Ob Taevris tatsächlich zu dieser Sorte der furchtlosen gehörte, wusste er nicht. Er hatte noch nie einen Drachen gesehen und kannte ihr Erscheinungsbild lediglich aus den paar Erzählungen, die er in der Spelunke aufschnappte. Seitdem die Drachen fort waren, hatte sich das Jagen nach ihnen zu einer sozial anerkannten Form von Jagdsport entwickelt. Wenn einer gefunden und erlegt worden war, prahlten die Männer mit ihren Siegen und für gewöhnlich nahmen sie die Hörner oder Klauen mit, um sie bei den Festgelagen zu präsentieren. Zusammen mit den heroischen Erzählungen, in denen sie die bösen Monster wie einfaches Wild erlegten. Diese handelten von monströsen Bestien, die sich hurtiger als eine Schlange in der Luft räkelten und mit ihrem Gebiss einen Glockenturm zermalmen konnten. Klauen, die sich tief in Bergstein einritzten und wenn ein Drache seine Flügel ausbreitete, verdunkelte es die Sonne.
Daher fand sich Taevris einigermaßen überrascht, als sich seine verschwommene Sicht etwas fokussierte.
Das erste, was er durch die sich klärenden Schleier wahrnahm, war nicht die seltsam verhüllte Gestalt. Oder die Maske, die ihm bis über die Nase gezogen von einer menschlichen Identität entfremdete und nur die braunen Augen preisgaben, was er wohl denken mochte. Taevris schluckte. Der blickte mit demselben langsamen Wimpernschlag auf das, was offenbar die Kreatur sein sollte, irgendwann, deren Flügelschlag die Sonne verdunkelte. Es war der Drache auf den Schultern der Gestalt. Er war klein und nicht viel größer als das Jungtier eines Wolfes, im höchsten Fall durchtrieben von Spiellust aber keiner Tötungslust. Zahm und fromm saß er dem Fremden auf der Schulter und schlug vergnügt mit dem Schwanz, als freue er sich darüber, nun einen neuen Spielkameraden zu haben. Die hellen Augen musterten Taevris mit kindlicher Neugierde und er war versucht, die Hand auszustrecken um das beschuppte Wesen zu streicheln. Bei dem daraufhin einsetzenden Fauchen zog er die Hand schnell wieder zurück, eingeschüchtert ihm würde vielleicht ein Finger abgebissen. Der Fremde beobachtete die Szene stumm und linste von Taevris zu dem Drachen, dann wieder zu Taevris und bedeutete ihm mit einer flach ausgestreckten Hand, Bettruhe zu hüten. Ohne hinzublicken hob er die Hand und setzte sie zielsicher auf den Drachenkopf an, wo er zwischen den anwachsenden Hörnern streichelte und damit ein wohliges Brummen aus dem Tierchen lockte.
Der dunkle Rauch, der dabei aus den Nasenlöchern aufstieg, kringelte sich hinauf zur Decke und eigentlich befand sich Taevris von keiner Furcht gelähmt. Es war die Ungewissheit, die ihn belastete, denn war er nicht halbtot in einer dunklen Waldsenke zusammengebrochen?
„Wo bin ich? H-hast du mich hierher gebracht?", fragte er die Fragen, die ihm auf der Zunge brannten. „Wirst du...mich töten?"
Eine Antwort erhielt er nicht, zumindest keine mit Worten. Ein einfaches Handzeichen vermittelte ihm, sich zu beruhigen und liegen zu bleiben. Er entspannte sich nur bedingt und zog die Decke bis zu seinen Schultern, hüllte sich in ihre Wärme weil der Herbst allmählich die Welt in eine unangenehme Kälte hüllte, die er nicht mochte. Er kannte die Kälte, er hatte sie sieben Jahre lang ohne recht wärmende Kleidung durchgestanden und es war nicht selten vorgekommen, dass er sich nicht traute in der Nacht einzuschlafen. Er fürchtete, dass er nicht mehr erwachte. Diese Angst war vorbei, denn der Fremde schien ihn nicht vor die Tür zu setzen und auch der Drache auf seinen Schultern erweckte den Eindruck, ihm nicht wehzutun. Im Gegenteil. Sobald er von der Gestalt keine Streicheleinheiten mehr erhielt, kletterte er ihm über den Arm runter auf das Bett, wo er fröhlich zu Taevris trippelte und sich in reiner Selbstverständlichkeit unter die Decke schlingelte. Dort angekommen ließ er sich in seinem Schoß nieder, rollte sich zu einer kleinen Kugel zusammen und mit dem Schnäutzchen auf dem Bauch ruhend, begannen die dunklen Rauchwölkchen zu kringeln.
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🐲 Breath of Fire [DRAGON!AU] vkook
FanfictionJeon Jungkook ist der Anführer der legendären Drachenreiter. Knapp entkommt er der Falle des Königs und schwört, seine gefallenen Brüder zu rächen. Bis dahin sucht er Schutz im Exil. Fern der Zivilisation und fern von dem Kopfgeld, dass auf ihn ausg...