Es dauert nicht lange, bis mein Bruder wach wird und er zu uns in die Küche kommt.
»Hey mein Großer, wie hast du geschlafen?« Möchte mein Vater wissen, aber Moritz hat nur Augen für die dekorierte Küche und die Geschenke die auf dem Tisch für ihn bereitstehen.
»Ist das alles für mich?« Mo sieht zwischen meinem Vater und mir hin und her und knirscht nervös mit seinen Zähnen. Eine Angewohnheit, die er an den Tag legt, sobald seine Anspannung steigt und er nervös wird.
Ich drehe mich zur Anrichte um und entzünde die Kerzen, die ich zuvor auf dem Kuchen verteilt habe. In der Mitte des Kuchens hat eine Drei und eine Fünf ihren Platz gefunden und ich trage den Kuchen zu Mo, der bereits auf seinem Stuhl platz genommen hat.
Mein Vater und ich beginnen schief, aber mit purer Freude ‚Happy Birthday' zu singen und Mo beobachtet uns dabei und schließlich ruht sein Blick auf der Torte, die ich vor ihm abstelle.
Er applaudiert uns am Ende des Liedes und wir applaudieren ihm. Das stolze Geburtstagskind sieht den Kuchen begeistert an und strahlt noch immer bis über beide Ohren.
»Ein Stern«, haucht er freudig und ich sehe wie in seinen Augen Tränen der Begeisterung glitzern.
»Im sichtbaren Universum gibt es mehr als 70 Trilliarden Sterne«, zitiert er eine Dokumentation, die er sich immer wieder ansieht.
»Und einer steht nun vor dir!« Sagt mein Vater und hält diesen Morgen auf seiner Kamera fest.
»Jah!« Kommt wieder voller Begeisterung von meinem Bruder, der seine Augen schließt, kurz innehält und dann seine Kerzen auspustet. Ich weiß, dass er nicht verraten wird, was er sich gewünscht hat, denn sonst, das sagt er immer, geht es nicht in Erfüllung.
Trotzdem wüsste ich nur zu gerne, was er sich gewünscht hat.
Der Kuchen wird dann erst einmal zur Nebensache, denn Mo beginnt seine Geschenke auszupacken. Von meinem Vater bekommt er eine Nintendo Switch Lite, da seine Alte kaputt gegangen ist. Es gab nach fast zwei Jahren Probleme mit den Tasten, die nicht mehr funktionierten. Mo liebt jedoch diese Konsole und seine Super-Mario-Spiele, so das schnell eine Neue her muss. Da trifft es sich ausgesprochen gut, dass er nun Geburtstag hat und die Zeit der Konsolenlosigkeit nur von kurzer Dauer war.
»Danke Papa, das ist das beste Geschenk«, sagt er und drückt meinen Vater, so fest er kann an sich und setzt sich dann wieder, um die Geschenke auszupacken, die ich ihm besorgt habe.
Ich sehe die Fragezeichen in seinen Augen, als er jedes einzelne Päckchen öffnet.
Das erste Päckchen, das er auspackt, ist ein Bilderrahmen.
Es ist ein rundes Foto mit Sternen zu sehen, darunter steht etwas geschrieben, von dem ich weiß, dass er es nicht lesen kann.
»Phie, was ist das?« Will er wissen und ich stelle mich seitlich von ihm und beginne vorzulesen, was dort geschrieben steht.
Zunächst einmal lese ich ihm die Koordinaten vor.
»Weißt du was das für Zahlen und Buchstaben sind und was sie bedeuten?« Frage ich ihn und Mo schüttelt seinen Kopf.
»So etwas nennt man Koordinaten und das sind die Koordinaten für deinen ganz persönlichen Stern.«
»Mein eigener Stern?«
»Genau, dein eigener Stern und hier steht geschrieben ‚Der Stern mit diesen Koordinaten wurde am 8. Oktober in das internationale Sternenregister eingetragen. Dieser Stern erhält den Namen Moritz'«, lese ich ihm vor und sehe zu wie sich seine Augen weiten.

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Stadt Land Liebe
Storie d'amoreUm ihr Medizinstudium zu finanzieren, hat sich Sophie als Landärztin verpflichtet. Als es an der Zeit, ihren Teil des Vertrages zu erfüllen, verschlägt es sie von Köln in das kleine verschlafene Städtchen Niederelgbach im Allgäu. Inmitten dieser tra...