🐲26 - das Gewand eines Drachenreiters

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Für das Abenteuer war Taevris bereit. Jederzeit. Jetzt. Überall. Ausnahmslos.

Mit Ausnahme von dem nächsten Tagesanbruch.

Gemächlich schlenderte er durch die Burg. Das robuste Mauerwerk überdauerte die Zeit und ihm fiel auf, wie selbst die kantigsten Steine in dieses Mosaik passten. Jeder besaß einen Fleck an dem er hingehörte und so fühlte er sich auch, ein bisschen zumindest. Als habe er seinen Platz gefunden. Mit langsamer Ruhe schritt er über den steinernen Boden. Die Risse die sich begannen zu formen, trotzten den Witterungen an diesem entlegenen Ort als wären sie imstande, noch vielen weiteren Jahrhunderten zu trotzen. Tiefe Furchen zerteilten das Muster der Pflastersteine ohne aber an Wirkung zu verlieren. Vereinzelt kämpfte sich die Natur schon durch die Grundmauern der Burg, hier und da blühten die Köpfchen von buntem Efeugewächs auf und erkoren das gewonnene Territorium als ihres.

Beflissen seufzte Taevris. Gern würde er sich zusammen mit Jungkook hier umsehen, von ihm Geschichten hören die an diesen Ort knüpften und vielleicht würde sich ja später dazu Gelegenheit bieten. Gegenwärtig befand er sich mit seinen Brüdern in einem Gespräch, das Taevris aus Respekt nicht mit seiner Anwesenheit stören mochte. Zwar sprachen sich alle dafür aus, er solle gern in ihren Gesprächskreis teilnehmen, dem lehnte er allerdings höflich ab. Ihre Bruderschaft hat sieben Jahre nachzuholen. Derart vertrauliche Themen würde ich nur hindern, besprochen zu werden.

Also tat Taevris eben das, was jeder andere an seiner Stelle getan hätte. Sie versicherten, dass es ihm wahrlich keinen Unmut bereite sich für eine Weile allein umzusehen. Durch die imposanten Fensterbögen blickte er hinaus auf die fliegenden Inseln. Die Kometensplitter, wie er wusste sie auf ihre Entstehung zuzuordnen, trieben in enger Konstellation beinander und noch enger rankten sich die Pflanzenschlingen um ihre herabhängenden Brocken. Ihr robustes Wurzelwerk hielt kleinere Felsen an den größeren und erlaubte es den echsenartigen Salamanderdrachen, fröhlich und tollkühn auf ihnen herum zu turnen. Diese fliegenden Splitter eines einst glühenden Planeten bargen nun den Lebensraum für die, die wussten, ihn zu nutzen. In ihren Lücken tummelten sich Scharen an Drachen und das in den buntesten Farben. Die Schuppen schillerten in allen bekannten Farben, sobald sich ein Sonnenstrahl durch die Wolkenberge kämpfte und sich zu den Wesen durchrang. Elegant und wendig bewegten sie sich durch die Lüfte, durch ihren natürlichen Lebensraum, und es versetzte Taevris in ehrfürchtiges Staunen. Gern sah er ihnen dabei zu. Der Anblick war so fantastisch, wie atemberaubend.

Im Gegensatz zu dem Wetter. Trüb und grau befleckten Wolken den Himmel, nur selten kämpfte sich die Sonne hindurch. Die kräftigen Schwingen eines lila Drachen verfolgend, hob Taevris langsam die Hände und mit ihnen erwachte das Glimmen. Heller und strahlender formte es sich an den Fingerkuppen zu einer Lichtkugel, er formte sie zu einem gleißenden Gemisch und spürte, wie es ihn kein bisschen anstrengte. Beinahe wäre ihm ein Schmunzeln über die Lippen gehuscht, wie er sich seiner Magie bediente und ein bisschen besser verstand, weshalb man ihn so gnadenlos mit dem Serum betäubte. Sie taten recht daran, mich zu fürchten. Mich und die Magie, die sie in mir zur Ruhe zwangen. Nun erwachte sie und wird sich kein zweites Mal tottäuben lassen. Er streckte die Arme von sich und stieß mit diesem Ruck die Lichter von sich, befreite sie von seinen Fingern und erlaubte ihnen, sich zu vergrößern. Das taten sie. Losgelöst ihrer Haftung und gespeist durch seine Kräfte gewannen die Lichter an Helligkeit und dehnten sich aus. Über die Burg und hinauf in den Himmel dehnten sie, keine Grenze schien ihnen Einhalt zu gebieten. Taevris blinzelte gegen das Blenden, kniff die Augen zu und spürte wie es ihn auch jetzt keine arge Mühe kostete, den Himmel mit seiner Magie zu speisen. Die Lichter drängten gegen die Wolken und zurück, verzauberten sie zu Nichts und zerstoben zu einem funkelnden Prickeln.

Es war dasselbe Prickeln, das den Magier ein bezauberndes Lächeln ins Antlitz flößte.

„Unter deinen Fingern beugen sich Himmel und Wolken. Mit Ausnahme der Elementardrachen, dachte ich nicht, dass sich in einem Geschöpf derart gewaltige Magie befindet", gab eine Stimme hinter ihm zu erkennen, dass er nicht alleine auf diesen Zauber blickte. Überrascht aber nicht erschrocken drehte er sich um, gerade so weit, um das faszinierte Schmunzeln auf Chimin's Gesicht zu sehen, bevor es verschwand. Wie die Lichter weit entfernt hinter den fliegenden Inseln, nach verrichtetem Dienst, verglühten. Mit ihnen nahmen sie die grauen Wolkenberge. Chimin stellte sich neben Taevris und blickte hoch in das Werk, das er vollbrachte mit nicht mehr, als einem Heben der Hände und einer geflüsterten Zauberformel. „Ich habe noch nie einen Magier getroffen, der Kräfte besitzt und nutzt, wie du es tust", bemerkte er weniger als Vorwurf gedacht, sondern als das, was ihm die Stimme preisgab. Staunen. Faszination. Respekt. Nachdrücklich nickte er mit dem Kopf hin zu dem, was sich vor ihnen abspielte. Sowohl von gewaltigem Respekt, als auch hingebungsvoller Faszination von demjenigen, dessen Magie mächtig genug war, um etwas so gewaltiges wie den Himmel zu kontrollieren.

🐲 Breath of Fire [DRAGON!AU] vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt