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Am Sonntag gebe ich mich dem süßen Nichtstun hin. Ich verbringe die meiste Zeit, damit zu lesen. Es ist nichts besonderes, sondern eher dem Genre seichte Unterhaltung einzuordnen, und genau das brauche ich jetzt. Einen Roman, der mir etwas die Seele streichelt.

Ich habe mich mit meinem Joghurtmüsli auf die Couch verzogen und es mir gemütlich gemacht. An diesem Tag weht ein eisiger Wind, obwohl noch die Sonne scheint. Meine Wetterapp warnt aber bereits vor einem aufziehenden Unwetter, das gegen Nachmittag eintreffen soll.

Während ich lese, löffele ich mein Müsli und lasse meinen Blick immer wieder zum Bergpanorama vor meinem Wohnzimmerfenster schweifen. Noch wirkt das Wetter, als könnte es kein Wässerchen trüben. Bis auf den Wind, aber die Wolken ziehen schnell und weiß nun wie wechselhaft und launisch das Wetter in den Bergen sein kann.

Ich habe mich in mein Sweatshirt gekuschelt und trage dazu eine weite karierte Loungehose, meine Füße stecken in dicken Wollsocken, die pure Gemütlichkeit ausstrahlen und in einem bunten Muster aus rot, gelb und orangenen Tönen gestrickt sind. Es gibt nichts Besseres, als selbstgestrickte Socken und die Nachbarin in meiner Heimatstadt versorgt uns jedes Jahr mit einem neuen Paar.

Ich genieße die Ruhe, lasse den Joghurt mit Heidelbeeren und Müsli auf der Zunge zergehen und lese Seite für Seite, bis mir einfällt, dass ich etwas Grundlegendes klären muss.

Ich brauche Internet! Dringend!

In den letzten Tagen habe ich meine Serien und Filme nicht vermisst, aber ich weiß, dass der Herbst nass und kalt wie er ist, bald mit voller Wucht zuschlagen wird und dann wird es mich gewaltig nerven ohne Internet und Streamingdienst mitten im Nirgendwo zu sitzen.

Ich lege mein Buch beiseite und greife mein Handy. Ich beginne zu googeln und Verfügbarkeiten zu testen. Es spielt keine Rolle, bei welchem Anbieter ich es probiere, nirgendwo besteht die Möglichkeit, einen DSL-Anschluss zu buchen.

Ich beginne nach Alternativen zu googeln und es ploppt nur eine auf. Internet über LTE.

Eine schöne Alternative, allerdings ohne Festnetzanschluss, aber wer braucht schon Festnetz und ich buche die Option, die monatlich kündbar ist samt Router.

Zustellung in drei Tagen steht in der Bestätigungsmail und meine Vorfreude, auf abendliche Serienmarathons ist riesig.

Nachdem ich mich um Internet gekümmert habe, kümmere ich mich um das Geschenk für Mo, denn sein Geburtstag ist in zwei Wochen.

Ein Samstag. Da die Praxis geschlossen hat, werde ich Freitag Abend die Heimreise antreten und werde das wohl beste Geschenk für Mo im Gepäck haben, dass man sich vorstellen kann. Ich werde fündig und suche das Passende für ihn heraus. Ich lasse es direkt zu meinem Vater schicken, dann brauche ich es nicht mitnehmen, sondern habe es direkt vor Ort.

Ein perfekter Plan, der mit der Lieferzeit vollkommen im Rahmen liegt. Zufrieden lege ich mein Handy beiseite und widme mich wieder meinem Buch. Mein Müsli habe ich mittlerweile geleert und die Schüssel bringe ich lesender weise in die Küche und bestücke damit die Spülmaschine. Der Sonntag vergeht, obwohl ich ihn mit wenig Inhalt fülle recht schnell und der Montag lässt nicht lange auf sich warten.

Der Wecker wirft mich zuverlässig um halb sieben aus dem Bett und ich weigere mich, aufzustehen. Wenn diese Woche genau so wird, wie die zuvor, dann gute Nacht, denke ich und drücke das Kissen auf mein Gesicht. Es hilft jedoch alles nichts, die Snooze Funktion erinnert mich erbarmungslos daran, dass kein Weg daran vorbei führt, das Bett zu verlassen. Im Badezimmer lege ich zwei Augenpads unter meine Augen, die dort die nächsten zehn Minuten verweilen werden. Anschließend schlurfe ich zur Kaffeemaschine und lasse den schwarzen heißen Tagesretter in eine Tasse plätschern, füge ein Schuss Milch hinzu und mache es mir noch einmal auf der Couch gemütlich. Der Sonnenaufgang über den Bergen ist atemberaubend und ich kann mich an dem Farbenspiel aus Rot und Gold kaum satt sehen. Die Berge wirken dabei die Schatten, die dem flammenden Himmel trotzen, als würden sie es geradewegs verschlingen und die Sonne am aufsteigen hindern wollen. Mit vorbeiziehenden grauen Wolken bietet sich mir ein wunderschönes Farbenspiel, das ich mit meinem Kaffee genieße.

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