🐲15 - Jungkook Gefühle wachsen

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Zurück in seinem Handwerk führte er Taevris an die verbrannte Decke, tat sein Bestes um mit Gestik und Mimik die Fachbegriffe zu erklären, mit denen er versuchte das Loch witterungsfest abzudichten. Er gab es schließlich auf. Ihm fiel kein Handzeichen ein, mit dem man beschrieb, was er tat. Mit einem resignierten Schulterzucken erklärte er diese Konversation für beendet. Stattdessen streckte er den Arm aus und vor Glutzahn, klopfte auf die Schulter und bat das Tier um eine ungestörte Zweisamkeit. Grollend ruckelte er mit dem Kopf, als rebelliere er gegen jede noch so kleinste freundliche Bitte von seinem Hüter und weil es dem die Augen schon arg eng zusammendrückte, sprang Taevris als seine Verstärkung ein.

„Ist in Ordnung. Wir spielen später", flüsterte er und streichelte seinen Unterkiefer, bis der Drache wohlig aus den Nasenlöchern dampfelte und sich von der Schulter heben ließ. In einem stampfenden Gang verschwand er in der Hütte und hinterließ die beiden in Stille. Diese hielt nicht lange an. Die braunen Augen musterten den Jungen eingehend, prüften die verdächtig durchgedrückten Schultern und erkannten sie als aufgesetzte Stärke. Unwohl war ihm zumute. Was versucht er zu überspielen? Vorsichtig und langsam, damit er jederzeit aufhören konnte, zog er sich den Handschuh von den Fingern und legte die Hand behutsam an die Wange. Sie fühlte sich warm an, nach der Art von Wärme mit der man versuchte, Scham zu unterdrücken. Besorgt neigte der Fremde den Kopf in die Richtung, in die es der Junge tat und fing seinen Blick auf. Was bereitet dir Kummer? Lass mich daran teilhaben, ich möchte ihn von dir nehmen. Wo Worte fehlten, sprachen Taten. Behutsam führte er auch die zweite Hand an Taevris Gesicht, bat ihn um den Blickkontakt, den er sich gegenwärtig nicht traute, zuzulassen. Lass mich dir helfen. Dich traurig zu sehen, macht mich traurig.

Es lag an dem wässrigen Schimmer. Taevris beschäftigte etwas so sehr, dass es ihn zu Tränen rührte und die brachen so unerwartet aus ihm hervor, dass er erschrocken von dem heftigen Schluchzer die Hand auf den Mund drückte. Sie wurde ihm sanft abgenommen. Er durfte weinen, er sollte den Schmerz herauslassen und nicht in sich eingraben. Mitfühlend rückte der Fremde nicht ab von dem zittrigen Häufchen Elend. Er war da. Er schloss ihn in eine innige Umarmung und legte eine Hand an seine Hinterkopf, wo er begann, in sanften Kreisen durch die Haare zu streicheln. Es fühlte sich unbeschreiblich wohltuend an und ermutigte Taevris dazu, das Gesicht an dem Hemd zu vergraben und hinein zu weinen. All den Kummer und den Schmerz weinte er, diese entsetzliche Angst schluchzte er in die männliche Brust und wünschte sich, sie würde ihn nie mehr wieder heimsuchen. Er war es so leid, Angst vor dem zu haben was er sah, sobald er die Augen schloss. Er war es leid, dass er leiden musste für etwas, wofür er nichts konnte. Sie hatten ihm seine Magie vor sieben Jahren aus dem Blut sediert. Wieso musste er immer noch weinen?

Als er sich beruhigte und sich mit dem Ärmel über die rote Nasenspitze wischte, schniefte er verzagt. Tränen glänzten nass auf seinen Wangen und er mochte beinahe nicht hochblicken. Sicherlich würden die braunen Augen ihn mit Mitleid anblinzeln, stumm und mitleidig wie er es am liebsten nie mehr sehen wollte. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt, seine Knie fühlten sich wackelig an und das vertraute er dem Fremden an. Sein Vertrauen war sicher in ihm und deswegen offenbarte er, wie schwach er sich tatsächlich fühlte als magisches Wesen, das keine Magie besaß. Nicht mehr.

Entgegen seiner Befürchtungen, schickte ihn der Fremde nicht weg. Er vertrieb ihn auch nicht mit nachgeworfenen Steinen. Im Gegenteil. Die braunen Augen weiteten sich schockiert und entsetzt als er von dem tragischen Verlust hörte. Vom wahren Ausmaß der Verbrechen, die an den magischen Geschöpfen verübt wurden. Jungkook schluckte bitter, ergriffen von der Schuld, die er an Taevris Schicksal trug. Seitdem die Drachenreiter verschwanden, waren die Zustände weitaus fataler ausgeartet, als er umtraute.

Taevris zog die Nase hoch und fühlte, wie ihm mehr Tränen in die Augen stiegen als er es wiederholte. „Seitdem man mir meine Magie mit diesem Serum ausgetrieben...erstickt...hat...", er schluchzte verzweifelt und hob die Hände. Sie zitterten. Er betrachtete sie und fühlte wie in den Jahren zuvor keinerlei magische Regung mehr in ihnen, rein gar nichts was ihn zu einem magischen Wesen machte. „...i-ich fühle mich entsetzlich. Schwach und bedeutungslos, ich...ich bin ein Magier ohne Magie". Erst als er es aussprach, zum ersten Mal mit genau diesen Worten die ihm bislang nur im Kopf herumgeisterten, da traf es ihn so richtig. Hart und erbarmungslos brach die Realität über ihm zusammen. Tonlos öffneten sich seine Lippen, mit einer Stimme die so befremdlich klang, als gehöre sie einem anderen. „Wer bin ich, ich meine...i-ich bin nicht das, was ich war. Und nicht der, der ich sein könnte. Ich bin...Nichts"

🐲 Breath of Fire [DRAGON!AU] vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt