19

14 3 7
                                    

Als wir mit dem Essen fertig sind, regnet es noch immer. Der Himmel ist wolkenverhangen und die dicken grauen Wolken, denken gar nicht daran weiter zu ziehen und der Sonne Platz zu machen. Ich wollte nicht unhöflich sein und habe mich daran gemacht Lissi beim Abräumen des Tisches zu helfen. Es schadet nicht, sich etwas nützlich zu machen, wenn man schon auf eine so spontane Art und Weise zum Essen eingeladen worden ist.

»Ach, Liebes. Du musst das doch nicht machen«, sagt die ältere Dame und nimmt mir den Stapel Teller ab, den ich zur Spüle tragen wollte.

Benedikt ist mit Lotte verschwunden, um sie zu duschen, und es dauert nicht lange, bis ein nasser aber sauberer Hund in die Küche zurückkehrt. Sie schüttelt sich ausgiebig, so das die Tropfen aus ihrem Fell durch die Luft gewirbelt werden, dann läuft sie schnurstracks auf ihr Körbchen zu, das mit mehreren Kissen gepolstert ist und dreht auf diesem drei Runden im Kreis, bis sie sich schließlich hinlegt. Die Vorderpfoten legt sie vor sich ab und bettet ihren Kopf auf diesen. Fast wirkt sie etwas beleidigt und genau das scheint sie auch zu sein, wie man von Benedikts Worten vernehmen kann.

»Wälzt sich in jeder Pfütze, aber wehe es wird geduscht«, sagt er und betritt wieder die Küche.

Ich trage den Topf mit den verbliebenen Kartoffeln zum Herd und stelle diesen ab.

Mein Blick wandert von Benedikt, der sich mittlerweile selbst umgezogen hat, zu Lotte.

»Sie sieht wirklich nicht gerade begeistert aus«, spreche ich meine Beobachtung nun aus und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.

»Eine treue Seele aber genau so ein großer Dreckspatz«, sagt Benedikt und streichelt Lotte, die kurz schnaubt. Sie scheint ganz genau zu wissen, dass wir über sie sprechen, denn ihre treuen Augen ruhen strafend auf Benedikt.

»Ich wollte früher immer ein Hund haben«, beginne ich etwas Smalltalk und greife nach dem Handtuch, um die ersten Teller die Lissi gespült hat abzutrocknen.

»Und wieso hast du keinen?« Fragt Benedikt direkt nach.

»Es ist sehr zeitaufwendig und ich bin den ganzen Tag arbeiten, manchmal auch am Wochenende und nachts«, zähle ich zumindest einen Grund auf, der aber der Wichtigste für mich ist, warum ich mir keinen Hund zugelegt habe.

»Das wäre nicht fair, so ein Tier braucht Beschäftigung und Lotte hat es hier wirklich gut, sie kann mit dir raus, das könnte ich meinem Hund, wenn ich einen hätte, nicht bieten.«

Benedikt nickt verstehend, aber ich sehe ihm an, dass ihm etwas auf der Zunge brennt.

»Was ist?« Will ich wissen und klinge dabei vielleicht etwas zu herausfordernd.

»So viel Vernunft, sieht man bei den Stadtmenschen nicht immer, wenn ich bedenke wie viele Tiere dort gehalten werden und das sie meist wirklich den ganzen Tag alleine in einer kleinen Wohnung sind.«

Wieder speit er das Wort Stadtmenschen mit einer gewissen Abneigung heraus, dass man diese deutlich spüren kann.

»Du hast es wohl nicht so mit den Menschen die in Städten leben, was?« Gebe ich etwas amüsiert zurück, doch er scheint keineswegs amüsiert zu sein. Im Gegenteil, er sieht mich fast schon etwas strafend an.

»Ich habe nichts gegen sie, jedenfalls nichts was wirkt«, gibt er mit Bitterkeit in der Stimme zurück und ich frage mich, was diese Abneigung bei ihm verursacht hat.

Ich muss jedoch nichts weiter sagen, denn Benedikt beginnt sich selbst Luft zu machen.

»Diese ganzen reichen Bonzen kommen aus den Städten hier her, kaufen unser Land, die Häuser und Wohnungen und richten hier ihre Feriendomizile ein. Die Kaufpreise steigen rapide in die Höhe und wer kann sich dann die Preise nicht mehr leisten? Richtig! Die Familien, die hier leben. Menschen die hier geboren wurden, die hier aufgewachsen sind. Dem Mittermeyer haben sie horrende Preise für seine Felder geboten. Bauland ist das nun. Das ist nicht fair.«

Stadt Land LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt