🐲37 - Rückkehr in den Himmel

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Langsam schlenderten die beiden den Korridor entlang. Die Luft floss angenehm kühl in ihre Lungen, wohlige Atemzüge taten sie und es war Taevris, der jeden davon auskostete als wäre es der erste in diesem Leben. Ein bisschen fühlte es sich auch danach an, als wäre er mit dem Erwachen aus der Ohnmacht in einem Leben erwacht, das in jederlei Hinsicht war als das, aus dem er schwand. Kein Mal schwand dafür der Arm von seinem Rücken. Behutsam leitete er ihn in den Korridoren und rieb Muster, wenn sich derjenige in seiner Obhut mit einer Stufe abmühte. Zuvorkommend wie er war, wich Jungkook keinen Moment von seiner Seite und stützte ihn, wobei er die eigene Wunde mit einem simplen es braucht mehr als einen Piecks um mich zur Strecke zu bringen runterspielte. Zwar sah der Pfeilstich schlimm aus und hatte definitiv an den Kräften gezerrt, doch dass Jungkook keine zwei Tage danach wieder stand bewies, wie hart er im Nehmen war.

So hart Jungkook im Nehmen war, besaß Taevris die Gabe um gütig zu geben. „Was beschäftigt dich?", wisperte Taevris leise und unterdrückte den Drang, stehen zu bleiben und erst wieder weiterzugehen, sobald er eine Antwort erhalten hatte die er glaubte. Es war schwer ihn zu täuschen, Worte besagten das eine aber er verstand sich darauf, anhand von Jungkook's Körpersprache zu deuten, ob es die Wahrheit war. Diese lautlose Form der Verständigung erlernte er in der Wildnis und perfektionierte sie bis er imstande war, in einem Schulterzucken die versteckte Emotion abzulesen.

„Es ist nichts". So auch in dem Schulterzucken, mit dem Jungkook den gehüteten Frust überspielen wollte. Einfühlsam legte ihm Taevris eine Hand an die Brust und stoppte sie, bis sie voreinander stehen blieben und sich ansahen. Jungkook wich dem forschenden Blick aus, doch der eilte ihm nach und holte ihn ein. „Für ein nichts, erscheinst du mir seltsam still", betonte die Stimme gerade mahnend genug, um auf das veränderte Verhalten hinzuweisen, dass er es bemerkte und die Ausflüchte ihn nicht abspeisten. Der Körper sprach eine andere Sprache als die Stimme und dem musste Jungkook in die Augen sehen. Dass er viele, aber nicht jeden täuschte. Seokjin und Hoseok mochten seine einsilbigen Antworten schweifen lassen um ihm nicht zu nahe zu treten wenn er offensichtlich kein Gespräch wünschte. Selbst Chimin hinterfragte seinen Anführer nicht, dessen Zwiespaltigkeit hervorstach wie ein Drache unter Lämmern.

Ihr Weg führte sie über die steinernen Treppen hinaus in den hinteren Teil der Burg. In die Kathedrale, unter deren eingestürztem Dach das Tageslicht hereinschien. Drachen hatten es sich in den Nieschen gemütlich gemacht und gurrten neugierig auf die, die ihre Mittagsruhe störten. Ein paar entschwanden der Kathedrale um sich einen geschützten Schlafplatz in den fliegenden Inseln zu suchen, andere wiederum vollführten Schlenker in der Luft um die zu begrüßen, von denen eine vertraute Aura abstrahlte. Der fröhlich wippende Schwanz eines Batka Drachen zeigte, dass er auf die beiden blickte und zwei neue Spielgefährten bekam. Aufgeweckt flog er kringelinge Bahnen und zog sie enger, bis er so nah an ihnen vorbeisauste, dass es endlich ausreichte um Jungkook die starre Miene zu schmelzen. Gutmütig hob er den Arm und kam dem Wunsch des Drachenjungen nach, bot sich als Träger an und fand sich vom Anführer der Drachenreiter erhoben zum persönlichen Träger des Batka Drachen. Der qualmte genüsslich grünen Rauch und äugelte träge auf Taevris, der behutsam die Hand hob und ihm das spitz zulaufende Schnäutzchen streichelte. Lächelnd erfreute er sich an der enormen Freude, die er damit auslöste. Der Batka schlug mit den Flügeln, wirbelte Jungkook übermütig die Haare durcheinander und grollte in höchster Zufriedenheit.

Gern hätte Jungkook dieselbe Zufriedenheit ausgestrahlt, tat es, hielt nur kurzweilig an. Die Freude entschwand seinem Gesicht und wieder blickte die Maske zurück, unter der gewiss kein Nichts herrschte. Das war beiden klar, sowie es beiden klar war, dass dieses Gespräch trotz der emotionalen Schwere geführt werden müsste. Der Drachenreiter hielt still bis der Batka es sich auf seiner Schulter gemütlich eingerichtet hatte, ehe er aufseufzte und damit den Sorgen ein Ventil gab, die ihm die Mundwinkel nach unten drückten. „Gestern ist Yoongi aufgewacht. Kurz. Die Heilkräuter wirken stark auf ihn und das ist gut so, gesunder Schlaf hat ihm gefehlt und den soll er nachholen. Yoongi ist ein Dickkopf, er verweigerte die Tinktur um von dem wenigen zu berichten, was er noch weiß", suchte er eine Weile nach den richtigen Worten, fand sie nicht um zu beschönigen, was mit keiner Sprache der Welt zu beschönigen war und kniff die Lippen zu einem schmalen Strich. Die verschlossene Mimik stand im Kontrast zu der Trauer, die sich durch die braunen Augen formte und wortlos zu tropfen begann. Bestürzt zerfloss Taevris zur selben Trauer, er empfand Mitgefühl und Sorge um den, der unter den einprasselnden Gefühlen rang und keines davon schaffte, abzuschmettern. „Sein Leiden war so unnötig, Taevirs, nur weil ich..." ...weil ich damals nicht kapierte, in welche Falle ich uns geführt hab.

🐲 Breath of Fire [DRAGON!AU] vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt