spektakel genauso zu genießen, doch manchmal glitt ihr Blick in die Ferne, als würde sie sich irgendwohin wegträumen.

Ich schmunzelte in mich hinein. Diese impulsiven Temperamente, typisch für die Novaks!
Sie konnten vieles lange für sich behalten, aber wenn jemand ihren wunden Punkt traf, dann dauerte es nicht lange, bis die Fassade bröckelte.

Und ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Zofia Tomek die Wahrheit über ihre Beziehung verriet.
Ich konnte es kaum erwarten, die Reaktion zu sehen.

„Das ist noch lange kein Hindernis,“ lachte Tomek fröhlich, als ob er auf einer anderen Wellenlänge schwebte.

Normalerweise hätte Matylda längst eingegriffen, aber sie war offensichtlich in Gedanken weit weg.

In diesem Moment fiel mir auch auf, dass es um Liora schon länger verdächtig still geworden war.
Aber bevor ich tiefer in den Gedanken abtauchen konnte, riss mich Zofias scharfe Stimme zurück ins Hier und Jetzt.

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